Montag, 23. Dezember 2019

Das Werk Nr. 234 des Festungsgürtels Ingolstadt (Zwischenwerk Nr. 6 "Station Manching")

Das letzte Ziel meines Ingolstadt-Besuchs im Dezember 2019 war das Werk 234 des äußeren Fortgürtels, auch Zwischenwerk Nr. 6 „Station Manching“ genannt. Auch dieses Werk wurde nach Ende des zweiten Weltkriegs von den Amerikanern gesprengt.

Die Bodenrelief-Darstellung des Bayerischen Geoportals zeigt das Ausmaß der Zerstörungen und lässt gleichzeitig auf ein Gewirr von sichtbaren Resten schließen:


Viele Informationen über das Werk konnte ich bei meinen Vorbereitungen nicht finden, lediglich den Erbauungszeitraum 1895 – 1897 und einen Hinweis darauf, dass nur die Kehlkaserne gebaut und der Rest nie fertiggestellt wurde.

Der Werksplan sieht daher ein wenig wie ein besonders groß geratener Untertretraum aus:


Um einen Eindruck davon zu bekommen, wie es fertig ausgebaut hätte aussehen können, bietet sich ein Vergleich mit dem ungefähr genauso großen Werk Nr. 192 (Zwischenwerk Nr. 9 „Rosenschwaig“) an:


Gegenüber Rosenschwaig ist die Kehlkaserne kleiner; was komplett fehlt, ist die Wall-Infrastruktur (Geschützbettungen, Schutzräume etc.).

Und so sieht die Kehlkaserne heute aus – ein Trümmerhaufen. Wüsste man nicht, dass das Werk erst vor 74 Jahren gesprengt wurde, könnte man meinen, sich an der ehemaligen Westfront des ersten Weltkriegs zu befinden:




An manchen Stellen gibt es Anzeichen für Hohlräume:


Am eindrucksvollsten ist sicher die Nordwestecke, wo ein Teil der Ziegelfassade die Sprengung überstanden hat; dahinter ist das Kopfende eines Gangs mit Ziegelgewölbe zu sehen:







Ein kleines Detail der Reliefkarte wird Gegenstand eines weiteren Besuchs sein: An der Südwestecke des nassen Grabens ist eine von einem Graben umgebene „Ausstülpung“ zu sehen, die auch im Werksplan erkennbar ist. Da ich keinen Ausschnitt der Reliefkarte mit entsprechender Markierung einstellen darf, habe ich die markantesten Strukturen in eine Skizze übertragen:


Das Zwischenwerk Rosenschwaig hat an dieser Stelle eine Anschlussbatterie, aber dafür ist die Ausstülpung zu klein. Im französischen Fort de Jouy-sous-les-Côtes nordwestlich von Toul gibt es eine ähnliche Struktur, ebenfalls jenseits des Grabens gelegen, bei der es sich um ein vorgelagertes Infanteriewerk handelt. Um dort hin zu gelangen, musste man das Fort durch eine Ausfallpforte neben der Nordcaponnière verlassen, den trockenen Graben durchqueren und eine Treppe an der Gegenböschung hochsteigen. Übertragen auf das Zwischenwerk Nr. 6 würde man vermutlich eine Brücke über den nassen Graben erwarten. In der Skizze habe ich eine weitere auffällige Stelle markiert; es wird zu prüfen sein, ob dort ebenfalls eine Ausfallpforte vorgesehen war.

Nachtrag 08.08.21: Mittlerweile ist das Zwischenwerk 6 zu meinem bevorzugten Forschungsobjekt in Ingolstadt geworden; entsprechend gibt es mittlerweile einige Updates zu diesem Artikel:

Samstag, 21. Dezember 2019

Das Werk Nr. 99 des Festungsgürtels Ingolstadt (Pulvermagazin Minucci)


Um wenigstens einen vagen Eindruck davon zu bekommen, wie die Kreuzblockhäuser der Festung Ingolstadt ausgesehen haben, bietet sich ein Besuch des ehemaligen Werks Nr. 99 (Pulvermagazin Minucci) im Nordosten Ingolstadts an.
Das Werk ist älter als das Friedenspulvermagazin Obehaunstadt; es wurde bereits 1835 – 1837 zusammen mit dem Werk 101 (Pulvermagazin Habermann) im Nordwesten als eins der ersten Vorwerke errichtet.
Den Erdwall erhielt das Kreuzblockhaus erst 1867.

Der nachfolgende Plan soll erhebt keinen Anspruch auf 100%ige Korrektheit, dürfte aber zumindest das Prinzip einigermaßen zutreffend verdeutlichen:


Seit der Errichtung des äußeren Festungsgürtels nach dem Krieg von 1870/71 wurde Minucci nicht mehr militärisch genutzt, und gegen Ende der 1960er Jahre musste es größtenteils einem Wohngebiet weichen. Ungefähr zwei Drittel des Kreuzblockhauses wurden abgerissen, der Erdwall eingeebnet.
Das Ergebnis ist ein trauriger Rest:


Hier eine Projektion des Werks auf das heutige Stadtbild (Quelle: Google Maps):


Der Rest des Kreuzblockhauses:




Das Innere ist leider nicht zugänglich.

Auf der Seite des Fördervereins Bayerisch Landesfestung Ingolstadt gibt es ein Bild des verschwundenen Kreuzblockhauses Habermann, das einen guten Eindruck davon vermittelt, wie auch Minucci einmal ausgesehen haben muss. Auf das Friedenspulvermagazin Oberhaunstadt lässt sich dieser Anblick nur begrenzt übertragen, da das dortige Kreuzblockhaus deutlich kleiner war und die Gebäudeflügel nicht halbrund ausgeführt waren, sondern rechteckig.

Donnerstag, 19. Dezember 2019

Das Werk Nr. 125 des Festungsgürtels Ingolstadt (Friedenspulvermagazin Oberhaunstadt)

Bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es Pläne, die Festung Ingolstadt durch vorgelagerte Werke zu schützen; es wurden aber zunächst nur zwei davon realisiert.

Erst 1866 führte der Deutsche Einigungskrieg dazu, dass ein Gürtel aus Vorwerken mit einem Durchmesser von durchschnittlich 5 km um die Stadt herum errichtet wurde. Diese Vorwerke waren von sehr einfacher Natur; sie bestanden aus Erdwällen mit hölzernen Schutzräumen. Auch die drei später permanent befestigten Außenforts waren zunächst nur als Erdwerke ausgeführt.

Der Vorwerkegürtel mit insgesamt 23 Werken wurde 1867 fertiggestellt. Der Ausbau der drei genannten Außenforts (Haslang, Max Emanuel, Wrede) zu permanenten Anlagen fand zwischen 1868 und 1872 statt; die restlichen Erdwerke wurden nie modernisiert, obwohl sie bis zum zweiten Weltkrieg in militärischem Besitz blieben.

Beschäftigt man sich heute mit dem Vorwerkegürtel, stellt man schnell fest, dass kaum eine der Anlagen die 150 Jahre seit ihrer Errichtung überlebt hat. Hier ein kurzes Resümee:


Nur 2 Werke sind einigermaßen gut erhalten, 6 nur noch teilweise und von den restlichen 15 ist nichts mehr zu sehen. Etliche der überwiegend oder teilweise erhaltenen Werke sind in Privatbesitz und können nicht besichtigt werden.

Das ist eine extrem traurige Bilanz, vor allem wenn man weiß, dass auch das Schicksal der noch vorhanden Überreste trotz ihres Status als Bodendenkmal höchst ungewiss ist. So wurde erst vor kurzem die Lagerschanze 7 / Werk Nr. 139 ungeachtet der Intervention der Stadt Ingolstadt eingeebnet, um Parkplätze für ein Autohaus zu schaffen; Näheres dazu findet sich in diesem Artikel im Donaukurier.

Glücklicherweise hatte ich vor ein paar Tagen Gelegenheit, mal wieder ein paar Stunden in Ingolstadt verbringen zu können; dafür hatte ich mir den Besuch des Vorwerkegürtels auf die Agenda geschrieben, solange es dort noch etwas zu sehen gibt.

Analog meines Besuchs in Germersheim nutzte ich auch diesmal Reliefkarten zur Ermittlung lohnenswerter Ziele. Der Bayern-Atlas / Geoportal Bayern stellt ein entsprechendes Tool zur Verfügung; im Gegensatz zum Geoportal Baden-Württemberg ist es allerdings untersagt, Reliefkartenausschnitte als Bild zu veröffentlichen – man darf sie nur als iFrame einbetten (ein triftiger Grund dafür erschließt sich mir ehrlichgesagt nicht).

Von den teilweise erhaltenen Ingolstädter Vorwerken weckte vor allem das sogenannte Friedenspulvermagazin Oberhaunstadt mein Interesse; der Reliefkartenausschnitt zeigt warum:


Diese Anlage, auch „Nebenwerk C“ genannt, liegt westlich der Beilngrieser Straße auf der Höhe von Unterhaunstadt in einem kleinen Wäldchen. Sie war für 250 Mann Besatzung und 3 Geschütze vorgesehen. Ursprünglich verfügte sie über ein Kreuzblockhaus, das heute nicht mehr existiert und über dessen Beschaffenheit bzw. Ausführung ich keine Informationen finden konnte – doch dazu später mehr.

Der nachfolgende Plan zeigt den ungefähren ursprünglichen Zustand des Werks. Er ist sicher in vielen Punkten ungenau, hilft aber bei der Orientierung; ich hoffe, eines Tages auf einen besseren und detaillierteren Plan zu stoßen.


Bemerkenswerterweise ist die Umwallung mit allen Geschützbänken und Rampen noch fast vollständig vorhanden. Lediglich die beiden südlichen Wallabschnitte links und rechts des ehemaligen Kreuzblockhauses sind der Länge nach zu ca. einem Drittel abgetragen, was man vom Werksinneren aus aber nicht bemerkt.

Leider macht es der dichte Baumbewuchs selbst im Winter unmöglich, den Gesamteindruck der Anlage fotografisch einigermaßen angemessen darzustellen. Erschwerend kommt dazu, dass die Laubschicht viele Befunde, die man vor Ort problemlos machen kann, auf Fotos maskiert. Ich habe ungefähr 200 Aufnahmen in den verschiedensten Kameraeinstellungen gemacht, aber kaum eine ist wirklich ausdrucksvoll geworden. Im Folgenden finden Sie daher jeweils 2 Versionen des gleichen Motivs: Einmal die Aufnahme im Originalzustand, danach in einer bearbeiteten Version, in der die relevanten Strukturen durch blaue Linien hervorgehoben sind.

Die erste Aufnahme zeigt die nördliche und die nordwestliche Geschützrampe; sie wurde vom nordöstlichen Wallabschnitt aus gemacht:



Als nächstes die nordwestliche Geschützplattform mit Rampe:




Und schließlich die Infanterielinie des westlichen Wallabschnitts in Richtung Süden. Auch hier gibt es eine kleine Rampe, die offenbar als Aufstieg für die Soldaten diente. In natura sieht man sie deutlich; auf den Fotos ist sie leider kaum zu erkennen:




Als ganz besonders spannend entpuppte sich die Suche nach Resten des ehemaligen Kreuzblockhauses. Im Relief (siehe oben) erkennt man deutlich eine rechteckige Struktur, die ziemlich sicher vom Nordflügel des Kreuzblockhauses stammt (siehe Plan). Diese Struktur findet man problemlos auch vor Ort; es handelt sich um einen U-förmigen Graben von ca. 30 – 40 cm Tiefe.
Nachfolgend zuerst die nordöstliche Grabenecke (Blick nach Süden):



Und hier die nordwestliche Grabenecke (Blick nach Westen):



Auch wenn es sich hierbei mit ziemlicher Sicherheit um eine mit dem Kreuzblockhaus assoziierte Struktur handelt, ist der Befund alles andere als klar: Ich hätte allenfalls Fundamentreste erwartet, aber ein Graben? Könnte es sich bei dem Blockhaus etwa um ein Holzgebäude gehandelt haben?
An einigen Stellen habe ich das Laub auf der Grabeninnenseite und in dem vom Graben umschlossenen Areal entfernt und bin dabei durchweg auf Trümmer von Ziegeln und behauenen Steinen gestoßen. An anderen Stellen fanden sich auch komplette Ziegel und behauene Steine:



Das Kreuzblockhaus scheint also doch ein steinernes Gebäude gewesen zu sein. Ob es schon 1866 in Stein errichtet wurde oder nach 1868, ist allerdings unklar, ebenso, wann und warum es abgerissen wurde. Der Hinweis, es sei „spurlos verschwunden“, den man im Internet hin und wieder findet, stimmt jedenfalls zum Glück nicht – es gibt immerhin deutlich mehr Spuren als z.B. beim Vorwerk Treuberg in Germersheim.

Hier nun ein Versuch, den Werksplan mit den vor Ort gemachten Befunden zu aktualisieren. Legende: rot = nicht mehr vorhanden, blau = Bodenstrukturen (Gräben oder Erhöhungen) sichtbar



Alles in allem ist das Friedenspulvermagazin Oberhaunstadt alleine durch seinen hervorragenden Erhaltungszustand ein hochinteressantes Werk. In einer Zeit, wo nur noch wenige der Ingolstädter Vorwerke übrig sind und selbst das Schicksal dieser paar wenigen höchst unsicher ist (siehe Werk 139), hätte es ein solches Juwel verdient, hergerichtet und unterhalten statt vernachlässigt und sich selbst überlassen zu werden.



Montag, 9. Dezember 2019

Ein Besuch in Germersheim


Als jungem Bundeswehrsoldaten ermöglichte mir die ehemals königlich-bayerische Festung Germersheim Ende der 70er Jahre erste Einblicke in den Festungsbau des 19. Jahrhunderts. Die zweischenklige Grabenwehr, die heute u.a. durch ein Jugendzentrum und die städtische Musikschule belegt ist, war damals mehr oder weniger eine Ruine; das rechte Ausfalltor wies einen Spalt auf, der groß genug war, meinen Kameraden und mir eine ausführliche Erkundung des Gebäudes zu ermöglichen.

Die Grabenwehr der Fronte Beckers heute

Das rechte Ausfalltor heute

In Januar 2019 kehrte ich an den Ort meiner ersten Festungsbegehung zurück, widmete mich diesmal aber schwerpunktmäßig den Außenwerken.

Doch zunächst ein paar Fakten zur Festung selbst:
Die Bundesversammlung des Deutschen Bundes beschloss 1832, Germersheim zu befestigen; Planung und Bauleitung wurde dem damaligen Major Friedrich Schmauß (später Oberst Friedrich von Schmauß) übertragen. Grundsteinlegung war am 18. Oktober 1834, bauliche Fertigstellung 1855. Die Fertigstellung der Minengänge dauerte bis 1861.

Das Ergebnis war eine polygonale Festung mit sechs Fronten (eine davon die oben genannte Fronte Beckers) und 10 vorgelagerten Verteidigungselementen (3 große Vorfesten, 6 kleinere Vorwerke und ein Flügelwerk).

Nach dem 1. Weltkrieg musste die Festung nach den Vorgaben des Versailler Vertrags geschleift werden, eine Entscheidung, die heute noch verwundert, da die Festung schon damals hoffnungslos veraltet war und sich seit 1913 sowieso schon in Auflassung befand.

Ab Herbst 1920 wurden unter anderem die Vorfesten und Vorwerke abgetragen; die Schleifungsarbeiten dauerten insgesamt bis in den Winter 1921/22.

Da die noch erhaltenen Festungselemente des Hauptwerks heute denkmalgeschützt sind und den verschiedensten Nutzungen zugeführt wurden, haben mich die Vorfesten und Vorwerke bei der Vorbereitung meines Besuchs deutlich mehr interessiert. Erster Schritt der Selektion möglicher Exkursionsziele war eine einfache Analyse per Google Maps, wodurch ich die 3 Vorfesten sofort ausschließen konnte – die Areale sind heute überbaut. Bei den Vorwerken konnte ich auf diesem Weg nur die rechtsrheinischen Anlagen Treuberg, Seydewitz und Brückenkopf anhand ihrer Umrisse im Gelände verifizieren. Für die weitere Selektion machte ich mir den Umstand zu Nutze, dass zumindest die beiden Vorwerke Treuberg und Seydewitz in Baden-Württemberg liegen: Das Geoportal Baden-Württemberg liefert erheblich mehr Informationen über ein Gelände als Google Maps, z.B. in Gestalt von Reliefkarten.
Im Relief sah das Vorwerk Treuberg am erfolgversprechendsten aus; es sind deutlich Strukturen bzw. Erhebungen erkennbar:

Reliefkarte des Vorwerks Treuberg
(Datenquelle: Geoportal Baden-Württemberg, www.geoportal-bw.de / LGL, www.lgl-bw.de)

An dieser Stelle macht es Sinn, auf ein paar historische Bilder zum Vorwerk Treuberg einzugehen:


Diese Abbildung stammt aus einer Karte, die um 1850 herum gezeichnet wurde. Man erkennt deutlich ein dreiflügliges Gebäude in der Kehle; der Rest des Vorwerks scheint aus Erdwällen bestanden zu haben. Die gesamte Anlage war von einem Graben umgeben.
Das nachfolgende Schwarzweißfoto zeigt das Gebäude; die Beschriftung „Vorwerk Treuberg“ in der linken Bildhälfte ist deutlich zu erkennen:


Die Reliefkarte machte Hoffnung, wenigstens noch ein paar Reste des Werks zu finden; leider wurde aber beim Sprengen und Abtragen der Anlage wirklich ganze Arbeit geleistet. Die nachfolgenden Fotos zeigen, was heute noch vom Vorwerk Treuberg übrig ist:

Der Originalbelag der Werkszufahrt

Blick in das Werk vom Zufahrtsdamm aus

Die im Reliefbild sichtbaren Strukturen sind entweder Reste der Erdwälle oder Trümmerhaufen:

Anhäufung in der westlichen Ecke

Anhäufung in der südöstlichen Werksecke

Die einzigen Relikte des steinernen Gebäudes, die ich finden konnte, waren Trümmer von ehemals behauenen gelben Sandsteinblöcken:


Aus einigen dieser charakteristisch gelben Sandsteinblöcke errichtete die Gemeinde Rheinsheim auf dem Vorplatz ihrer Kirche ein Denkmal für ihre im 1. Weltkrieg gefallenen Soldaten.

Das Vorwerk lässt sich mit dem Auto übrigens sehr einfach erreichen: Von Germersheim aus auf der B35 kommend überquert man den Rhein und biegt danach auf die L555 in Richtung Rheinsheim ab. Kurz bevor man den Ort erreicht, zweigt nach links eine schmale Straße namens „Gießgraben“ ab; man folgt ihr bis zum Ende und stellt dort am Damm sein Auto ab. Man überquert den Damm zu Fuß, und bis zum Vorwerk Treuberg sind es von dort aus nur noch wenige Schritte.

Hier eine Projektion des Werksplans auf ein Luftbild von Google Maps:


Das orangefarbene Symbol rechts unterhalb des Werks kennzeichnet die Kfz-Abstellmöglichkeit.


Sonntag, 27. Oktober 2019

Die Forte di Osoppo

Der aus der Ebene von Osoppo wie eine Insel herausragende Felsen, auf dem die Forte di Osoppo errichtet wurde, diente schon seit langer Zeit der Verteidigung; seine bemerkenswerte Geschichte reicht aber weit länger zurück.

1994 fand man dort versteinerte Säugetier-Fußabdrücke aus dem Pliozän (4 Mio. Jahre alt), eine große Seltenheit. Am Fuß des Felsens gefundene Muscheln und andere maritime Fossilien zeugen davon, dass dieser Teil der adriatischen Platte vor Millionen von Jahren in subtropischen Breiten lag.

Bereits in vorgeschichtlicher Zeit war der Felsen besiedelt, und schon in vorrömischer und erst recht in römischer Zeit stellte er eine wichtige strategische Position dar, weil in seiner Nähe wichtige Straßen und eine Furt durch den Tagliamento verliefen.

Die Besiedlung setzte sich nachweislich bis ins Mittelalter fort; eine Belagerung durch die Avaren im Jahr 610 ist sogar schriftlich festgehalten.

902 zerstörten die Ungarn die befestigte Siedlung; im Nachgang wurde eine Burg errichtet, von der es jedoch überwiegend schriftliche Erwähnungen gibt und weniger Funde.

Nach einer Belagerung im Jahr 1514 wurde das Castel Novo erbaut, das eine deutlich reduzierte Verteidigungsfunktion hatte und eher Wohnzwecken diente. Reste des Untergeschosses sind heute noch zu sehen.

Zu Zeiten Napoleons wurde die Festung von den Franzosen erobert und spielte eine Rolle in den Auseinandersetzungen zwischen Habsburg und Frankreich um die Vorherrschaft über das Friaul.

Im Rahmen des Risorgimentos (eine Bestrebung, die unabhängigen Fürstentümer und Regionen der Apenninen-Halbinsel zu einem Nationalstaat Italien zu vereinigen) gelang es den Friulanern im März 1848, die kaiserlichen Truppen aus der Festung zu vertreiben und sie für fast 7 Monate besetzt zu halten. Nachdem die Gegend an Italien gefallen war, wurden konstruktive Änderungen an der Festung durchgeführt, vor allem nachdem sie im Jahr 1900 in das Verteidigungssystem Alto Tagliamento – Val Fella integriert wurde.
Im ersten Weltkrieg war die Festung in keine Kampfhandlungen involviert und diente als Garnison; danach wurde sie erneut umgestaltet. Im zweiten Weltkrieg besetzten deutsche Truppen das Fort, was zahlreiche und intensive Bombardements durch die Alliierten nach sich zog, die zu vielen Zerstörungen führten.

Einen erneuten Schlag erfuhr die Festung durch das Erdbeben von 1976, das u.a. die Kirche San Pietro beschädigte.

Bereits zwischen den Weltkriegen, im Jahr 1923, war die Festung zum Nationaldenkmal erklärt worden, und 1951 wurde sie endgültig demilitarisiert.

Heute kann sie problemlos besichtigt werden; im Gegensatz zu anderen Festungsanlagen rund um Udine konnten wir bei unserem Besuch im Juni 2019 keine Einschränkungen wie z.B. verschlossene Räume oder Gebäude feststellen.
Leider gab es aber Einschränkungen anderer Art: Zum einen hielt uns die enorme Hitze davon ab, die von dichter Vegetation überwucherten Teile der Festung näher zu erkunden (vor allem den Nordteil), zum anderen verhinderte die Anwesenheit des italienischen Militärs, das offenbar in der Nähe der Panzerbatterie eine Übung durchführte, so manche interessante Aufnahme.

Der einzige Plan, der uns zur Orientierung zur Verfügung stand, ist dieser hier:


Im Großen und Ganzen genügte er, um sich zurecht zu finden, zumal viele Elemente des Forts gut beschildert sind. Einzelne darauf sichtbare Elemente wie z.B. die „Batterie Nr. 1“ konnten wir jedoch nicht entdecken.

Das erste, was man von der Forte di Osoppo sieht, wenn man der Via Divisione Julia folgt (der Weg zur Festung ist vom Ortskern aus gut ausgeschildert), ist das Eingangstor:


Ma kann mit dem Auto durchfahren bis zum Vorplatz der Kirche San Pietro und das Auto dort abstellen:


Am Nordostrand des Platzes fallen sofort umfangreiche Gebäuderuinen auf:


Es handelt sich um die Überreste des Offizierskasinos; die nachfolgende Aufnahme (Aufnahmedatum unbekannt) zeigt es in intaktem Zustand:


Die Aussicht vom östlichen Rand des Platzes ist atemberaubend. Ein interessantes Detail im Tal ist der Parco del Rivellino – man erkennt deutlich die Reste der Bastionen aus napoleonischer Zeit:


Ein weiteres Bauwerk auf dem Platz ist die „Casa del Tamburo“, dessen Ursprünge auf die Zeit zurückgehen, als das Friaul venezianisch war. Das Gebäude diente im Lauf der Zeit unterschiedlichen Zwecken, als Unterkunft des Kommandanten Mitte des 18 Jahrhunderts bis zur Nutzung als Magazin und Krankenstation im frühen 20. Jahrhundert. Heute beherbergt das Gebäude eine Bar:


Folgt man dem an der Westseite der Casa del Tamburo verlaufenden Weg nach Süden, passiert man die ehemaligen Unterkunftsgebäude (auf dem Foto rechts zu sehen):


Man gelangt schließlich zum Reduit aus venezianischer Zeit:


Am Ende des Reduits führt eine Treppe hinunter zur Panzerbatterie. Sie wurde 1909 – 1910 errichte und war mit 4 Geschützen 149/A unter drehbaren Panzerkuppeln ausgestattet. In der jüngeren Vergangenheit hat man das Batteriedach neu betoniert, dabei aber – im Gegensatz zu den meisten anderen Panzerbatterien – die Geschützbrunnen nicht verfüllt:


Hier ein Blick aus der Panzerbatterie nach außen in Richtung Reduit:


Der zentrale Korridor der Panzerbatterie; die Zugänge zu den Geschützbrunnen sind auf der linken Seite.



Einer der Geschützbrunnen:


Eine Riservetta (Geschossmagazin):


Eine Beleuchtungsöffnung:


Ein Waschbecken im Hauptkorridor:


Der Generatorenraum der Panzerbatterie:


Verlässt man die Batterie durch den westlichen Zugang, erreicht man das südliche Kavernenmagazin:



Ein Pendant dazu gibt es auch im nördlichen Teil der Festung. Wie schon gesagt: Alles offen und frei zugänglich!




Von allen Festungsanlagen rund um Udine ist die Forte di Osoppo sicherlich eine der eindrucksvollsten, nicht zuletzt, weil alle noch vorhandenen Elemente frei besichtigt werden können.