Ab 1909 wurde bei Rosyth am Firth of Forth eine Marinebasis
mit Werft errichtet, die 1916 fertiggestellt wurde. Um diese wichtige
Einrichtung zu schützen, wurde der Firth of Forth schon recht früh mit
umfangreichen Verteidigungsanlagen ausgestattet; unter anderem wurden einige
Inseln im Firth of Forth befestigt und mit Batterien ausgestattet, z.B.
Inchgarvie, Cramond, Inchcolm, Inchkeith und Inchmickery.
Nachdem ich Inchcolm schon vor einigen Jahren besuchen
konnte, nahm ich einen Edinburgh-Aufenthalt im Oktober 2018 zum Anlass, mir diesmal
Cramond Island anzusehen, eine Insel nordwestlich von Edinburgh.
Dieser Besuch bedurfte in sofern einer ungewöhnlichen
Vorbereitung, als Cramond Island eine Gezeiteninsel ist, d.h. sie ist nur bei
Niedrigwasser zu Fuß erreichbar. Die Royal National Lifeboat Institution (RNLI), das Britische Pendant zur DLRG, veröffentlicht Gezeitentabellen,
denen man eine sichere Überquerung entnehmen kann; als Besucher ist man gut
beraten, sich strikt an diese Tabellen zu halten.
Der Fußweg auf die Insel führt entlang eines Wahrzeichens
der Gegend, des Cramond Causeways. Hierbei handelt es sich um eine markante,
ca. 1,2 km lange Reihe von Betonpylonen, die im zweiten Weltkrieg zum Schutz
vor Torpedo-Schnellbooten errichtet wurde:
Cramond Island wurde im Jahr 1915 als Teil der mittleren von
drei Verteidigungslinien des Firth of Forth befestigt und diente unter anderem
dazu, die U-Boot-Schutzbarriere, die von Cramond nach Braefoot über die Inseln
Inchmickery und Inchcolm führte, zu sichern.
Als Bewaffnung wurden zwei 12-Pfünder
Schnellfeuer-Schiffsgeschütze (QF 12-pdr 18cwt naval guns) stationiert, die
auch nach der Neuorganisation der Forth-Verteidigung im Jahr 1916 auf der Insel
blieben.
Ab 1926 war die Insel wieder in Privatbesitz, wurde aber ab
1938 erneut ausgebaut. Das Ergebnis sind die heute sichtbaren Betonstrukturen;
von den Einrichtungen aus der Zeit des ersten Weltkriegs ist fast nichts mehr
zu sehen. Zwei 12-Pfünder Geschütze blieben in den dafür vorgesehenen
Stellungen; zusätzlich wurde eine Zwillings-6-Pfünder Batterie errichtet.
Mein Ausflug nach Cramond Island hatte das Ziel, die
Hinterlassenschaften aus dem ersten Weltkrieg zu erkunden. Eine Karte aus dem
Jahr 1915 zeigt den damaligen Ausbauzustand, hier ein Ausschnitt der
Nordostecke der Insel:
Das Gebäude am oberen Rand, knapp nördlich des Suchlichts, beherbergte
die Winde, mit Hilfe derer das U-Boot-Hindernis angehoben oder abgesenkt werden
konnte.
Der folgende Plan (gleicher Ausschnitt wie oben) zeigt, was
heute noch von den Elementen aus der Zeit des ersten Weltkriegs zu sehen ist: Fast
gar nichts …
Die ursprüngliche militärische Infrastruktur ist hellrot
hervorgehoben; die Elemente aus der Zeit des zweiten Weltkriegs sind grau.
Streift man über den Nordteil der Insel, sind auf den ersten Blick nur noch
diese grauen Elemente sichtbar; um etwas von den roten Einrichtungen zu finden,
muss man schon sehr genau hinsehen.
Hier zunächst Einrichtungen aus dem 2. Wk.:
Gleiches Gebäude von innen (leider etwas unscharf)
Ein weiteres Generatorengebäude
Zwillings-6-Pfünder-Batterie
Scheinwerferstellungen
Eine Scheinwerferstellung von innen
Blick auf Inchmickery
Aus der Zeit des ersten Weltkriegs konnte ich lediglich die
12-Pfünder-Batterie Nr. 1 ausfindig machen. Um weitere Reste zu identifizieren
fehlte mir leider die Zeit.
Beide Fotos entstanden ungefähr vom Zentrum der Bettung aus;
der Rand des Betonkreises ist in der Vegetation mehr zu ahnen als zu sehen. Falls noch irgendwelche anderen Spuren aus dieser Zeit vorhanden sein sollten, sind sie sicher ähnlich überwuchert.