Ein weiteres
Ziel unseres diesjährigen Friaul-Aufenthalts war die Forte di San Bernadia in
den Bergen nordöstlich von Udine.
Dieses
wuchtige und beeindruckende Werk wurde zwischen 1908 und 1913 als Bestandteil
des Verteidigungssystems „Mittlerer Tagliamento“ erbaut und verfügte über 4
Geschützkuppeln mit 149mm Geschützen, die jedoch 1915 (andere Quellen sprechen
von 1917) ausgebaut und an die Isonzo-Front verlegt wurden. Ein Graben mit
Grabenkoffer diente der Nahverteidigung, ein Kavernenmagazin im Fels der
Munitionslagerung und als Ladewerkstatt.
Legende:
1 Kavernenmagazin
2 Grabenkoffer
3 Zentraler Gang
4 Lagerbereich
5 Sanitärbereich
6 Graben
Nach dem 2.
Weltkrieg war gegenüber der Festung ein Denkmal für die Gefallenen der
Julischen Brigade („Faro della Julia“) errichtet worden; das Fort selbst wurde
zwischen 2006 und 2012 mit EU-Mitteln aufwändig restauriert.
Bei der
Vorbereitung eines solchen Festungsbesuchs im Friaul stößt man zwangsläufig auf
die Seite „Itinerari della Grande Guerra“ (www.turismofvg.it/GrandeGuerra), die
offizielle Tourismus-Seite für Friaul – Julisch Venetien in Sachen 1.
Weltkrieg.
In Bezug auf
die Forte di San Bernadia beschreibt sie ausführlich, was man in Festung und
Umgebung alles sehen kann; sie weist sogar explizit darauf hin, für einen
Besuch der „Tunnels“ eine Taschenlampe mitzunehmen. Insgesamt wird der Eindruck
vermittelt, die Festung stünde Besuchern ohne Einschränkung offen.
So weit, so
gut. Wir starteten unsere Exkursion von Faedis aus, einem kleinen Ort am
Gebirgsrand. Über Nimis ging es nach Sedilis durch eine wunderschöne Landschaft
mit beeindruckenden Aussichtspunkten. Ab Sedilis wurde es dann spannend. Die
Via Useunt, die zum Fort führt, ist eine alte Militärstraße, entsprechend eng,
unübersichtlich und in Serpentinen verlaufend. Stellenweise ist man gut
beraten, Schritttempo zu fahren, um im Fall von Gegenverkehr kein Risiko
einzugehen. Insgesamt eine sehr nervige, lang dauernde Kurverei.
Ca. 6 km
hinter Sedilis tauchte dann linkerhand das Wachgebäude der Festung auf,
dahinter in einiger Entfernung die Festung selbst.
Das
Wachgebäude
Erster Blick
auf die Festung
Was für ein
monumentaler Anblick! Die Restauratoren haben ganze Arbeit geleistet; die Anlage
sieht wie neu aus, beinahe schon steril. Die Geschützbrunnen hat man mit
modernen Abdeckungen versehen, überall sind moderne Brüstungen angebracht, alle
Fenster sind neu verglast.
Doch leider –
keine Möglichkeit, zum Fort zu gelangen. Die Brücke über den Graben ist mit einem massiven Tor gesichert, das wir verschlossen vorfanden.
Da war leider
kein Durchkommen.
Grabenkoffer
Hinter der
Festung kann man die Abdeckungen der Geschützbrunnen gut erkennen.
Auf dem
Vorplatz gibt es einen breiten Treppenabgang zum Graben, doch auch der war verschlossen. Nirgendwo ein Hinweis auf Öffnungszeiten.
Im Nachhinein
habe ich auf Tripadvisor gelesen, dass das offenbar der Regelzustand ist, und
wie mir Einheimische später berichteten, ist die Festung nur zu seltenen
Anlässen geöffnet.
Das muss man
sich mal geben: Da werden immense Summen EU-Förderung verbraten, um eine
Festung wiederherzustellen, die – außer Erinnerung an den 1. Weltkrieg zu sein
– keinem weiteren Zweck zu dienen scheint, und dann sperrt man sie den größten
Teil des Jahres über zu und verhindert damit, dass Interessierte sie sich
ansehen können!
Und was mich
noch fassungsloser machte: Der Vorplatz scheint für gigantische Besucherströme
ausgelegt zu sein; er bietet Platz für eine ganze Armada von Bussen.
Wahrscheinlich könnte man hier problemlos ein Musikfestival Woodstock’scher
Dimension veranstalten.
Nun, Jimi
Hendrix haben wir nicht gesehen, und Busse ebenso wenig; es wäre mir auch
schleierhaft, wie die sich die Via Useunt hoch kämpfen könnten. Ein einziger anderer PKW
war da, auch ein paar Motorradfahrer, aber sonst niemand, und das bei
Sonnenschein und wolkenlosem Himmel.
Insgesamt
also Frust total, aber wie ich im Fall der Forte di Monte Ercole irgendwann
später noch ausführen werde, nicht der einzige.
Wenigstens
war die Aussicht genial, aber auch das konnte meine Verärgerung über die
verschlossene Festung kaum mindern.
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