Coronabedingt führte uns der diesjährige Sommerurlaub wieder nach Norddeutschland statt nach Schottland. Genauer gesagt ging es ins Hinterland von Sankt Peter-Ording in Nordfriesland, und die Reisevorbereitungen beinhalteten auch diesmal wieder die Recherche nach Festungen.
Das Internet gab nicht viel her; als einzige Quelle blieb
mir das Buch „Festungsbau an Nordsee und Ostsee“ von Frank Gosch. Das Ergebnis
war enttäuschend: Lediglich eine Batterie bei Sankt Peter-Ording ist in
besagtem Buch erwähnt und mit nur wenigen Angaben beschrieben:
Auf die Ähnlichkeit zu den Batterien Pohl und Scheer auf der
Insel Juist wird hingewiesen; zu diesen beiden Batterien gibt es auch eine
Skizze. Die einzelnen Geschütze waren unregelmäßig in den Dünen verteilt und wurden über
eine Feldbahn versorgt.
Bei der Batterie St. Peter muss es sich also um ein mehr
oder weniger unregelmäßiges Gebilde von gut 360 Metern Länge gehandelt haben;
eine Feldbahntrasse ist ebenfalls anzunehmen. Auf einem Luftbild müssten
eventuelle Reste einigermaßen erkennbar sein.
Doch wo suchen? Die oben genannten Ortsangaben sind
ausgesprochen problematisch. Das fängt damit an, dass Garding gar nicht südlich
von Sankt Peter-Ording liegt, sondern gut 11 km nordwestlich vom alten Ortskern
Sankt Peter.
Auch der Zweck, die Verteidigung von Hever- und
Eidermündung, ist mehr als fraglich: Sankt Peter-Ording liegt am Westende der
Halbinsel Eiderstedt. Die Hever ist ein Gezeitenstrom, der nördlich von
Eiderstedt verläuft und den Husumer Hafen mit der Nordsee verbindet. Die Eider
ist tatsächlich ein Fluss, der nahe Kiel entspringt und sich bei Tönning
zunächst zum Purrenstrom, einem Mündungstrichter, erweitert und hinter dem
Eider-Sperrwerk südlich der Halbinsel Eiderstedt in die Nordsee mündet.
Die Halbinsel Eiderstedt ist rund 15 km breit; eine Batterie
südlich von Sankt Peter hätte also unmöglich die Hever-, sehr wohl aber die
Eidermündung verteidigen können.
Wenn die Batterie Sankt Peter wirklich südlich des Ortes
Sankt Peter lag, muss sie, um die Eidermündung wirksam verteidigen zu können, zwischen der Strandüberfahrt Böhl und dem Ostende des
Nordsee-Golfclubs Sankt Peter-Ording gelegen haben.
Vor dem Deich liegt hier ein breiter Streifen aus Marsch und
Salzwiesen, der für eine Batterie meines Erachtens ungeeignet war; es fehlen
außerdem Dünen, die die Batterie hätten tarnen können:
Blick vom Damm in Richtung Eidermündung:
In Richtung Badestelle Böhl mit seinen Pfahlbauten:
Nun ist aber die Eiderstedter Küste ein sehr dynamisches Gebiet, das nicht nur durch das Meer, sondern auch durch den Menschen ständigen Veränderungen unterlegen ist. So sah der Küstenverlauf vor 100 Jahren südlich von Sankt Peter völlig anders aus. Da der Digitale Atlas Nord, wo ich die entsprechende Karte gefunden habe, in Sachen Veröffentlichung noch restriktiver ist als der Bayernatlas, kann ich den Kartenausschnitt lediglich verlinken, aber nicht einbetten oder sonstwie darstellen - hier klicken.
Es fällt vor allem auf, dass der Deich, der heute entlang des Marnewegs verläuft, Anfang des 20. Jahrhunderts südlich von Süderhöft an einem 590 Meter langen Dünenareal endete, und dass ein zweiter Deich (der heute verschwunden ist) entlang der Nordgrenze des heutigen Golfplatzes verlief. Besagte Dünen lagen also vor dem Deich größtenteils auf dem heutigen Golfplatz-Gelände und wären von ihrer Größe als auch ihrer Position her für eine Batterie ideal gewesen:
1 Marschland & Salzwiesen
2 Dünen
3 Südlicher Deich
4 Nördlicher Deich
5 (dunkelgrün) Areal des heutigen Golfplatzes
Es spricht einiges dafür, dass die Batterie St. Peter hier gewesen sein könnte; beweisen kann ich es leider nicht.
Zu Beginn meiner Suche hatte ich den bei Gosch genannten Ort
Garding noch in meine Betrachtungen mit einbezogen und bin so auf einen zweiten
möglichen Standort gestoßen. Wie sich herausstellte, befand sich dort
tatsächlich eine Batterie, allerdings nicht die gesuchte. Dazu mehr in einem
weiteren Blogbeitrag.
Übersicht der Blogbeiträge zur Batterie St. Peter:
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