Westlich von Gerolfing bei Ingolstadt befinden sich die Reste des ehemaligen Zwischenwerks 1 (Werk 191); die Anlage ist im Luftbild leicht erkennbar:
Auffallend ist der das Werk umgebende Wassergraben:
Das Zwischenwerk 1 entstand zwischen 1890 und 1892. Zusammen mit dem Zwischenwerk 9 Rosenschwaig sollte es die Lücke zwischen den Forts II und X schließen, da dieser Frontabschnitt als besonders angriffsgefährdet eingeschätzt wurde.
Es weist einen fünfeckigen Grundriss auf; im Plan (siehe unten) erkennt man eine Kehlkaserne für 250 Mann und 3 Schutzräume (Hohltraversen) auf dem Wall.
Das Reliefbild lässt erkennen, dass von diesen Funktionseinheiten nicht mehr viel übrig ist:
Speziell die Kehlkaserne scheint komplett verschwunden zu sein. Was allerdings sofort ins Auge fällt, sind die Reste der südlichen Hohltraverse, im nachfolgenden Plan mit "1" gekennzeichnet:
An dieser Stelle eine Anmerkung zu den Plänen, die ich hier veröffentliche. Es handelt sich um grobe Skizzen, die ich, basierend auf den verschiedensten Quellen, in der Vorbereitung meiner Festungsexkursionen erstelle, um mich im Gelände zurecht zu finden. Nur in den seltensten Fällen liegen mir genaue Raumpläne der Anlagen vor, so auch hier. Ich hoffe, ich werde irgendwann einmal die Gelegenheit haben, im Stadtarchiv Ingolstadt recherchieren zu können; leider passen aber die dortigen Öffnungszeiten nicht zu meinem beruflichen Alltag ...
Hier nun ein paar Impressionen, wie sich der südliche Schutzraum in natura darstellt. Als erstes die Ostseite:
Die Nordseite:
Die Südseite:
Der gesprengte Raum ist komplett verfüllt.
Das interessanteste Detail verrät der oben gezeigte Plan nicht; allenfalls im Reliefbild bekommt man einen Hinweis darauf: Es gibt hier einen recht gut erhaltenen Unterbau eines splittersicheren Wachtturms 90 (Position bei "2" im Plan):
Sogar einer der metallenen Verankerungszapfen der Kragensteine ist noch vorhanden:
Leider ist der Schacht mit Erde und Müll verfüllt.
Hier noch einmal der Wachtturm 90 aus dem Fort VI Prinz Karl:
Anfang der 1890er Jahre wurde die Festung Ingolstadt mit diesen drehbaren splittersicheren Beobachtern vom Typ Gruson WT 90 (Wachtturm 90) ausgestattet. Sie wurden üblicherweise symmetrisch auf den Wällen der Forts installiert und dienten zur Überwachung des Vorfelds. Über ein Alarmsystem waren sie mit den Schutzräumen verbunden.
Die gusseisernen Kuppeln hatten zwei gegenüberliegende Beobachtungsschlitze, die mit Riegeln verschlossen werden konnten. Es gab keine optischen Geräte; die Beobachtung wurde mit bloßem Auge durchgeführt. Die Kuppeln waren auf Rollen gelagert und konnten mit einer Kurbel gedreht werden.
Die nachfolgende Aufnahme zeigt die Verbindung zum südlichen Schutzraum, dessen Westseite im Hintergrund erkennbar ist. Der betonüberdeckte Verbindungsgang weist keinerlei äußere Beschädigung auf:
Hier trifft der Verbindungsgang auf den Schutzraum:
Von unten konnte ich den Verbindungsgang leider nicht in Augenschein nehmen - die üppige Vegetation ließ das nicht zu:
In diesem Foto habe ich die Oberkante mit einer blauen Linie hervorgehoben:
Für eine genauere Untersuchung werde ich das Zwischenwerk in der vegetationsfreien Jahreszeit noch einmal besuchen.
Abschließend noch zwei Aufnahmen, die ich vor 5 Jahren im Zwischenwerk 9 Rosenschwaig von den Resten der beiden dortigen Wachttürme gemacht habe:
Beide sind komplett zerstört; umso bedeutsamer ist der gute Erhaltungszustand des Wachtturm-Unterbaus im Zwischenwerk 1.
Übersicht:
Die folgenden Beiträge meines Blogs befassen sich mit dem Zwischenwerk 1 Gerolfing: