Dienstag, 15. Oktober 2024

In eigener Sache

Ein Freund hat mich heute auf einen Youtube-Clip aufmerksam gemacht, der das Fort de Tavannes zum Gegenstand hat. Der Film trägt einen ziemlich reißerischen Titel; gezeigt wird die Erkundung des Forts durch eine Gruppe junger Deutscher.

Die Gruppe setzt sich dreist über das strenge Betretungsverbot des Forts als militärisches Sperrgebiet hinweg und begeht unter anderem das Stollensystem unter dem Fort, das extrem fragil und gefährlich ist – und das auch noch in Sonntagsspaziergangsmentalität ohne Helm!

Dieser Film (den ich weder namentlich nennen noch verlinken werde) hat mich in einem Entschluss bestärkt: Der ein oder andere Leser wird sich sicher schon gewundert haben, dass in meinem Blog ungeachtet des Titels ziemlich wenig über das Fort de Tavannes zu lesen ist. Das werde ich beibehalten. Es gibt leider genügend minderintelligente und leichtsinnige Zeitgenossen, die sich zu leicht inspirieren lassen, gefährliche Orte wie das Fort de Tavannes zu besuchen; dem will ich keinen Vorschub leisten. Aus dem gleichen Grund habe ich auch mein Buchprojekt wieder auf Eis gelegt; ich will niemandem eine Gebrauchsanweisung für das Fort de Tavannes geben.

Liebe Leser: Bitte glauben Sie mir – Fort de Tavannes ist ein wirklich EXTREM gefährlicher Ort.

Überall gibt es Schächte und Öffnungen im Boden, und es sind schon genügend Unglücksfälle geschehen (einen davon habe ich hier und hier geschildert). Das größtenteils gemauerte Fort hat außerdem unter dem Deutschen Beschuss im ersten Weltkrieg massiv gelitten und ist entsprechend einsturzgefährdet. Das Stollensystem unter dem Fort aus dem Jahr 1917 ist niemals fertig gestellt worden. Die Decke hat stellenweise begonnen, einzustürzen, und die Vegetation in Gestalt von Baumwurzeln hat sich ihren Weg nach unten gebahnt. Wenn das Betreten der oberirdischen Teile des Forts schon mehr als riskant ist, so ist das Betreten der Stollen wirklich lebensgefährlich!

Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, was Menschen dazu treibt, sich diesen Gefahren auszusetzen. In den vergangenen 108 Jahren haben Metallsucher und Andenkenjäger wirklich alles aus dem Fort entfernt, was auch nur einigermaßen von Interesse sein könnte. Es gibt dort nichts – wirklich gar nichts – zu entdecken oder zu finden. Halt, doch: Blindgänger gibt es ziemlich sicher noch. Bei der Explosion des nördlichen Pulvermagazins im Mai 1916 ist zwar vermutlich der größte Teil der dort gelagerten 12.000 Granaten explodiert, aber eben nicht alle, was das Fort zu einem gigantischen Minenfeld macht. Man kann nicht eindringlich genug vor diesen Blindgängern warnen: Sie haben auch nach 108 Jahren nichts von ihrer Brisanz verloren!

Und wen das Morbide und der wohlige Grusel beim Gedanken daran, was im Fort de Tavannes 1916 alles passiert ist, treibt: Dieses Gefühl könnt Ihr erheblich einfacher und risikoloser bekommen: Ich empfehle die Besichtigung der Forts Vaux und Douaumont. 

Ganz im Ernst: Macht einen Bogen um Tavannes. Es lohnt sich nicht und ist einfach viel zu gefährlich!

Donnerstag, 26. September 2024

Espingolen

Bevor das Maschinengewehr erfunden wurde, nahmen die Versuche, Schüsse in möglichst schneller Folge abgeben zu können, mitunter recht skurrile Züge an.

Ein Beispiel dafür sind die sogenannten Espingolen, die ich bereits im Artikel über dasDannewerk erwähnt hatte.

Der Name Espingole stammt aus dem Altfranzösischen, wo das Wort "espringuer" so viel wie springen bedeutet. Genau das tut das Feuer in einer Espingole. Ihr wesentliches Prinzip besteht darin, einen Lauf abwechselnd mit Schießpulver und durchbohrten Kugeln zu füllen und dann von der Mündung aus zu zünden.

Wer sie erfunden hat, lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Die ursprüngliche Entwicklung geht möglicherweise auf Chinesen und Araber zurück. Im Mittelalter gab es in Europa die sogenannten Klotzbüchsen; in einem Feuerwerksbuch aus dem Jahr 1445 heißt es dazu: „Thue so viel Pulver in die Büchse, als einer der Klötze (Anmerkung: Klotz = zylindrisches Geschoss, in der Längsachse durchbohrt) lang ist, schlag den Klotz (von Eisen oder Blei) auf dies Pulver und wieder so viel Pulver und wieder einen Klotz, bis die Büchse voll ist. Durch jeden Klotz läuft ein Blechröhrlein, daß das Feuer von einem zu dem andern kommen kann. Die Löcher sollen so groß sein, als eine Spindelspitze (Spindel vom Spinnrade), dadurch wird das Pulver gelassen und eine Schwefelkerze hineingesteckt.

Laden einer Klotzbüchse, aus einer mittelalterlichen Bilderhandschrift der Wiener Hofbibliothek

Die Entwicklung der Espingolen in Dänemark begann nach den Napoleonischen Kriegen. Den Anstoß gab der Marineoffizier Louis de Coninck, der solche Waffen auf einer Reise nach Nordamerika um 1816 auf dem amerikanischen Kriegsschiff Independent gesehen hatte und den Dänischen König Frederik VI darüber informierte. Dieser war sehr an Waffentechnik interessiert und beauftragte den Leiter des Dänischen Raketenkorps, Andreas Anthon Frederik Schumacher, das Espingolen-Prinzip auf Tauglichkeit zu untersuchen. Zusammen mit D. C. F. Schultz, dem Inspektor der Kronborg Geværfabrik, entwickelte Schumacher verschiedene Versuchstypen. Sie fanden heraus, dass die Läufe möglichst lang sein mussten, um möglichst viele Schüsse aufzunehmen. Da es zu ihrer Zeit nicht möglich war, derart lange Läufe in einem Arbeitsgang herzustellen, mussten jeweils 2 Läufe hintereinander verschweißt werden. Damit die Läufe stark genug waren, den vielen Schüssen standzuhalten, mussten sie außerdem „gewickelt“ werden, d.h. sie wurden außen mit Eisenbändern umwickelt, die dann angeschmiedet wurden.

Um ein möglichst intensives Feuer zu erreichen, experimentierte man mit Bündeln von bis zu 7 Espingolenläufen; am praktikabelsten erwiesen sich drei Läufe, die im Dreieck mit eisernen Bändern zu sogenannten „Kolonnen-Espingolen“ zusammengefasst wurden.



Dieser Typ konnte 125 Meter weit mit einer Kadenz von 96 Schuss pro Minute schießen.

Da die Herstellung von gewickelten Läufen kostspielig und aufwändig war und das Laden problematisch, ging man zu einer Konstruktion über, bei der vorgeladene Läufe in sogenannte Hauptrohre eingesetzt wurden. Abgefeuerte Läufe konnten dann schnell durch neue vorgeladene Läufe ersetzt werden. Dieser Typ wurde später „Divisions-Espingole“ oder „Infanterie-Espingole“ genannt.


1817 war die Waffe einsatzbereit; als erstes wurde die Fregatte Minerva mit 20 Espingolen ausgestattet.

Bis 1818 wurde die Marine jedoch immer unzufriedener mit der neuen Waffe, vor allem nachdem einige Espingolen beim Laden oder Schießen explodiert waren. Um zumindest Unfälle beim Laden zu verhindern, wurde daraufhin jedem Schiff ein Wachtmeister des Raketenkorps zugewiesen.

Überhaupt waren die Espingolen eine sehr problematische Waffe. Einmal gezündet, feuerte sie immer weiter, bis der Lauf leer war. Fiel die Espingolenbedienung im Kampf, konnten so auch die eigenen Leute in Gefahr geraten.

Das Laden der Läufe war extrem aufwändig und im Einsatz nicht möglich; die Läufe wurden daher in den Werkstätten des Raketenkorps vorgeladen. Für die Marine war das untragbar, und so ging man dazu über, die Schiffsbesatzungen für das Laden der Läufe auszubilden; auf längeren Fahrten mussten die Schiffe die für das Laden notwendige Ausrüstung anstelle vorgeladener Läufe mitführen.

Espingolen für die Armee wurden ab 1819 entwickelt. Ziel war es, eine Espingolen-Batterie aus 16 einläufigen Divisions-Espingolen und 2 dreiläufigen Kolonnen-Espingolen zu schaffen. Als Schumacher am 3. Januar 1823 starb, war diese Batterie jedoch noch nicht fertiggestellt; der neue Chef des Raketenkorps, Major Andreas Brun von Meyer, führte seine Arbeit fort.

Es wurde eine leichte, fahrbare Lafette entwickelt, um die Espingolen als Infanterieunterstützung so mobil zu machen, dass sie vielleicht sogar mit der Kavallerie mithalten konnten. Diese Entwicklung war 1824 abgeschlossen.

Ab 1823 konnten bei den Divisions-Espingolen gezogene Läufe eingesetzt werden, wodurch eine Schussweite von ca. 313 Metern möglich wurde.

Weitere Entwicklungsaktivitäten betrafen zwei wesentliche Mankos der Espingolen: Sie hatten nicht die Reichweite von Kanonen, wurden aber aufgrund der großen Rauchwolke beim Abfeuern schnell von der feindlichen Artillerie unter Beschuss genommen.

Nach 1836 entwickelte daher Oberstleutnant Joachim Theodor von Lundbye, damals Chef des Raketenkorps, eine Espingole mit höherer Reichweite, was durch größere Kugeln und größere Pulverladungen bewirkt werden sollte. Damit konnte man bei einer maximalen Kadenz von 120 Schuss in 40 Sekunden angeblich eine Reichweite von 625 Metern erreichen – im Vergleich zu einem Feldgeschütz, das mehr als einen Kilometer weit schoss, immer noch zu wenig!

Eine Lösung bestand in der Schaffung von pferdegezogenen Espingolen, die sich schnell der Frontlinie entlang bewegen, ihre Schüsse abgeben und sich wieder entfernen konnten, bevor die die feindliche Artillerie Zeit hatte, zu reagieren.

Als Frederik VI. 1839 starb, organisierte sein Nachfolger, Christian der VIII., die Armee neu, nicht zuletzt, weil sie zu groß und zu teuer war. In diesem Zuge wurde das Raketenkorps 1842 aufgelöst und seine Ausrüstung der Artillerie zugordnet. In Konsequenz schwand das Interesse an den Espingolen und sie gerieten fast in Vergessenheit.

Zum Zeitpunkt seiner Auflösung verfügte das Raketenkorps über 4 Batterien mit je 20 Divisions- und 4 Kolonnen-Espingolen sowie eine Batterie mit 16 Lundbye-Espingolen. Darüber hinaus gab es 1.834 Rohre. Die Kriegsmarine hatte auf ihren Schiffen 760 Espingolen.

Als die Schleswig-Holsteinische Erhebung 1848 begann, waren die gelagerten Espingolen des Raketenkorps noch in einem guten Zustand. Dass man vorgeladene Läufe viele Jahre lang lagern konnte, ohne dass sie Schaden nahmen, wusste man schon länger. Bei einer Übung des Raketenkorps im Jahr 1834 wurden beispielsweise 9 Läufe abgefeuert, die 1820 geladen worden waren, ohne dass es zu Problemen kam!

So konnte man schnell eine Espingolen-Batterie mit 12 Divisions- und 4 Kolonnen-Espingolen aufstellen. Auf verschiedenen Kriegsschauplätzen erzielten die Espingolen große Erfolge.

1849 erfand der Hofschmied N.J. Løbnitz eine Papierpatrone mit Spitzgeschoss, wodurch ein schnelleres Laden der Läufe möglich wurde. Gezogene Läufe erhöhten die Schussweite. Die Hauptrohre der Divisions-Espingolen wurden mit Dahlhoff-Bogenvisieren in den Einteilungen 400, 600 und 800 Ellen (ca. 250, 375 und 500 Meter) ausgestattet.

Auch die Zündung wurde modernisiert. Bis dahin erforderte jede Espingole 3 Mann als Bedienpersonal: Einen Schützen, einen zweiten Mann, der die Lunte in der Laufmündung zündete und einen dritten, der mit einem frisch geladenen Lauf bereit stand. Løbnitz entwickelte einen Friktionszünder mit Seilzug, der es dem Espingolenschützen selbst ermöglichte, den Lauf zu zünden. Unabhängig davon setzte die Marine Perkussionsschlösser an der Laufmündung ein, die ebenfalls per Seilzug ausgelöst werden konnten.

Im Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 wurden die Espingolen zum letzten Mal eingesetzt, allerdings ohne großen Erfolg. Eine Batterie mobiler Lundbye Espingolen kam zum Einsatz, weitere Espingolen wurden in festen Stellungen eingesetzt. Als die Deutschen am 18. April 1864 Dybbøl stürmten, wurden angeblich die dort in Stellung gebrachten Espingolen abgefeuert; das Ergebnis ist nicht bekannt.

Damit endete die militärische Verwendung der Espingolen; 1876 wurden sie offiziell ausrangiert.

Wer diesem Blog schon länger folgt, wird sich denken, dass ich mich nur mit fortifikatorischem Bezug so ausführlich über eine Waffe auslasse. Das trifft natürlich auch für die Espingolen zu.

Bei meinen Recherchen zum Dannewerk fiel mir folgendes Foto aus dem Jahr 1864 in die Hände, das eine Espingolenbatterie im Deutsch-Dänischen Krieg zeigt:

Die Espingolen sind hinter einem Wall in Stellung gebracht; links davon erkennt man eine Kirche.

Bei der Kirche handelt es sich um die Kirche St. Marien in Sønderborg, gegenüber Dybbøl am Ostufer des Als Sunds gelegen (im folgenden Bild links):


 
Natürlich hat mich interessiert, ob es heute noch Überreste der Batterie gibt, und ich denke, ich wurde fündig.

Die verfügbaren DGM-Daten für dieses Gebiet haben zum Glück eine hervorragende Auflösung; man erkennt den Rest des mutmaßlichen Batteriewalls sofort:


Das Gebilde liegt im Vorgarten eines Wohnhauses an der Kirke Allé; auch im Luftbild kann man es erkennen:

Die Batterie muss ursprünglich sehr viel länger gewesen sein und sich über die heutige Kirke Allé bis nah an die Kirche erstreckt haben. Welche Art von Espingolen das Foto zeigt, ist nicht klar zu erkennen, vermutlich einläufige Divisionsespingolen.

Freitag, 30. August 2024

Die Forte Someda (Sperre Moena) in den Dolomiten

Ein Sprichwort sagt: Es ist nichts so schlecht, als dass es nicht auch für irgendwas gut wäre. Wie wahr das ist, erfuhr ich an einem Aprilwochenende 2006, als mich meine damalige Firma auf eins dieser leidigen Offsite-Meetings nach Welschnofen in Südtirol schickte. Auf der Suche nach möglichen Attraktionen der Gegend stieß ich schnell auf die zahlreichen Kriegsschauplätze der Dolomitenfront des ersten Weltkriegs und beschloß, jede sich bietende Gelegenheit an diesem Wochenende zu nutzen, mich da einmal umzuschauen. Hier der Bericht meines damaligen Ausflugs zur Forte Someda:

Sonntag, 8. April 2006

 

Um 16:30 in Welschnofen losgefahren. Strecke: Karerpaß – Vigo die Fassa – Moena – Someda, ungefähr 25 km.

Wo Moena aufhört und Someda anfängt, ist schwer auszumachen. Man folgt dem Hinweisschild „Someda“, kommt an einem himmelblau angestrichenen Hotel namens Someda vorbei – und befindet sich plötzlich am Ende der Welt. Nun ja, zumindest macht es den Eindruck, weil die Ortsdurchfahrt von Someda diese Bezeichnung eigentlich nicht verdient; sie schlängelt sich als knapp einspuriger Weg zwischen den paar armseligen Häuschen hindurch, wird immer schmaler und führt in bedenklicher Weise an einer Böschung entlang – und plötzlich ist man außerhalb des Ortes. Ein paar Meter vor sich ein Hinweisschild „Durchfahrt verboten, Steinschlag!“ Da nimmt man die Gelegenheit eines Stopps auf einem Parkplatz mit Wanderkarte gerne wahr, um sich erstmal zu orientieren. Laut Kompass-Karte müßte hier irgendwo das Fort sein – doch wo?

Ich steige erstmal aus und gehe den gesperrten Weg entlang um eine vom Parkplatz aus nicht einsehbare Kurve, um mir einen Überblick zu verschaffen. Was sehe ich an einem Waldrand? Eine alte Burg. Oder ... ? Ich komme näher und werde mit freudigem Geblöke von ein paar Schafen in einem Gatter begrüßt, die mich für ihren Futterlieferanten halten. Mein Interesse ist jedoch vollkommen gefangen von dem Objekt, das ich zunächst irrtümlich für eine Burg gehalten hatte. Es sieht merkwürdig aus: Aus dunklen Steinblöcken massiv gebaut, die Fassade ist jedoch durch etliche Fenster aufgelockert, und an der rechten Ecke erkennt man so etwas wie eine Ecknische, die spontan die Assoziation weckt, es könnte einmal eine Heiligenstatue darin gestanden haben.

Ich habe Fort Someda gefunden, es sieht allerdings komplett anders aus, als ich es mir vorgestellt hätte. Deutsche, französische, niederländische Forts aus dem späten 19. Jahrhundert, sie sehen alle irgendwie ähnlich aus. Dieses Fort hier, erbaut 1899 als Gebirgsfort zweiter Generation nach Feldmarschalleutnant Vogl, wirkt wirklich eher wie eine alte Burg oder ein Schloß als wie ein Artilleriefort:

Wo andere europäische Festungen dieser Epoche tief in den Boden gegraben sind, sich trutzig und wehrhaft hinter mächtigen Wällen mit vorgelagerten Gräben verstecken und infolge des Schocks der Brisanzmunitionskrise betonverstärkt und panzerkuppelbewehrt sind, wirkt Someda durch seine hochaufgerichtete Bauweise, frei in der Landschaft stehend, aufgelockert durch viele Fenster, geradezu filigran. Es ist auch nicht besonders groß, und es scheint über keinerlei Nahverteidigungsmöglichkeiten zu verfügen. Da es sich laut Hinweisschildern in Privatbesitz befindet, konnte ich es leider nicht näher inspizieren, aber irgendwelche Caponnieren, Grabenwehren oder Infanteriescharten konnte ich beim Umrunden nicht ausmachen.

Über dem Tor scheint das Fort ursprünglich so etwas wie eine Treppe aufs Dach gehabt zu haben; die Spuren der Treppe, u.a. aus der Fassade herausragende Doppel-T-Träger, sind noch gut sichtbar. Die Treppe schien frei an der Gebäudeaußenseite nach oben zu führen, was wiederum für ein Artilleriefort ungewöhnlich ist. Ich vermute, daß es im Inneren noch ein Treppenhaus gibt.


Die ehemaligen Geschützbettungen oder Panzerkasematten (man kann das nicht mehr erkennen) befanden sich wohl auf der Hinterseite des Forts, hier gibt es auch einen kleinen talwärtsführenden Graben. Von den Geschützbettungen ist außer einem betonierten Zugang nichts mehr zu erkennen; es sieht so aus, als ob hier zur Rohmaterialgewinnung gesprengt worden wäre.


Obwohl Someda so ungewöhnlich ist – oder aber vielleicht gerade deshalb – habe ich mir fest vorgenommen, es bei passender Gelegenheit näher unter die Lupe zu nehmen; vielleicht ist es ja möglich, irgendwie mit dem Besitzer in Kontakt zu treten. Das Tor ist mit einer metallenen Tür, Kette und Vorhängeschloß gesichert, alles wirkt sauber und ordentlich, das Fort scheint als Lager genutzt zu werden. Dieser Gesamteindruck stimmt zuversichtlich, es mit einem Besitzer zu tun zu bekommen, der sich einer seriösen Besichtigung möglicherweise nicht in den Weg stellt.

Nach einer Dreiviertelstunde verlasse ich Someda wieder und mache mich auf den Heimweg ins Hotel.

Die GPS-Koordinaten des Forts sind: N 46.37493, E 011.67415; 1275 m ü.M.


Seit meinem Besuch habe ich natürlich mehr Informationen zur Forte Someda gesammelt.

Das zweigeschossige Werk, auf Deutsch „Sperre Moena“ genannt, wurde zwischen 1897 und 1900 aus Granit-Blocksteinen erbaut; die Decke bestand aus Beton. Es wurde durch einen 12 Meter breiten Drahtverhau und durch Minenfelder geschützt. Zum Tal hin gab es 14 Nahverteidigungsscharten.

Sieben Scheinwerfer, davon drei fest verbaute Acetylenscheinwerfer und vier versenkbare Scheinwerfer, dienten der nächtlichen Ausleuchtung. Es bestand eine Telefonverbindung zur Kaserne in Moena und zum Werk Dossaccio, ca. 9 km Luftlinie südöstlich gelegen.

Die Hauptbewaffnung bestand aus zwei 150 mm Haubitzen Mod. 80 in Drehkuppeln.

Als Sekundärbewaffnung hatte das Werk zwei 120 mm Kanonen M96 auf Drehlafette in gepanzerten Stellungen, vier Salvator-Dormus-Maschinengewehre M93 und 12 Gewehre auf Gewehrlafetten. 

Die Besatzung umfasste 4 Offiziere und 146 Mannschaften. 

1915 wurde die Sperre als veraltet eingestuft und die Bewaffnung in Feldstellungen am Passo San Pellegrino in Stellung gebracht. 

Der italienische Staat, an den die Festung nach dem 1. Weltkrieg gefallen war, legte sie 1927 still und riss sie 1933 teilweise ab. Heute ist sie in Privatbesitz, wird als Lager genutzt und kann definitiv nur von außen besichtigt werden.

Abschließend noch ein Kuriosum. Im Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek bin ich auf ein Foto vom 27.01.1916 gestoßen, das ich mir nicht erklären kann. Es ist untertitelt „Links oben Eingang in den Schützengraben, rechts unten Eingang in die Kaverne bei Sperre Moena“.

Wo sich diese Kaverne befindet und wo der Schützengraben, konnte ich bisher noch nicht herausfinden. Die Struktur im oberen Teil des Bildes scheint aus Beton zu bestehen und gehört ziemlich sicher nicht zur Festung. Das zu klären ist ein weiterer Punkt auf meiner To-Do-Liste.




Update zu den militärischen Einrichtungen auf dem Chanonry Ness im 1. Weltkrieg

Kürzlich konnte ich endlich eines Buchs habhaft werden, nach dem ich lange vergeblich gesucht hatte.

Es wurde 2020 vom Inverness Local History Forum herausgegeben und trägt den Titel „The Northern Barrage – The Fence Across the North Sea in WWI“. Noch gar nicht so alt, möchte man meinen, aber dennoch nirgendwo mehr erhältlich. Ich hatte Glück und konnte ein gebrauchtes Exemplar bei Abebooks antiquarisch erstehen.

Bezüglich des Inhalts spricht der Titel weitestgehend für sich selbst. Im Bericht „Neues von Fort George“ hatte ich erwähnt, dass die US Navy ab 1918 ein Minenfeld zwischen den Orkneys und Norwegen anlegte, um deutschen U-Boote daran zu hindern, in den Atlantik vorzudringen, und außerdem zu verhindern, dass Nahrungsmittel und Kriegsmaterial auf dem Seeweg nach Deutschland gelangen konnten. Um dieses Minenfeld und um die damit verbundene militärische Präsenz rund um den Moray Firth geht es in dem Buch.

Und natürlich – darauf hatte ich gehofft – gibt es auch eine kurze Passage über die Verteidigung des Moray Firth.

Wichtigste Erkenntnis: Zur artilleristischen Verteidigung gab es tatsächlich nur die Batterie auf dem Chanonry Ness. Fort George wurde nicht zur Verteidigung des Moray Firth ertüchtigt.

Was ich nicht wusste: Als zusätzliches Verteidigungselement wurde am 10.07.1918 ein Anti-U-Boot-Netz fertiggestellt. Es verlief in einem Bogen zwischen der Black Isle auf der Höhe von Balmungie, nordöstlich von Rosemarkie, und einem Punkt nordöstlich von Fort George:


Legende:

  1. Anti-U-Boot-Netz
  2. BLC 15-pdr Batterie
  3. Suchscheinwerferstellung
  4. Fort George

Der Standort der BLC 15-pdr Batterie, die ich im Mai lokalisiert hatte, sei unbekannt, heißt es im Buch. In Bezug auf die Geschütze wird lediglich bestätigt, dass die Räder demontiert waren. Das macht zwangsläufig die Verwendung einer Sockel- oder Wiegelafette notwendig, aber darauf wird nicht eingegangen.

Es wird erwähnt, dass die Batterie mit Artilleristen der Royal Marines bemannt war, die im Armenhaus auf dem Chanonry Ness untergebracht waren. Dieses Gebäude existiert heute noch; es befindet sich ca. 200 Meter WSW vom Clubhaus des Golfclubs und ca. 700 Meter nordwestlich von der Batterieposition:


Legende:

  1. Armenhaus
  2. Clubhaus des Golfclubs
  3. BLC 15-pdr Batterie

Die Position der Suchscheinwerferstellung, die ich im Mai ermittelt hatte, wird im Buch bestätigt.

Über das Foto, das mir die Lokalisierung ermöglichte, erfuhr ich, dass es von Captain Howard F.J. Rowley gemacht wurde, der vom 16. Dezember 1914 bis zum 31. Dezember 1918 Senior Naval Officer (SNO) der Marinebasis von Inverness war. Ab 1919 war er beim RNLI (Royal National Lifeboat Institution, Britische Seenotrettung) als Chefinspektor für die Seenotrettungsboote tätig; das folgende Foto zeigt ihn im Juni 1929:


Dienstag, 27. August 2024

Der Scharrachbergabschnitt bei Straßburg

Die Feste Kaiser Wilhelm II auf dem Bergzug nördlich von Mutzig und Molsheim wurde in ihren wesentlichen Bestandteilen zwischen 1893 und 1906 errichtet. Es zeigte sich aber schnell, dass diese Anlage alleine nicht ausreichte, um den Nordwesten Straßburgs ausreichend zu schützen. Das deutsche Militär ging davon aus, dass es den Franzosen gelingen könnte, über Zabern (heute Saverne) vorzustoßen, sich hinter dem Kochersberg zu sammeln und von dort aus in Richtung Straßburg zu marschieren. Die Breusch-Stellung würde dann überrannt werden. Eine weitere Vorstoßmöglichkeit bestand aus Richtung Wasselnheim (heute Wasselonne) - Kronthal („Wasselnheimer Loch“ oder „Wasselonne-Lücke“ genannt).

Die Feste Kaiser Wilhelm II konnte zwar mit ihren Geschützen den Kochersberg kontrollieren, war jedoch nach Ansicht des deutschen Stabes von Norden her relativ verwundbar. Man befürchtete, dass französische Truppen von hier aus in den Rücken der Festung vordringen und sie einnehmen könnten, was für ihren Vorstoß von Zabern aus wichtige Vorteile bringen würde.

Dazu kam, dass speziell der Hügelzug Aussichtsberg – Scharrachberg – Sulzberg eine ausgezeichnete Aussicht auf das deutsche Verteidigungssystem von der Feste Kaiser Wilhelm II bis Straßburg bot, weswegen diese Hügel auf keinen Fall in französische Hände fallen durften.

Der ursprüngliche Plan, auf dem Scharrachberg und dem Goeftberg (nordöstlich von Wasselonne) weitere Festungen zu errichten, wurde aufgegeben; man entschied sich stattdessen dafür, im Kriegsfall den Scharrachberg (oder kurz „Scharrach“ genannt) mit Verteidigungsanlagen auszustatten. Da das alleine für unzureichend gehalten wurde, umfasst die geplante Armierung bald auch den Aussichtsberg, den Sulzberg und den Dangolsheimer Rücken.

In dieser Abhandlung werde ich mich mit dem sogenannten Armierungsabschnitt Scharrach befassen, also den 3 Hügeln Aussichtsberg, Scharrachberg und Sulzberg.

Mit über 300 Metern Höhe ist der Scharrach der höchste der drei, gefolgt vom Sulzberg und dem Aussichtsberg, der gut 60 Meter niedriger ist.

Der Abschnitt wurde tatsächlich erst 1914 nach der Mobilmachung armiert, angesichts der französischen Offensive im Breusch-Tal bei Schirmeck (ca. 20 Kilometer südwestlich der Feste Kaiser Wilhelm II) in besonderer Eile. Die Landschaft wird massiv verändert; die Hügel sind vor allem auf den steilen feindseitigen West- und Nordhängen von Schützengräben durchzogen und mit Infanteriewerken, Beobachtungsständen und verschiedensten Bunkern bedeckt. Ihre weniger der Feindeinwirkung ausgesetzten Süd- und Ostseiten fallen sanft in Richtung der Breusch-Terrassen ab, wo ein gutes Straßennetz den Transport von Truppen und Material ermöglicht. 10- und 15cm-Batterien werden ebenfalls an den Süd- und Osthängen in Stellung gebracht.

Das auf dem Scharrachberg befindliche Hotel bot der französischen Artillerie einen hervorragenden Richtpunkt:

Der Besitzer bekam eine großzügige Entschädigung, und am 15. August wurde das Hotel dem Erdboden gleich gemacht.

Nachdem die Franzosen ihre Offensive eingestellt hatten, trat ab September 1914 im Scharrachbergabschnitt wieder Ruhe ein. Die Artillerie wurde abgezogen, es gab kaum noch Kampftruppen. Kämpfe sah der Abschnitt nicht.

Auch wenn viele Armierungselemente seither verschwunden sind, hat der Scharrachbergabschnitt dem fortifikatorisch Interessierten enorm viel zu bieten. Nach zwei Begehungen in diesem Jahr ist mir klar geworden, dass ich allenfalls an der Oberfläche dessen gekratzt habe, was es dort zu sehen und noch zu entdecken gibt.

Frustrierend war zunächst die Erkundung des Sulzbergs nordöstlich von Soultz-les-Bains. Was ich im Vorfeld an Karten fand, schien auf den ersten Blick recht vielversprechend; nachfolgend habe ich die wichtigsten Einrichtungen in eine Karte von Open Street Maps (©) übertragen:

Das interessanteste Objekt ist der große Infanterieraum an der Nordwestecke. Um seine genaue Position zu bestimmen, konsultierte ich in gewohnter Manier zunächst das digitale Geländemodell:

Leider haben die für die Region frei erhältlichen DGM-Daten nur eine äußert schlechte Auflösung; für eine Lokalisierung von Bunkern und ähnlichen Objekten sind sie nur in seltenen Fällen brauchbar. Den Infanterieraum konnte ich so nicht lokalisieren, weiß aber mittlerweile dennoch, wo er liegt – leider mitten in dem Steinbruch, der einen großen Teil des Sulzbergs einnimmt, dessen Betreten laut inflationär angebrachter Beschilderung streng verboten ist und der (laut eben diesen Schildern) mit Videokameras überwacht wird. Ich habe den Sulzberg daher bislang bei meinen Begehungen nicht berücksichtigt. Wer weiß – vielleicht gelingt es mir ja noch, einen Kontakt zum Steinbruchbetreiber aufzubauen und eine Erlaubnis zu erwirken.

Hier vollständigkeitshalber ein Plan des Infanterieraums:

Auch für den Scharrachberg gibt das digitale Geländemodell nicht viel her:


Wie beschrieben ist diese Erhöhung gespickt mit Armierungselementen. Der folgende Plan zeigt den Scharrach- und den Aussichtsberg:

(© Open Street Maps Mitwirkende)

Um den Hügel herum wurden 7 Infanterieräume, mindestens 2 MG-Kasematten, 2 Batterien mit Munitionsräumen, ein Brunnenbunker zur Wasserversorgung des Abschnitts, etliche andere Bunker, Schützengräben mit Betonunterschlupfen und betonierte gedeckte oder unterirdische Passagen angelegt. Auf der Hügelspitze liegt der Gefechtsstand des Abschnitts, im Nordwesten umgeben von Artilleriebeobachtern. Das Fundament des abgerissenen Hotels wurde zu zwei Zisternen umgebaut.

Die rot hervorgehobenen Elemente habe ich bisher besucht – wie bereits erwähnt, ein erstes Kratzen an der Oberfläche!

Der interessanteste Teil des Scharrachbergabschnitts ist die Westflanke mit ihrer ausgeklügelten Staffelung von Verteidigungselementen. Vorgelagert war ein Stacheldrahtfeld mit Postenunterschlupfen, gefolgt von einem mit vielen betonierten Unterschlupfen versehenen Kampfgraben, stellenweise durch einen zweiten Graben verstärkt. In der Spitze, am Nordende und möglicherweise auch am Südende des Kampfgrabens befanden sich Kasematten für jeweils 2 Maschinengewehre. Die Grabenbesatzungen waren in 3 Infanterieunterständen untergebracht, die über gedeckte oder unterirdische Passagen erreicht werden konnten.

Die mir vorliegenden Pläne dieses Abschnitts sind leider nicht besonders präzise; Abstände, Maßstäbe und Lokalisierung einzelner Elemente stimmen nicht oder sind nur sehr grob. Ich habe versucht, die wesentlichen Elemente in ein Luftbild von Google Maps © zu übertragen:


(1 = MG-Kasematte, 2 = Infanterie-Unterschlupf)

Alles, was rot eingezeichnet ist, ist mehr oder weniger spekulativ; die beiden gelb hervorgehobenen Objekte habe ich besucht.

Zunächst kurz etwas zu den Infanterieräumen. Sie folgten einem einheitlichen Design:

Sie wiesen 8 bis 13 Räume auf und hatten keine eigene Wasserversorgung; der Brunnenbunker an der Südostflanke des Scharrachbergs und die beiden Zisternen versorgten den gesamten Abschnitt zentral.

Ich wollte mir im August mindestens einen der Infanterieräume der Westflanke ansehen, musste mich allerdings der übermächtig dichten Vegetation geschlagen geben, hinter der sie sich verbergen:

Bei 30°C in kurzen Hosen und ohne geeignetes Werkzeug nicht zu machen!

Was allerdings aufgrund seiner Lage mitten im Weinberg hervorragend zu begehen war, war die zentrale MG-Kasematte des vordersten Kampfgrabens. Hier die Bunkeroberseite mit Blick nach Westen:

Die talseitige Bunkerwand:

An dieser Stelle zunächst ein Plan des Bunkers, um die folgenden Fotos besser verstehen zu können:

Der Bunker ist leider teilweise verschüttet. Der nördliche Eingang ist noch auf ca. halber Höhe zugänglich, der östliche Eingang ist komplett übererdet, ebenso die östliche MG-Scharte; nur die westliche Scharte ist frei:

Hier die nördliche Eingangsseite; der Vorbau des Eingangs wurde abgetragen:

Nahaufnahme vom Eingang; man erkennt die Reste einer hölzernen Tür im Inneren:

Das Innere des Bunkers ist unspektakulär; er ist mit den obligatorischen Graffitis verunstaltet und wurde in der Vergangenheit offenbar zur Entsorgung von allerlei Materialien wie z.B. Rohren missbraucht. Der Bereich des östlichen Eingangs ist mit Erde angefüllt.

Die Schartenseite nach Süden:

Nahaufnahme der westlichen Scharte:


Ansonsten ist in den Weinbergen wenig von der Armierung zu sehen. Ich habe ein Farbfoto gesehen, auf dem die Dächer einer ganzen Reihe von Betonunterschlupfen freilagen, vermutlich ein Teil des Hauptkampfgrabens. Offenbar wurden diese Kleinbunker mittlerweile entweder übererdet oder gar entfernt.

Lediglich ein Unterschlupf des dem Infanterieraum 7 vorgelagerten Kampfgrabens ist am Wegrand noch erkennbar:


Diese Unterschlupfe hatten einen anderen Aufbau als die, die ich z.B. an der Rebbergstellung vorgefunden habe, wie der folgende Plan zeigt:

Mindestens eine der gedeckten oder unterirdischen Passagen ist noch  zugänglich, liegt aber leider ebenfalls im Dickicht.

Auf dem Gipfel des Scharrachbergs habe ich mir den Gefechtsstand angesehen. Er ist weiträumig von einem tiefen Graben umgeben, zu dem eine kurze überdeckte Passage führt:


Der Gefechtsstand folgt dem Prinzip, das z.B. in den „Vorschriften für den Stellungskrieg für alle Waffen – Teil 1b – Einzelheiten über den Stellungsbau“ vom 15. Dezember 1916 umrissen ist:

„Gefechtsstände sollen möglichst klein sein, damit sie geschickt dem Gelände angepasst werden können. Sie sind deshalb nicht gleichzeitig als Wohnunterstände der Stäbe einzurichten.

Hier der Plan:

Es handelt sich um einen kleinen, kompakten Bunker in an sich hervorragendem Erhaltungzustand. Leider ist er offenbar zu einfach zugänglich, denn er ist innen und außen mit Graffitis verunstaltet; auch schien im Inneren irgendwann einmal ein großes Feuer gebrannt zu haben.









So sieht es auf der Oberfläche aus:


Nach den Artilleriebeobachtern habe ich noch nicht gesucht.

Am nördlichen Ortsrand von Dahlenheim befindet sich ein Objekt, das ebenfalls zur Armierung des Scharrachbergs gehört, obwohl es etwas weiter entfernt ist. Dort waren zwei 15cm-Feldhaubitzen-Batterien positioniert:

Von den Batterien ist heute nichts mehr zu sehen, wohl aber vom dazugehörigen Munitionsraum 1.

Hier zunächst das obligatorische Bodenrelief:


Der rote Pfeil markiert den Munitionsraum, der allenfalls zu erahnen ist. Alleine aufgrund dieser Darstellung würde man einen größtenteils verschütteten Bunker erwarten; die Realität sieht allerdings völlig anders aus:


Der Munitionsraum befindet sich in einem exzellenten, fast besenreinen Zustand und ist vollständig begehbar; beide Eingänge sind ebenerdig offen. Vor den Eindrücken vom Inneren zunächst ein Plan:

Durch den Gang führte eine Schmalspurbahn, über die die Batterien mit Munition versorgt wurden.








Der Zustand dieses Munitionsraums ist wirklich bemerkenswert. Selbst die Wellblechverkleidung der Räume wirkt fast wie neu, und es gibt keine Graffitis. Ich vermute, dass die Gemeinde den Bunker für Besucher hergerichtet hat und ihn unterhält; dafür spricht auch, dass sich vor dem Bunker ein Picknicktisch mit Bänken befindet und dass am westlichen Eingang ein Abfalleimer aufgestellt ist.

Fährt man vom Munitionsraum 1 auf der D818 in Richtung Scharrachbergheim-Irmstett, fällt einem linkerhand auf dem Hügel hinter dem Ort – dem Aussichtsberg – ein Betongebilde auf. Es handelt sich um den Infanterieraum auf der obigen Karte.

Er gehört zu den wenigen Armierungselementen, die im Bodenrelief einigermaßen gut zu erkennen sind (roter Pfeil):

Sein Aufbau weicht ein wenig von den anderen Infanterieräumen des Abschnitts ab; zum einen ist er relativ klein, zum anderen sind die Funktionalitäten spiegelverkehrt angeordnet:

Ganz links ist die Küche mit ihrer großen Einbringöffnung für eine Feldküche:



Die Einbringöffnung konnte mit Betonelementen oder Stahlträgern verschlossen werden; hier die Versatzfalze:


Ganz rechts sind die Latrinen; die Toilettenschüsseln sind leider verschwunden bzw. zerstört:



Weitere Eindrücke aus dem Inneren:





Auf der Außenseite fallen einem sofort massive Schäden auf:





Von Nahem zeigt sich, dass es sich um Explosions- und Beschussspuren handelt:



Da im 1. Weltkrieg hier nicht gekämpft wurde, dürften diese Schäden aus dem 2. Weltkrieg stammen.

Ich hoffe, ich kann im nächsten Jahr in der vegetationsarmen Zeit nach Straßburg zurückkehren, um den Scharrachbergabschnitt erneut zu untersuchen.