Dienstag, 2. Juni 2020

Neues von Fort IIIa

Mit zweimonatiger, coronabedingter Verspätung konnte ich Ende Mai endlich meinen geplanten Besuch in Ingolstadt nachholen. Wichtigstes Ziel war die Klärung der offenen Fragen zu Fort IIIa, die sich mir seit 2004 gestellt hatten. Da ich mittlerweile über deutlich mehr Informationen über das Werk verfüge als damals, gelang es mir, die meisten Antworten vor Ort zu bekommen. Ein paar kleinere Aufgaben sind übrig geblieben; die werden Gegenstand des nächsten Besuchs sein.
Alle Fotos aufzuarbeiten wird eine Zeit dauern, im heutigen Beitrag möchte ich hauptsächlich die Befunde zusammenfassen.

1) Die Traversen
Die erste - leicht frustrierende - Erkenntnis beim Betreten des Forts war, dass die ehemaligen Hohltraversen wie im Bericht von 1889 erwähnt tatsächlich in Splitterschutzbänke umgewandelt wurden. Die Infanterielinie wurde stirnseitig um diese Bänke herumgeführt, was man vor Ort noch sehr deutlich erkennt.
Die Traversen 32, 33 und 36 sind gut erhalten. Betritt man das Fort von der Stichstraße der Max-Emanuel-Straße aus, fällt einem Nr. 32 linkerhand des Wegs sofort auf. Was im Luftbild die Anmutung von Mauerwerk hatte, erweist sich in Realität als niedriger, brauner Bewuchs; Mauerwerk, sprich: eine Hohltraverse gibt es hier nicht mehr.
Nr. 33 liegt rechts neben dem Weg; sie sieht in natura intakter aus als auf dem Reliefbild. Ich vermute, dass bei der Umwandlung der Hohltraverse in eine Splitterwehr der im Untergeschoss befindliche Treppenhausteil abgeschnitten und mit einer Betondecke versehen wurde, wie man es z.B. auch in der betonierten Kaserne von Fort de Tavannes gemacht hat. Da die Traverse 33 noch leidlich intakt ist, vermute ich, dass auch der ehemalige Treppenhausteil darunter noch vorhanden ist.
Hier ein Foto:


Traverse 36 ist im Sommer extrem schwer zu finden, da sie zu einem großen Teil überwuchert und sogar von Bäumen besetzt ist. Die im Reliefbild sichtbare rechteckige Vertiefung ist auch vor Ort deutlich zu erkennen; ihr Zweck hat sich mir noch nicht erschlossen.

2) Die Kehlkaserne
Wo früher die Kehlkaserne war, ist der Fortgraben heute komplett verfüllt. Es steht zu vermuten, dass zumindest ein Teil des Trümmerschutts zu dieser Verfüllung beigetragen hat; lediglich im südwestlichen Teil gibt es einen oberirdischen Schutthang über ca. 1/3 der ehemaligen Kasernenfläche. Hier finden sich viele Beton- und Steintrümmer, so dass ich davon ausgehe, dass hier zumindest noch Fundamentreste der Kaserne vorhanden sind.
Leider grenzen mittlerweile die Grundstücke einiger das Fort umgebenden Häuser im Kasernenbereich direkt an das Fort heran, was eine Erkundung extrem erschwert. Es gelang mir dennoch, einige Fotos des oberirdischen Schutthangs zu machen, die ich in einem späteren Beitrag einstellen werde. Hier zumindest ein Foto eines großen Trümmerstücks, das vermutlich von der verstärkten Kasernendecke stammt. Die Feinstruktur des Granit-Stampfbetons ist sehr schön zu erkennen:



3) Identifizierung der Befunde von 2004
Die Objekte, die ich 2004 fotografiert hatte, konnte ich diesmal leider nicht wiederfinden. Ich vermute, dass es sich um Reste der zentralen Caponniere handelt; die dichte Vegetation vor Ort hat es leider völlig unmöglich gemacht, diese aufzusuchen. Ich hoffe, im Winter nochmal zu Fort IIIa kommen zu können, dann sind die Bedingungen hoffentlich günstiger.

4) Die Eskarpenmauer auf der Kehlseite
2004 wusste ich nicht, dass die Eskarpenmauer hier noch vollständig vorhanden ist; diesmal konnte ich sie auf beiden Seiten der Kehlkaserne wenigstens aus der Entfernung begutachten. Hier ein Foto des südwestlichen Teils:


5) Die nordöstliche Anschlussbatterie
Der Bereich, in dem man Reste des Munitions- und Untertretraums der nordöstlichen Anschlussbatterie vermuten könnte, liegt leider auf eingezäuntem Privatgrund. Eine Recherche vor Ort war daher nicht möglich.

6) Zugang zum Fort
Neben dem Zugang über die Stichstraße der Max-Emanuel-Straße gibt es noch einen weiteren von der Straße "am Fort" aus, der direkt in den Bereich der ehemaligen Kehlkaserne führt.

7) Fazit
Auch wenn die wesentlichen Funktionselemente von Fort IIIa gesprengt wurden, gibt es noch erstaunlich viel zu sehen. Die Südwest- und die Nordostecke mit ihren Traversen und den Eskarpenmauern sind quasi noch komplett erhalten, wenngleich auch zu einem guten Teil von dichter Vegetation bedeckt. Von der Kehlkaserne müsste es zumindest im südwestlichen Drittel noch Fundamentreste unter einem Schutthang geben; unterhalb der Traverse 33 könnte es möglicherweise noch einen intakten Raum geben.
Alles in allem bietet das Fort einen traurigen und verwahrlosten Anblick. An der nordöstlichen Grabenecke weist zwar ein Hinweisschild auf das Fort hin, ein weiteres verbietet Müllablagerung; Müll ist aber nicht das eigentliche Problem, zumindest konnte ich bei meinem Besuch keinen finden.
Ich finde, dass man aus den Resten von IIIa mehr machen könnte, als es der Natur zu überlassen. Würde man Kehlgraben und Werksoberfläche vom Baum- und Buschbewuchs befreien und mit Rasen besetzen, wie ich es schon in -zig anderen Forts der gleichen Ära gesehen habe, könnte man damit zum einen einen attraktiven Naherholungsbereich für Wettstetten schaffen, zum anderen einen Besuchermagneten für all diejenigen, die sich für das Fort interessieren. Die unerwartet reichhaltigen Reste des Werks sind für Interessierte auch so schon sehenswert, allerdings z.T. nur sehr mühsam zu erreichen.
Von Ausgrabungen im Kehlbereich oder vielleicht auch Im Bereich der Traverse 33 wage ich gar nicht zu träumen.
Angesichts des Schicksals von Werk 139 / Lagerschanze 7 befürchte ich allerdings, dass auch Fort IIIa früher oder später verschwinden bzw. überbaut werden wird, wie es z.B. auch bei Fort Va geschehen ist. Wie bereits erwähnt haben sich im Kehlbereich die Privatgrundstücke z.T. bis unmittelbar an den Festungsbereich herangeschoben. Eine Gemeinde, die so etwas zulässt und den Rest des Werks derart verwildern lässt,beweist damit wenig Wertschätzung militärhistorischen Kulturguts, was für das weitere Schicksal des Forts IIIa nichts Gutes verheißt.

8) Allgemeine Hinweise zum Besuch der Festungen von Ingolstadt
Die zum Teil wirklich dichte Vegetation erschwert die Orientierung und das Vorankommen im Gelände ganz extrem, doch nicht nur deswegen empfiehlt es sich, einen Besuch auf die kalte Jahreszeit zu beschränken. Fast schlimmer empfand ich die Belastung durch Stechmücken, die mich während meines gesamten Aufenthalts in dichten Schwärmen umlagerten und mir eine Unzahl von Stichen einbrachten. Noch schlimmer als in Fort IIIa war die Mückensituation eigentlich nur beim Zwischenwerk 6, wo - bedingt durch die sumpfige Umgebung - die Mückenlast so groß war, dass ich gar nicht aus dem Auto heraus kam und den Besuch abbrechen musste.

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