Ein Freund hat mich heute auf einen Youtube-Clip aufmerksam
gemacht, der das Fort de Tavannes zum Gegenstand hat. Der Film trägt einen
ziemlich reißerischen Titel; gezeigt wird die Erkundung des Forts durch eine
Gruppe junger Deutscher.
Die Gruppe setzt sich dreist über das strenge
Betretungsverbot des Forts als militärisches Sperrgebiet hinweg und begeht
unter anderem das Stollensystem unter dem Fort, das extrem fragil und
gefährlich ist – und das auch noch in Sonntagsspaziergangsmentalität ohne Helm!
Dieser Film (den ich weder namentlich nennen noch verlinken
werde) hat mich in einem Entschluss bestärkt: Der ein oder andere Leser wird
sich sicher schon gewundert haben, dass in meinem Blog ungeachtet des Titels
ziemlich wenig über das Fort de Tavannes zu lesen ist. Das werde ich
beibehalten. Es gibt leider genügend minderintelligente und leichtsinnige Zeitgenossen,
die sich zu leicht inspirieren lassen, gefährliche Orte wie das Fort de
Tavannes zu besuchen; dem will ich keinen Vorschub leisten. Aus dem gleichen
Grund habe ich auch mein Buchprojekt wieder auf Eis gelegt; ich will niemandem
eine Gebrauchsanweisung für das Fort de Tavannes geben.
Liebe Leser: Bitte glauben Sie mir – Fort de Tavannes ist ein
wirklich EXTREM gefährlicher Ort.
Überall gibt es Schächte und Öffnungen im Boden, und es sind
schon genügend Unglücksfälle geschehen (einen davon habe ich hier und hier geschildert).
Das größtenteils gemauerte Fort hat außerdem unter dem Deutschen Beschuss im
ersten Weltkrieg massiv gelitten und ist entsprechend einsturzgefährdet. Das
Stollensystem unter dem Fort aus dem Jahr 1917 ist niemals fertig gestellt
worden. Die Decke hat stellenweise begonnen, einzustürzen, und die Vegetation
in Gestalt von Baumwurzeln hat sich ihren Weg nach unten gebahnt. Wenn das
Betreten der oberirdischen Teile des Forts schon mehr als riskant ist, so ist
das Betreten der Stollen wirklich lebensgefährlich!
Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, was Menschen dazu treibt, sich diesen Gefahren auszusetzen. In den vergangenen 108 Jahren haben Metallsucher und Andenkenjäger wirklich alles aus dem Fort entfernt, was auch nur einigermaßen von Interesse sein könnte. Es gibt dort nichts – wirklich gar nichts – zu entdecken oder zu finden. Halt, doch: Blindgänger gibt es ziemlich sicher noch. Bei der Explosion des nördlichen Pulvermagazins im Mai 1916 ist zwar vermutlich der größte Teil der dort gelagerten 12.000 Granaten explodiert, aber eben nicht alle, was das Fort zu einem gigantischen Minenfeld macht. Man kann nicht eindringlich genug vor diesen Blindgängern warnen: Sie haben auch nach 108 Jahren nichts von ihrer Brisanz verloren!
Und wen das Morbide und der wohlige Grusel beim Gedanken daran, was im Fort de Tavannes 1916 alles passiert ist, treibt: Dieses Gefühl könnt Ihr erheblich einfacher und risikoloser bekommen: Ich empfehle die Besichtigung der Forts Vaux und Douaumont.
Ganz im Ernst: Macht einen Bogen um Tavannes. Es
lohnt sich nicht und ist einfach viel zu gefährlich!
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