Um die Überreste interpretieren zu können, bräuchte ich einen verlässlichen Plan; mir liegt allerdings leider nur ein generischer Plan eines typischen Ingolstädter Munitionsraums vor:
Dienstag, 29. Dezember 2020
Der Munitionsraum II bei Großmehring
Um die Überreste interpretieren zu können, bräuchte ich einen verlässlichen Plan; mir liegt allerdings leider nur ein generischer Plan eines typischen Ingolstädter Munitionsraums vor:
Donnerstag, 24. Dezember 2020
Und nochmal Zwischenwerk 6 ...
Angeblich bestand die Kaserne von Zwischenwerk 6 aus 14 Kasematten:
9 Mannschaftskasematten
1 Küchenkasematte
1 Abortkasematte
1 Wachkasematte
1 Verbandraum
1 Raum für den Kommandanten
Die Befunde vor Ort legen nahe, dass die 5,50m hohe Kehlfront der Kaserne wohl komplett in Ziegelmauerwerk ausgeführt war; sie dürfte damit in etwa so ausgesehen haben wie der noch erhaltene M-Raum der rechten Anschlussbatterie von Fort Prinz Karl:
Mittwoch, 23. Dezember 2020
Neues vom Zwischenwerk 6 "Station Manching"
Ein Jahr nach meinem letzten Besuch suchte ich das Zwischenwerk 6 gestern erneut auf, um die offenen Fragen vor Ort zu klären.
Als erstes suchte ich die auffällige Struktur außerhalb des
nassen Grabens südwestlich des Werks. Das Reliefbild hatte ich bisher so
interpretiert, dass auch diese Struktur von einem Graben umgeben sein müsste.
Zunächst versuchte ich, mich vom Waldweg aus in südliche Richtung vorzuarbeiten
in der Hoffnung, die im Reliefbild erkennbare Zugangsrampe zu erreichen. Das
schier undurchdringliche stachelige Unterholz ließ mich allerdings auf halber Strecke
aufgeben. Bedeutend einfacher ist, wie ich dann herausfand, der Weg über die
große Wiese westlich der Struktur. Die Frage, wie ich an dieser Stelle den
vermeintlichen Graben überwinden könnte, stellte sich erst gar nicht – bei der Struktur
handelt es sich nämlich um ein ca. 0,5m hohes Plateau. Was ich im Reliefbild
für einen Graben gehalten hatte, entpuppte sich vor Ort als Böschung des
Plateaus und war leicht zu erklimmen:
Nachfolgend das gleiche Foto mit blau markiertem oberen Böschungsrand:
Das erste, was ich auf dem Plateau fand, waren die merkwürdigen Vertiefungen bei 48.73688 N, 11.52327 E. Es handelt sich um eindeutig künstlich angelegte Gräben, die eine Fläche von ca. 5 x 14 Metern bedecken. Ihr Zweck erschloss sich mir bisher nicht:
Nachfolgend ist die Oberkante der Grabenecke blau markiert:
Abgesehen von diesen Gräben ist das Plateau eben. Es ist als gerundetes Rechteck von ca. 45 x 22 Metern angelegt, und es gibt eine Rampe hinunter zum nassen Graben des Zwischenwerks.
Das völlige Fehlen von Wällen und Traversen spricht gegen eine
beabsichtigte Nutzung als Anschlussbatterie (dazu wäre das Plateau auch viel zu
klein), allerdings auch gegen meine ursprüngliche Annahme eines
Infanteriewerks. Ohne Archivrecherche wird es wohl nicht möglich sein, dem
Zweck des Plateaus auf die Spur zu kommen.
Als nächstes galt es, die Unregelmäßigkeit im Wall der Südwestflanke zu erkunden. Eine Ausfallpforte, wie ursprünglich angenommen, gibt es hier nicht, allerdings eine um ca. 0,5 Meter in die Wallkrone eingesenkte trapezförmige Plattform von ca. 25 m2 Größe.
Ansicht von unten:
Spontan musste ich an eine Geschützplattform denken, was aber an dieser Stelle völlig unsinnig wäre. Wie im Reliefbild erkennbar, ist diese Plattform genau mit dem Plateau jenseits des Grabens gefluchtet. Aus den Befunden vor Ort ließ sich aber weder der Verwendungszweck der trapezförmigen Plattform herausfinden noch, ob sie ursprünglich überhaupt im Zusammenhang mit dem Plateau jenseits des Grabens stand.
Die Prinzipskizze dieses Werksteils habe ich nach den Erkenntnissen der gestrigen Exkursion aktualisiert:
Legende: 1 = Plateau
2 = Gräben
3 = Plattform in der Wallkrone
Zum Abschluss meines Besuchs beschloss ich, die Rückseite der gesprengten Kaserne abzulaufen, weil das Reliefbild hier eine auffällige gerade Linie zeigt. Der Südteil der Kaserne ist wirklich völlig zerstört; auch auf der Rückseite findet man nur titanische Sprengtrümmer:
Nach dem ersten Drittel der Kasernenflucht ändert sich dieses Bild aber völlig: Plötzlich steht man vor der intakten Ziegelrückwand der Kaserne samt Stampfbetondecke:
Das ist gleich in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert: Zum einen, weil ich eher davon ausgegangen wäre, eine Kasernenrückwand aus Beton vorzufinden (prinzipiell war die Kaserne ja nichts anderes als ein übergroßer Untertretraum). Zum anderen, weil die Erdabdeckung der Kaserne definitiv unvollständig ist – eine Rückwand, aus welchem Material auch immer, dürfte bei vollständiger Erdabdeckung überhaupt nicht sichtbar sein. Und zum Dritten ist der Befund bemerkenswert, weil sich der Explosionsdruck über weite Strecken offenbar in Richtung Kehlseite entladen hat, obwohl die Rückwand frei lag.
Auch in Höhe der nördlichen Kasematte – also dort, wo auf der Kehlseite noch ein Stück des Längsgangs erhalten gebelieben ist – ist die Rückwand noch intakt:
Hier der gleiche Trakt von der Kehlseite aus gesehen:
Bei meinem nächsten Besuch werde ich diesen Teil von oben in Augenschein nehmen, um herauszufinden, ob vielleicht ein Teil der Kasematte erhalten sein könnte.
Die Frage, warum die Rückwand der Kaserne nicht vollständig
mit Erde abgedeckt ist, lässt sich ohne Archivrecherche nicht beantworten. Nach
offiziellen Angaben war die Kaserne mit einem halben Meter Erde bedeckt und auf
der Rückseite durch eine 5,16m starke Erdvorlage geschützt – was angesichts der
Beobachtungen vor Ort allerdings bezweifelt werden muss. Da das gesamt Werk als
Provisorium mit der Option eines späteren permanenten Ausbaus errichtet wurde,
fehlt außer der Kaserne jegliche für ein permanentes Werk übliche Infrastruktur
wie z.B. Untertret- und Munitionsräume. Möglicherweise war die Erdvorlage der
Kasernenrückseite ebenfalls mit der Option auf eine spätere Fertigstellung
unvollständig gelassen worden – das ist allerdings nur eine Hypothese, die zu
verifizieren wäre.
Samstag, 7. November 2020
Das Fort Va in Kösching
Bei der Vorbereitung meiner Exkursion zum Fort Va musste ich wieder einmal feststellen, wie schwer es ist, als Berufstätiger, der seiner Arbeit jede Woche 60 Stunden opfert, Forschungsarbeit in Sachen Festungen zu betreiben. Weder meine umfangreiche Literatursammlung noch das Internet gaben sonderlich viel über Fort Va her; Archiv- und Bibliotheksrecherchen sind in solchen Fällen aus Zeitgründen praktisch überhaupt nicht möglich. Ich muss also bei meinen seltenen Besuchen in Ingolstadt möglichst viele Informationen vor Ort sammeln, interpretieren und hoffen, dass ich damit einigermaßen richtig liege.
Fort Va liegt am südöstlichen Ortsrand von Kösching bei Ingolstadt. Die ehemalige Werkszufahrt befand sich nördlich der Kreuzung der Weidhausstraße mit der Straße Am Weinberg. Für einen Festungsfreund ist Fort Va leider ein unergiebiges Objekt, da es heutzutage fast komplett mit Sporteinrichtungen überbaut ist. Das ist besonders traurig, weil Fort Va genau wie Fort IIIa ursprünglich mit einem Panzerdrehturm ausgestattet war, ein Alleinstellungsmerkmal unter den Ingolstädter Festungen.
Warum mir Fort Va dennoch einen Besuch wert war, zeigt das obligatorische Reliefbild:
Sonntag, 25. Oktober 2020
Die Lünette 83 in Germersheim
Zu den Exponaten des Germersheimer Festungsmuseums gehört unter anderem auch ein großes Modell der heute weitgehend geschleiften Festung. Bei meinem Besuch im Juni dieses Jahres fiel mir unter den Kasernen, Fronten, Vorwerken und Vesten vor allem ein Festungselement auf, dem ich bis dahin noch keine Beachtung geschenkt hatte: Die Lünette 83
1 |
Unleserlich
(Ysenburger Fronte?) |
2 |
Veste Wrede |
3 |
Veste Wrede |
4 |
Veste Deroy |
5 |
Veste Deroy |
6 |
Fronte Beckers |
7 |
Fronte
Beckers |
8 |
Fronte
Schmauß |
9 |
Fronte
Lamotte & Fronte Diez |
10 |
Vorwerk
Vincenti |
11 |
Fronte
Hertling |
12 |
Leer |
13 |
Leer |
14 |
Unleserlich |
15 |
Unleserlich |
16 |
Unleserlich |
A |
Fronte
Hertling |
B |
Utensilien |
Abschließend die Stirnseite von Flügel 4 mit der Werksnummer:
Hier eine Übersicht der anderen Beiträge zur Festung Germersheim:
Freitag, 9. Oktober 2020
Ostfriesland - ein fortifikatorischer Reisebericht
1918 bestand die Festung Wilhelmshaven (einschließlich der
Inseln Wangerooge und Langeoog) aus folgenden Elementen:
- 28 Artillerie- und Flugabwehrbatterien
- 21 Infanteriewerke
- 3 größere Forts (Rüstersiel, Schaar, Mariensiel)
- 43 Armierungsbatterien (Erdwerke)
Wenn man in der Urlaubsvorbereitung auf solche Informationen
stößt, wird man zugegebenermaßen recht euphorisch. Diese anfängliche Euphorie
wich allerdings schnell einer drastischen Ernüchterung: Je mehr ich
recherchierte, desto deutlicher stellte sich heraus, dass man bei der
Beseitigung militärhistorischen Kulturguts in Wilhelmshaven und Umgebung noch
rabiater vorgegangen war als z.B. in Ingolstadt. Von der oben beschriebenen
ehemals imposanten Festung ist fast nichts übrig geblieben!
Letztlich gab es vier Objekte, die ich mir für Besuche auf
die Agenda schrieb; 3 davon haben wir schlussendlich geschafft.
Zunächst aber zu einem Objekt, das ob seines Errichtungszeitpunkts im 2. Weltkrieg eigentlich außerhalb meines üblichen Fokus liegt, dem Bunker „Banter Ruine“. Auf dem Weg zu einem Restaurant kamen wir zufällig daran vorbei:
Für einen Festungsfreund ist eine solche Begrüßung natürlich erfreulich und verheißungsvoll, und so sah ich mir den Bunker genauer an. Es handelt sich um
einen sogenannten Truppenmannschaftsbunker 750, fertiggestellt 1943, der als
Luftschutzbunker für Marineangehörige diente. Soweit ich in Erfahrung bringen konnte, handelt es sich um den letzten seiner Art.
Von Nahem entpuppte sich die herzliche Begrüßung leider als
Fake. Der Bunker war verschlossen, eine Innenbegehung daher nicht möglich. Da
es an diesem Tag außerdem stark regnete, begnügte ich mich mit wenigen
Außenaufnahmen:
Später, zurück zuhause, recherchierte ich ein wenig über den Bunker, zumal mich das große Transparent neugierig gemacht hatte. Auch dieser Bunker wird in seiner aktuellen Form wohl leider nicht mehr lange Bestand haben; die Deckenverstärkung wurde offenbar bereits abgetragen, der Rest soll „umgebaut“ werden. Wen es interessiert, der kann sich über den jeweils aktuellen Stand auf der Seite "Erhalt der Bunker Banter Kaserne" informieren. Näheres zum Bunker selbst ist mit vielen Fotos auf der Seite "Luftschutzbunker Wilhelmshaven" beschrieben.
Nun aber zu den eigentlichen Objekten meiner Begierde.
Gleich das erste entpuppte sich leider als totaler Flopp:
Das Infanteriewerk Hooksiel. Im Luftbild bei Google Maps ist es schön zu erkennen,
und ungeachtet der Erkenntnis, das auf dem Werksgelände ein modernes Gebäude
(Tourist-Information) steht, hatte ich die Hoffnung, doch noch Reste des
ehemaligen Werks zu finden. Weit gefehlt! Jegliche ehemalige
Werks-Infrastruktur ist abgetragen bzw. überbaut, lediglich der nasse Graben
hat überlebt:
Abschließend noch ein Bild der Tourist-Information; eine Festungskasematte wäre schöner gewesen …
Nächstes Ziel: Fort Mariensiel. In der Vorbereitung konnte ich in Erfahrung bringen, dass es dort noch einiges zu sehen gibt, was die Sprengungen überstanden hat, namentlich die Kehlkaserne. Aber wie es nun mal so ist in Deutschland: Alles, was schön oder interessant ist, ist verboten. Entsprechend ist Fort Mariensiel verschlossen und mit Verbotsschildern gespickt; leider traf ich vor Ort auch niemanden, den ich um die Erlaubnis hätte bitten können, mir beispielsweise die Kehlkaserne von innen anzusehen. Nachfolgend ein paar Impressionen der Kehlkaserne von außen (mit einem herrlichen architektonischen Detail), des Zufahrts-Gitters und eines Betonbunkers vor der Kehlkaserne:
Das dritte Objekt war das Infanteriewerk Ellenserdamm. Es
liegt nordwestlich von Varel; dass die
Zufahrt mit einer Schranke verschlossen ist, konnte ich bereits in der
Vorbereitung herausfinden. Das Werk ist nie gesprengt worden und war angeblich bis in die 70er Jahre bewohnt, das ließ hoffen. Hier nun ein paar
Impressionen vor Ort:
Bemerkenswerterweise waren beide Bunkergebäude mit Türen modernerer Bauart verschlossen. Auf dem Gelände fand sich einiges an neuzeitlichen „Zivilisationsspuren“, insgesamt hatte ich aber den Eindruck, dass schon länger niemand mehr hier gewesen war. Ich versuchte, mich lautstark bemerkbar zu machen, leider ohne Erfolg - wirklich niemand da. Die in Mariensiel inflationär verwendeten „Betreten verboten“ Schilder fehlten hier völlig, dennoch hatte ich das vage Gefühl, mich auf Privatgrund zu befinden, und zog nach ein paar Schnappschüssen von außen wieder ab.
Objekt Nummer 4 wäre die Wiesenbatterie Schillig gewesen,
von der ich vorab in Erfahrung gebracht hatte, dass sie gesprengt wurde und heute Naturschutzgebiet ist. Mein Frusttoleranzlevel war durch die
Erfahrung der zuvor beschriebenen Objekte so weit gesunken, dass ich beschloss, auf eine
Begehung zu verzichten.
Zum Schluss noch zwei Aufnahmen, die ich bei einem Besuch in
Bremerhaven vom Weserufer aus machen konnte. Sie zeigen die Festungsinseln
Langlütjen 1 und 2 in der Wesermündung. Langlütjen 1 ist gesprengt, als Naturschutzgebiet ausgewiesen und darf nicht betreten
werden. Langlütjen 2 kann nur im Rahmen von Wattwanderungen besichtigt werden, was mir generell leider nicht
möglich ist - aber das ist eine andere (Frust-)Geschichte …
Fazit: Ostfriesland ist sicher eine Reise wert. Wer dabei
allerdings Festungen im Sinn hat, der wird bitter enttäuscht werden.