Sonntag, 23. Januar 2022
Der Munitionsraum I bei Wettstetten
Sonntag, 9. Januar 2022
Update zur Hülker Schanze
In meinem letzten Beitrag hatte ich die Vermutung angestellt, das das baumbestandene Gebiet bei den Koordinaten 54.284080317406776, 8.79374612899342 der Standort der ehemaligen Hülker Schanze sein könnte. Ende Dezember hatte ich Gelegenheit, das Areal vor Ort in Augenschein zu nehmen.
Vom Fahrweg längs des Süderdeichs zweigt hier die Straße "Hülk" ab. Auf beiden Seiten dieser kurzen Sackgasse befinden sich bebaute Privatgrundstücke, so dass eine Begehung leider nicht in Frage kam. Es fiel jedoch sofort auf, dass keinerlei Wälle oder auch nur Erderhebungen sichtbar sind. Sollte sich hier wirklich die Hülker Schanze befunden haben, wurde alles gründlich eingeebnet.
Der Digitale Atlas Nord zeigt in dieser Darstellung sowohl die Grundstücksgrenzen als auch den Gewässerverlauf.
Zwischen dem Fahrweg Süderdeich und dem Areal um die Straße Hülk verläuft der Vollerwieker Sielzug. Wann er angelegt wurde, konnte ich noch nicht herausfinden. In der Kartendarstellung 1932 - 1950 ist er nicht erkennbar; mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit gab es ihn zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges noch nicht.
Laut der 1886 von Franz Geerz gezeichneten Karte „Historische Karte von Dithmarschen, Eiderstedt, Helgoland, Stapelhorn, d. Wilster-Marsch, den Ämtern Hanerow u. Ritzebüttel, sowie vom nördlichen Theile der Lande Kehdingen, Hadeln u. Wursten“ (Quelle: Königlich-dänische Bibliothek) hatte die Hülker Schanze 4 Bastionen. Die beiden deichseitigen Bastionen könnten dem Sielzug und dem Fahrweg Süderdeich zum Opfer gefallen sein.
Zumindest für eine der beiden anderen Bastionen gibt es aber deutlichere Anhaltspunkte. Auf der Karte fällt vor allem die westliche Ecke des baumbestandenen Areals auf:
Hier habe ich den fraglichen Verlauf rot markiert:
Im markierten Bereich ist das Gebiet vollständig von einem Graben umgeben, hier von der Südecke zu erkennen:
Nachfolgend ist die Sichtachse des Fotos in der Karte markiert:
Weitere Impressionen:
Es ist durchaus zu vermuten, dass es sich bei dem in der obigen Karte rot markierten Areal um die westliche Bastion der ehemaligen Hülker Schanze handelt. Beweisen kann ich es allerdings leider (noch) nicht.
Übersicht der Blogbeiträge zur Batterie St. Peter:
Sonntag, 4. Juli 2021
Auf der Suche nach der Batterie St. Peter, 2. Teil
Nachdem ich den Standort der Batterie St. Peter nur vermuten, aber nicht nachweisen konnte, bin ich das Problem von einer anderen Seite angegangen: Ich habe mir überlegt, wo ich vor über 100 Jahren eine Batterie, die die Eidermündung schützen sollte, positioniert hätte.
Nun, für mich wäre der ideale Ort die Gegend südlich des
kleinen Ortes Vollerwiek gewesen:
Wie sich zeigte, war ich nicht der erste, der auf diese Idee kam. Die erste neuzeitliche Küstenbatterie südlich von Vollerwiek entstand bereits 1626 – 28, mitten im dreißigjährigen Krieg. Bei dieser „Hülker Schanze“ (nach damaliger Schreibweise „Hülcker Schanze“) genannten Anlage handelte es sich um ein bastioniertes Erdwerk nach niederländischer Manier, d.h. mit nicht-kasemattierten Bastionen, Wassergräben und vorgeschobenem niedrigeren Schutzwall zur Verteidigung des Grabens.
Solche Flusssperren stellten für die damalige Zeit etwas
völlig Neues dar: Den eigentlichen Häfen (in diesem Fall Tönning) weit vorgelagerte
Batterien zur Beherrschung von Flussmündungen gab es vor dem 30-jährigen Krieg
noch nicht.
Die politische Zuordnung der Hülker Schanze ist gar nicht so
einfach. Schleswig-Holstein war damals in eine Vielzahl von
Herrschaftsbereichen aufgeteilt. Die Hülker Schanze lag im Herzogtum Gottorp,
das dem schwedischen Königshaus nahestand; 1713, während des nordischen Kriegs,
wurde das Gebiet dänisch.
Letzteres ist ein für die Erforschung der Vollerwieker
Festungsanlagen glücklicher Umstand: Die königlich-dänische Bibliothek verfügt heute über ein
beachtliches Inventar an digitalisierten Karten und Plänen, die online frei
verfügbar sind. Alle nachfolgend gezeigten Karten und Pläne stammen aus dieser
Quelle.
Die älteste Karte, die die Hülker Schanze zeigt, stammt aus
dem Jahr 1750. Sie trägt den Titel „Zeichnung ein Stück des Teiches oder
sogenanten Verlorn Hörn bey Vollerwick“:
Interessanterweise ist auf dieser Karte von der „vormaligen Hülker Schanze“ die Rede. Auch auf der nächsten Karte, 1804 von C.F. Kling gezeichnet („Eideren: Situations Plan von den Defensions-Anstalten in dem Kirchspiel Vollerwick beim verlohrnen Hörn in den Jahren 1801 und 1804“) findet man diese Angabe:
Schon 1750 scheint sie also nicht mehr militärisch genutzt worden zu sein, was allerdings im Widerspruch zu einer anderen Quelle steht, derzufolge die Batterie im Jahr 1801 zum Schutz der Eider, zur Abwehr von Landungen feindlicher Truppen und zur Überwachung der Quarantäne diente.
Auf beiden
Karten ist die Schanze völlig unterschiedlich dargestellt: Auf der von 1750
liegt sie direkt am Deich und weist keine Bastionierung auf, auf der von 1804
liegt sie in einiger Entfernung zum Deich und hat nur angedeutete Bastionen.
Spannend in
diesem Zusammenhang ist die 1886 von Franz Geerz gezeichnete Karte „Historische
Karte von Dithmarschen, Eiderstedt, Helgoland, Stapelhorn, d. Wilster-Marsch,
den Ämtern Hanerow u. Ritzebüttel, sowie vom nördlichen Theile der Lande
Kehdingen, Hadeln u. Wursten“. Sie stellt die Schleswig-Holsteinische
Nordseeküste in den Jahren 1643 – 1648 dar und zeigt die Hülker Schanze als
direkt am Deich gelegenes, deutlich bastioniertes Werk:
Heute nachzuvollziehen, welche der 3 Darstellungen der Realität am nächsten kommt, ist – gerade aus der Entfernung – äußerst schwierig. Eine Bodenreliefdarstellung wie im Bayernatlas verfügbar könnte sicher schnell Aufschluss geben; leider bietet der Digitale Atlas Nord eine solche Darstellung nicht.
Im Luftbild erkennt man bei den Koordinaten 54.284080317406776, 8.79374612899342 eine Struktur, die der Darstellung der Schanze von 1886 auffällig entspricht (nachfolgend rot umrandet); leider ist das Areal größtenteils unter starkem Baumbewuchs verborgen:
In diesem Foto, von der Badestelle Vollerwiek aus aufgenommen, markiert der rote Pfeil einen Baumbestand am Horizont, bei dem es sich um das fragliche Areal handeln müsste:
Um zu
verifizieren, ob hier wirklich die Hülker Schanze lag, wird mir nichts anders
übrigbleiben als ein Vor-Ort-Auswertung bei meinem nächsten Nordfriesland-Urlaub.
Was Vollerwiek an Festungshistorie sonst noch zu bieten hat, beschreibe ich in Teil 4.
Übersicht der Blogbeiträge zur Batterie St. Peter:
Dienstag, 1. Juni 2021
Auf der Suche nach der Batterie St. Peter
Coronabedingt führte uns der diesjährige Sommerurlaub wieder nach Norddeutschland statt nach Schottland. Genauer gesagt ging es ins Hinterland von Sankt Peter-Ording in Nordfriesland, und die Reisevorbereitungen beinhalteten auch diesmal wieder die Recherche nach Festungen.
Das Internet gab nicht viel her; als einzige Quelle blieb
mir das Buch „Festungsbau an Nordsee und Ostsee“ von Frank Gosch. Das Ergebnis
war enttäuschend: Lediglich eine Batterie bei Sankt Peter-Ording ist in
besagtem Buch erwähnt und mit nur wenigen Angaben beschrieben:
Auf die Ähnlichkeit zu den Batterien Pohl und Scheer auf der
Insel Juist wird hingewiesen; zu diesen beiden Batterien gibt es auch eine
Skizze. Die einzelnen Geschütze waren unregelmäßig in den Dünen verteilt und wurden über
eine Feldbahn versorgt.
Bei der Batterie St. Peter muss es sich also um ein mehr
oder weniger unregelmäßiges Gebilde von gut 360 Metern Länge gehandelt haben;
eine Feldbahntrasse ist ebenfalls anzunehmen. Auf einem Luftbild müssten
eventuelle Reste einigermaßen erkennbar sein.
Doch wo suchen? Die oben genannten Ortsangaben sind
ausgesprochen problematisch. Das fängt damit an, dass Garding gar nicht südlich
von Sankt Peter-Ording liegt, sondern gut 11 km nordwestlich vom alten Ortskern
Sankt Peter.
Auch der Zweck, die Verteidigung von Hever- und
Eidermündung, ist mehr als fraglich: Sankt Peter-Ording liegt am Westende der
Halbinsel Eiderstedt. Die Hever ist ein Gezeitenstrom, der nördlich von
Eiderstedt verläuft und den Husumer Hafen mit der Nordsee verbindet. Die Eider
ist tatsächlich ein Fluss, der nahe Kiel entspringt und sich bei Tönning
zunächst zum Purrenstrom, einem Mündungstrichter, erweitert und hinter dem
Eider-Sperrwerk südlich der Halbinsel Eiderstedt in die Nordsee mündet.
Die Halbinsel Eiderstedt ist rund 15 km breit; eine Batterie
südlich von Sankt Peter hätte also unmöglich die Hever-, sehr wohl aber die
Eidermündung verteidigen können.
Wenn die Batterie Sankt Peter wirklich südlich des Ortes
Sankt Peter lag, muss sie, um die Eidermündung wirksam verteidigen zu können, zwischen der Strandüberfahrt Böhl und dem Ostende des
Nordsee-Golfclubs Sankt Peter-Ording gelegen haben.
Vor dem Deich liegt hier ein breiter Streifen aus Marsch und
Salzwiesen, der für eine Batterie meines Erachtens ungeeignet war; es fehlen
außerdem Dünen, die die Batterie hätten tarnen können:
Blick vom Damm in Richtung Eidermündung:
In Richtung Badestelle Böhl mit seinen Pfahlbauten:
Nun ist aber die Eiderstedter Küste ein sehr dynamisches Gebiet, das nicht nur durch das Meer, sondern auch durch den Menschen ständigen Veränderungen unterlegen ist. So sah der Küstenverlauf vor 100 Jahren südlich von Sankt Peter völlig anders aus. Da der Digitale Atlas Nord, wo ich die entsprechende Karte gefunden habe, in Sachen Veröffentlichung noch restriktiver ist als der Bayernatlas, kann ich den Kartenausschnitt lediglich verlinken, aber nicht einbetten oder sonstwie darstellen - hier klicken.
Es fällt vor allem auf, dass der Deich, der heute entlang des Marnewegs verläuft, Anfang des 20. Jahrhunderts südlich von Süderhöft an einem 590 Meter langen Dünenareal endete, und dass ein zweiter Deich (der heute verschwunden ist) entlang der Nordgrenze des heutigen Golfplatzes verlief. Besagte Dünen lagen also vor dem Deich größtenteils auf dem heutigen Golfplatz-Gelände und wären von ihrer Größe als auch ihrer Position her für eine Batterie ideal gewesen:
1 Marschland & Salzwiesen
2 Dünen
3 Südlicher Deich
4 Nördlicher Deich
5 (dunkelgrün) Areal des heutigen Golfplatzes
Es spricht einiges dafür, dass die Batterie St. Peter hier gewesen sein könnte; beweisen kann ich es leider nicht.
Zu Beginn meiner Suche hatte ich den bei Gosch genannten Ort
Garding noch in meine Betrachtungen mit einbezogen und bin so auf einen zweiten
möglichen Standort gestoßen. Wie sich herausstellte, befand sich dort
tatsächlich eine Batterie, allerdings nicht die gesuchte. Dazu mehr in einem
weiteren Blogbeitrag.
Übersicht der Blogbeiträge zur Batterie St. Peter:
Samstag, 1. Mai 2021
Nachtrag zum Brustschild für Eierhandgranate 17
Im ersten Beitrag zum Brustschild hatte ich darauf hingewiesen, dass der Reißdraht des Brennzünders 15 ursprünglich mit Hilfe eines an einer Lederschlaufe befestigten Karabinerhakens herausgerissen wurde.
Bei dieser sogenannten Karabinerschlaufe handelte es sich um einen 15mm breiten Lederriemen, an dessen einem Ende ein Karabinerhaken angebracht war; am anderen Ende befand sich eine Schlaufe. Die Gesamtlänge dieser Vorrichtung betrug 45cm.
Im Verlauf des Krieges wurde Leder durch Textil ersetzt. In dem bereits erwähnten Lehrfilm "Der Infanterie-Nahkampf" (online verfügbar über das Bundesarchiv) wird die Handhabung einer solchen Karabinerschlaufe aus Stoff ab Minute 12:30 gezeigt.
Und so muss man sich eine lederne Karabinerschlaufe vorstellen:
(Auch diese Handgranate ist natürlich komplett delaboriert; der Zünder ist eine Kopie)
Sonntag, 11. April 2021
Der Zufahrtsdamm des Zwischenwerks 6
Laut
Militärbaugeschichte des Zwischenwerks 6 erfolgte die Zufahrt über den
Kehlgraben über einen Damm, in dessen Mitte sich ein (Zitat) „Barrierentor mit Palisadierung
an den Böschungen“ befand.
Zur Lokalisierung
zunächst wieder ein Blick auf das Bodenrelief:
Eine Definition des Begriffs „Barrierentor“ konnte ich leider bisher nicht finden. In Verbindung mit „Palisadierung“ macht es den Eindruck, als sei die Konstruktion eher passagerer Art gewesen, möglicherweise aus Holz.
- Wall des Zwischenwerks
- Kaserne
- Damm
- „Ausstülpung“ des Damms nach Süden
- Graben
- nördlicher Entwässerungsgraben
Montag, 5. April 2021
Neue Untersuchungen am Zwischenwerk 6
In meinem letzten Post über das Zwischenwerk 6 hatte ich auf einen Widerspruch zwischen den Planungsunterlagen von 1894 und einem Plan von 1897 hingewiesen: Laut Planungsunterlagen hätte die Kaserne des Zwischenwerks in zwei Abschnitten gebaut werden sollen (zuerst der Nordteil als Infanterie-Untertretraum für eine Kompanie mit 4 Mannschaftskasematten; Bau des Südteils zu einem späteren Zeitpunkt). Im Plan von 1897, der 4 Monate vor offiziellem Bauende datiert ist, ist von dieser Teilung jedoch nichts zu sehen.
So hätte die komplette Kaserne nach der ursprünglichen
Planung von 1894 aussehen sollen:
Und so zeigt sie der Plan vom Januar 1897:
Zwischen beiden Planungsständen liegt ein Zeitraum von zweieinhalb Jahren, für den ich leider keine Unterlagen habe.
Zu klären ist nun, ob die Planung zwischen Juni 1894 und
Januar 1897 tatsächlich geändert und die Kaserne in nur einem Bauabschnitt
komplett errichtet wurde.
Zwischen beiden Plänen bestehen folgende Unterschiede:
- In der zweiphasigen Bauausführung hätte die Kaserne ungefähr in der Mitte zwischen der letzten Kasematte des nördlichen Bauteils und der ersten des südlichen eine doppelte Ziegelmauer mit Sandpolster und einem nachträglich angelegten Durchgang
- Eine in zwei Abschnitten gebaute Kaserne wäre entsprechend um die Dicke einer zusätzlichen Ziegelmauer plus Sandpolster länger, laut Plänen 2,68m.
- Wäre der Nordteil zuerst errichtet worden, hätte er in der letzten ( = am Südende gelegenen) Kasematte einen Brunnen und einen Wasserablauf gehabt. Wäre die Kaserne gleich komplett gebaut worden, würden diese beiden Elemente fehlen.
Das einfachste Mittel, zumindest einen Anhaltspunkt zu
bekommen, ist die Vermessung der Kasernenlänge. Das ließ sich mit dem Computer
einfacher bewerkstelligen als vor Ort: Ich habe einfach die im Bodenrelief des Bayernviewers
erkennbaren Trümmer online abgemessen und bin auf ziemlich genau 80m gekommen.
Laut den Plänen von 1894 hätte eine zweistufig gebaute Kaserne ungefähr 82,7m
lang sein müssen. Nun gibt es aber bei dieser Vorgehensweise eine gewisse
Messungenauigkeit; das Ergebnis kann also allenfalls als unterstützender
Hinweis gewertet werden.
Nächstes Indiz: Die ungefähr mittig gelegene doppelte
Ziegelmauer. Vor Ort sieht diese Stelle so aus:
Ob sich hier einst eine doppelte Ziegelmauer mit Sandpolster befand, lässt sich aus den Trümmern beim besten Willen nicht mehr rekonstruieren. Gerade im Bereich der Einfahrt macht das Werk sowieso den Eindruck, nach dem letzten Krieg zur Gewinnung von Baumaterial ausgeschlachtet worden zu sein.
Bleibt nur noch die Untersuchung der Wasserversorgung.
Ob es im Nordteil einen eigenen Brunnen gab, lässt sich
verständlicherweise nicht mehr rekonstruieren, dazu müssten Tonnen von
Betontrümmern bewegt werden. Die Planung von 1894 zeigt aber auch einen
Wasserablauf; leider ist der Verlauf außerhalb des Kasernengebäudes aus den
Plänen nicht erkennbar:
Legende:
- Nördlicher Abwasserkanal nach dem Plan von 1897
- Südlicher, aus der Kaserne herausführender Abwasserkanal nach dem Plan von 1897
- Brunnen im Nordteil der Kaserne nach dem Plan von 1894
- Aus dem Nordteil der Kaserne herausführender Abwasserkanal nach dem Plan von 1894
Bei meinem letzten Besuch am 28. März 2021 begann ich die
Untersuchung der Abwasserkanäle mit dem nördlichen (1). Er schien keine
Anbindung an die Kaserne gehabt zu haben und diente offenbar der Drainage des
Werkshofs. Vermutlich begann er unter einem metallenen Regenwassereinlauf, es
wäre also am einfachsten gewesen, mit einem Metalldetektor nach diesem Einlauf
zu suchen.
Das Zwischenwerk 6 ist allerdings als Bodendenkmal
eingestuft, d.h. Grabungen oder Untersuchungen mit einem Metalldetektor sind dort
leider nicht erlaubt.
Zum Glück gibt es aber etwas anderes, von dem ich hoffte, dass
es sich vor Ort nachweisen lassen würde: Außerhalb des Walls muss der Kanal
weitergeführt worden sein, den galt es zu finden.
In diesem Dickicht war das allerdings nicht ganz so einfach:
Letztlich habe ich die Fortsetzung des Kanals aber doch gefunden; es handelt sich um einen oberirdisch verlaufenden Graben, mittlerweile stark verflacht:
Die Kanalöffnung im Wall scheint verschüttet zu sein, ich
habe sie jedenfalls nicht gefunden. Auf der anderen Seite des Walls sieht es so
aus (Blick in Richtung Kasernenende):
Interessant vor allem das von Ziegeln umgebene Loch; hier eine Nahaufnahme:
Ob darunter der Abwasserkanal liegt, könnte nur durch eine Grabung nachgewiesen werden, es spricht aber einiges dafür.
Bei meinem nächsten Besuch werde ich mich um den südlichen
Abwasserkanal kümmern. Laut Reliefbild müsste der Graben jenseits des Walls
noch stärker abgeflacht sein. Ob sich im Werksinneren irgendetwas erkennen
lässt, ist mehr als zweifelhaft, weil der Südteil der Kaserne durch die
Sprengungen erheblich stärker beschädigt wurde als der Nordteil; der Hof ist
dort voller Trümmer.
Die schwierigste Aufgabe wird es sein, herauszufinden, ob es
Abwasserkanal Nr. 4 tatsächlich gegeben hat, zumal sein Verlauf außerhalb des
Kasernengebäudes in keinem Plan eingezeichnet ist.