Festungen gibt es ja grundsätzlich auch in Gegenden, wo man sie zu allerletzt erwarten würde, so auch auf der Deutschen liebster Ferieninsel Mallorca. Dort gibt es sogar mehrere Forts und Batterien; eine dieser Anlagen möchte ich in meinem heutigen Blogbeitrag beschreiben: Die Fuerte Illetas.
Wer meine
Website www.tavannes.de schon länger verfolgt, denkt sich
jetzt möglicherweise: Hat er darüber nicht schon mal geschrieben? Ja, hat er,
und zwar zu der Zeit, als dieser Blog noch auf Facebook lief. Leider ist der
Beitrag aber meiner Löschung des dortigen Accounts zum Opfer gefallen, deshalb
die Wiederholung.
Das Fort ist mit dem Auto relativ einfach zu erreichen. Am Ende einer Sackgasse versperrt ein zweiflügliges Stahltor die Weiterfahrt; ein Schild warnt vor Gefahr:
Zu Fuß
lässt sich das Hindernis leicht umgehen; folgt man dem Weg hinter dem Stahltor
in das Wäldchen hinein, gelangt man bald zur Festung.
Zunächst ein
paar Worte zu Geschichte und Aufbau. Fuerte Illetas sollte zusammen mit einem
zweiten Fort am Cap Enderrocat (heute ein Hotel der gehobeneren Preisklasse)
den Hafen von Palma schützen. Die Planung des Forts begann 1895, Baubeginn war
1897, und die offizielle Übergabe an das Militär erfolgte 1904. Das Werk war zu
diesem Zeitpunkt bereits veraltet und verlor, nicht zuletzt durch den Bau
modernerer Küstenbatterien auf der Insel, bis zum 2. Weltkrieg stark an
Bedeutung. Ab 1940 diente es als Militärgefängnis und wurde in den 90er Jahren
vom Militär aufgegeben. Seitdem ist es verlassen und verfällt.
Das Fort hat
einen trapezförmigen Grundriss und ist von einem Graben umgeben, der durch 3
Doppelkaponnieren und eine zweistöckige Kehlgrabenstreiche geschützt ist:
- Eine königliche Order vom Mai 1896 sah folgende Bewaffnung vor:
- zwei 21cm Geschütze CHE (Cañón de Hierro Entubado = Kanone mit eisernem Rohr),
- zwei 15cm Ordóñez-Geschütze CHE,
- vier 30,5cm Díaz Ordóñez Haubitzen OHS (Obús de Hierro Sunchado = mit Eisenringen verstärkte Haubitze) Modell 1891 und
- acht Schnellfeuergeschütze unbekannter Bauart
- Für das Kriegsjahr 1916 wird folgende Bewaffnung genannt:
- Vier stählerne 15cm Munaiz Argüelles Schnellfeuerkanonen 150/45 Modell 1900 (über dieses Modell liegen mir leider keine weiteren Informationen vor; möglicherweise eine fehlerhafte Bezeichnung) und
- sechs 15cm Ordóñez-Geschütze CHE Modell 1885, die später durch sechs 24cm Haubitzen OHS ersetzt werden sollten
- Ein Rüstungsbericht vom 28. März 1923 beschreibt die gleiche Bewaffnung wie 1916, d.h. die Umrüstung von 15cm Ordóñez-Geschützen auf 24cm Haubitzen hatte noch nicht stattgefunden.
- 1931 wird folgende Bewaffnung genannt:
- Vier 15cm Munaiz Argüelles Schnellfeuerkanonen 150/45 Modell 1903 (nicht 1900!) und
- sechs 15cm Ordóñez-Geschütze CHE Modell 1885
- Die gleiche Artillerieausstattung wird auch zu Beginn des Spanischen Bürgerkriegs 1936 genannt, wobei die sechs Ordóñez-Geschütze als "nutzlos" bezeichnet werden.
- 1940 sollten die vier Munaiz Argüelles Schnellfeuerkanonen in die Batterie Foradada verlegt werden, aber einer Studie des Generalstabs aus dem Jahr 1941 zufolge verfügte das Fort in diesem Jahr immer noch über zehn 15cm-Geschütze im Status "D" (montierte und feuerfähige Geschütze, jedoch ohne Feuerrichtung oder Hebezeuge).
- Ab 1941 wurde zumindest ein Teil der Geschütze demontiert und zu anderen Einsatzorten verschifft. Eine Bestandsaufnahme von 1947 gibt für die Fuerte Illetas als Bewaffnung nur noch 3 15cm Ordóñez-Geschütze CHE an.
- Wieder einige Jahrzehnte später, Mitte der 1980er Jahre, verfügte das Fort nur noch über vier unbrauchbar gemachte Munaiz Argüelles 150/45 Schnellfeuergeschütze (1903), was der Bestandsaufnahme von 1947 widerspricht.
Hier eine Darstellung eines 15cm Munaiz Argüelles 150/45 Schnellfeuergeschützes (1903):
Und das 15cm Ordóñez-Geschütz Modell 1885; unten links angeschnitten die charakteristische Pivotplatte:
Hier das Geschütz im Querschnitt; die Pivotplatte ist gut zu erkennen:
Der Geschützlauf:
Unterhalb des
Artilleriewalls gibt es mindestens 2 weitere Ebenen: Die ebenerdige Hofebene
und eine zweite Hofebene mit umfangreichen Räumlichkeiten unterhalb des Niveaus der ersten.
Bemerkenswert
sind vor allem die Unterkunftsgebäude im „tiefergelegten“ Hof.
Die
nachfolgenden Foto-Impressionen stammen von einem Besuch im Jahre 2012. Schon
damals war das Fort ziemlich verfallen und vandalisiert, und die Vegetation
hatte es deutlich wieder in Besitz genommen. Wie das Fort heute aussieht, wage
ich mir gar nicht vorzustellen. Das eingangs erwähnte Gefahren-Warnschild hatte
damals schon seine Berechtigung und heute vermutlich umso mehr.
Das erste, was sich einem offenbart, ist der östliche Graben mit doppelstöckiger Kaponniere (das obere Stockwerk zum Bestreichen der Eingangsbrücke, das untere zur Grabenflankierung):
Der Eingang:
Ansicht vom Fortinneren aus:
Im Inneren der Kaponniere:
Einige Impressionen der oberen Hofebene und ihrer Räume:
Die Bettungen für die 15cm Munaiz Argüelles 150/45 Schnellfeuergeschütze mit den charakteristischen Pivots: