Donnerstag, 24. Oktober 2019

Die Forte del Cavallino

Der Bergrücken Monte di Ragogna, der sich nördlich von San Daniele entlang des Tagliamentos erstreckt, war bereits vor dem 1. Weltkrieg stark befestigt worden. Noch heute findet man zahllose Schützengräben, Maschinengewehrstellungen und Geschützbatterien entlang des Kamms.
Die schwüle Hitze mit Temperaturen um die 40 °C während unseres Besuchs im Juni 2019 hat es leider unmöglich gemacht, uns alles anzusehen; so mussten wir uns das Gros der Anlagen für einen zukünftigen Besuch aufsparen und begnügten uns mit einer kurzen Begehung der Forte del Cavallino.
Besagte Forte ist Teil der Batterie „Ragogna Alta“ auf der Hochebene nordöstlich des Berggipfels. Die Bezeichnung „Forte“ = Fort ist irreführend; es handelt sich um eine einfache betonierte Batterie an einem Hang, 1909 errichtet, bestehend aus zwei Munitionslagerräumen und einem langen Gang:


Auf dem Vorplatz waren die nach Norden in Richtung Tagliamento- und Arzino-Tal ausgerichteten 149mm Geschütze aufgestellt.


Vom Prinzip her lässt sich die Anlage ganz gut mit der Batteria di Pocivalo vergleichen, siehe mein früherer Blogbeitrag dazu.

Leider ist die Forte del Cavallino heute in Privatbesitz und verschlossen. Hier eine (leider etwas unscharfe) Impression des Inneren; wie bereits bei der Batteria di Col Colat machten Schwärme von Stechmücken einen längeren Aufenthalt im Inneren unmöglich:


Das Bild zeigt den Gang in Richtung Pulverkammern; er ist leider nach wenigen Metern vermauert.

Nachfolgend noch ein paar Aufnahmen von außen:



Das letzte Bild stammt aus der Nachkriegszeit; das genaue Jahr ist nicht bekannt:


Mittwoch, 23. Oktober 2019

Die Brücke von Pinzano

In der Nähe des Ortes Pinzano fließt der Tagliamento durch eine schmale Passage. Seit jeher wurde diese Stelle zur Flussüberquerung genutzt, sei es durch eine Fähre oder eine Holzbrücke.

Auf der Seite von Pinzano gab es eine Mautstelle, die auch als Rastplatz für diejenigen diente, die in ungünstigen Momenten auf eine Flussüberquerung warten mussten.

Ab dem Ende des 18. Jahrhunderts wurden verschiedene Vorschläge gemacht, an dieser Stelle eine stabile Brücke zu bauen, aber keiner davon wurde zunächst weiterverfolgt.
Erst am 29. September 1901 wurde in Udine ein Konsortium aus mehreren Gemeinden gegründet, das den Brückenbau organisieren sollte.
Zum Tragen kam letztlich der Plan der Firma Odorico & C. in Mailand; dieses Unternehmen bekam außerdem den Zuschlag zur Errichtung einer ca. 4,5 km langen Zufahrtsstraße mit vier kleineren Brücken.

Die Brückenbauarbeiten begannen 1903, die Einweihung der Brücke erfolgte am 16. September 1906. Ihre 3 Bögen überspannten eine Gesamtlänge von 181 Metern bei 30 Metern Höhe über dem Wasserspiegel; sie war zu ihrer Zeit die größte Stahlbetonbrücke Europas.


Es sei auch erwähnt, dass zu dieser Zeit die Brücken von Braulins und Cimano (nördlich) und die von Spilimbergo (südlich) noch nicht existierten; das Einzugsgebiet der Brücke von Pinzano umfasste also den gesamten oberen Mittelteil der heutigen Provinz Pordenone. Wie schon zu früheren Zeiten wurde auch diese Brücke mit einer Mautstation versehen.

Am 1. November 1917, nach dem Durchbruch von Caporetto, wurde der Brückenbogen in Richtung Pinzano von italienischen Truppen auf ihrem Rückzug gesprengt.

(Quelle: Österreichische Nationalbibliothek Wien)

Österreichische Pioniere stellten ihn provisorisch wieder her, und nach dem Krieg wurde der Vorkriegszustand vollständig wiederhergestellt.

Im zweiten Weltkrieg wurde die Brücke trotz eines Versuchs von Partisanen, sie zu sprengen, nicht ernsthaft beschädigt.

Nachdem die Brücke zwei Weltkriege überstanden hatte, ereilte sie ihr Schicksal jedoch während des großen Hochwassers am 4. November 1966: Der Tagliamento unterspülte einen der Brückenpfeiler, was die gesamte Brückenstruktur irreparabel schwächte, so dass sie am 22. September 1967 gesprengt werden musste. Offenbar war der betroffene Pfeiler trotz einer Aushubtiefe von 17,5 Metern nicht im Felsgrund verankert gewesen.

Die Arbeiten für eine neue Brücke begannen 1968; die Einweihung fand am 19. März 1970 statt. Im Gegensatz zur ursprünglichen Brücke konnte die neue durch den Einsatz von Spannbeton die 185 Meter zwischen beiden Ufern in nur einem Bogen ohne Zwischenpfeiler überspannen. Sie überstand das Erdbeben von 1976 und spielt auch heute noch eine wesentliche Rolle in der Verbindung nach San Daniele und Udine.

Blick von der Brücke in Richtung Norden:


Was mich veranlasst hat, mich mit der Brücke von Pinzano zu befassen, sind die teilweise kavernierten Funktionselemente, die heute noch sichtbar sind.

Felspassage vor der Brücke aus Richtung Pinzano:


Nähert man sich der Brücke von Pinzano aus, passiert man unmittelbar hinter der Felspassage die ehemalige Mautstation links in der Felswand:


Die Räume sind aus verständlichen Gründen verschlossen, es ist mir allerdings gelungen, einen Blick ins Innere zu erhaschen. Die Räume scheinen leer und relativ unspektakulär zu sein:


Bemerkenswert ist eine Gedenktafel über der Mautstation, deren Hintergrund sich mir erst nach intensiveren Recherchen erschloss:


An dieser Stelle gab es am 19. Mai 1910 einen schweren Autounfall.
Durch einen geplatzten Reifen schleuderte ein Auto mit mehreren Insassen, das auf der Fahrt von Pinzano in Richtung San Daniele war, gegen einen Felsen, wodurch die Insassen herausgeschleudert wurden. Einer davon, Bernardo Legranzi aus San Daniele, erlitt einen Schädelbasisbruch, an dem er wenige Tage später verstarb, ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben. Ihm ist die Gedenktafel gewidmet.

Doch zurück zu der Mautstation. In der Felspassage befinden sich zwei geöffnete und an den Wänden befestigte eiserne Torflügel. Es steht zu vermuten, dass sie zur Mautstation gehörten; sie können jedoch auch durchaus einen militärischen Zweck gehabt haben, wofür die Schießscharten sprechen (siehe nächstes Foto).

Von Pinzano aus kommend bemerkt man außerdem in der rechten Wand der Passage ein zweiflügliges verschlossenes Tor, dessen Zweck sich erst im Zusammenhang mit einer bemerkenswerten Installation auf der Außenseite der Felspassage erschließt:


Das Tor bildet den Zugang zu einer markanten gepanzerten Stellung, wohl für Maschinengewehre, die zur Nahverteidigung der Brücke zwischen 1909 und 1911 errichtet wurde:



Der Bedarf, die Brücke durch Nahverteidigungselemente zu schützen, bestand  nach dem 1. Weltkrieg bis in die Zeit des kalten Krieges (1950 – 1992) fort. Die beschriebene gepanzerte Stellung wurde dafür nicht mehr genutzt; stattdessen errichtete man eine kavernierte MG-Stellung auf der von Pinzano kommend linken Seite der Brücke:



Diese Stellung – „Postazione M“ genannt - ist offen zugänglich und kann besichtigt werden. An der Stelle, wo hinter der Mautstation die Brücke beginnt, führt ein kleiner Weg zwischen den Felsen zum Eingang. Auf dem folgenden Foto markiert der linke rote Pfeil die gepanzerte Stellung von 1909, der rechte den Beginn des Pfads zur Postazione M:



Bei meinem Besuch im Juni 2019 musste ich allerdings feststellen, dass man den Weg versperrt hatte: Offenbar hatte ein Steinschlag das Geländer, das den Weg auf der Seite des hinunter zum Tagliamento führenden Steilhangs absichern sollte, zerstört; ein großer Felsblock lag immer noch vor dem Kavernenzugang:



Den Weg zu begehen wäre lebensgefährlich gewesen, daher musste ich leider auf einen Besuch der Kaverne verzichten.

Die folgende Karte zeigt noch einmal die wesentlichen Funktionselemente der Brücke:


1 = Gepanzerte Stellung von 1909
2 = Mautstation von 1906
3 = Kaverneneingang zur Postazione M

Abschließend noch ein Hinweis auf eine Gedenktafel am anderen Ende der Brücke, auf der Seite von Ragogna:


Die Tafel erinnert an den Hauptmann Teodoro Moggio und seine Männer der Bologna-Brigade, Protagonisten der Nachhutschlacht am linken Flussufer Ende Oktober 1917. 
Diese Brigade verteidigte den Brückenkopf von San Pietro äußerst hartnäckig und harrte auch dann noch weiter aus, als das italienischen Oberkommando die Zerstörung aller Übergänge über den Tagliamento angeordnet hatte. Am 1. November 1917 wurde die Brücke von Pinzano gesprengt, während sich die Männer der Bologna-Brigade noch auf der linken Uferseite befanden. Von allen Seiten eingekesselt, wurden die italienischen Soldaten von den österreichisch-deutschen Truppen gefangen genommen. 
Die Nachhutschlacht erwies sich letztlich als förderlich für die italienische Reorganisation an der Monte Grappa - Piave - Front. 



Samstag, 12. Oktober 2019

Die Forte di Monte Ercole


Nördlich des Ortes Gemona, oberhalb des Tagliamento-Tals, liegt die Forte di Monte Ercole, die aufgrund ihrer Nähe zum Ortsteil Ospedaletto auch Forte di Ospedaletto genannt wird.
Sie gehörte zusammen mit den Festungen Osoppo und Monte Festa zum Verteidigungsabschnitt Alto Tagliamento / Fella und diente zur Überwachung des Durchgangs zwischen den Bergen Cuarnan und Chiampon, der Senke „Sella Foredor“.
Die Werksstraße wurde 1904 -1906 angelegt, die Festung zwischen 1906 und 1909. Sie verfügte als Primärbewaffnung über vier Geschütze 149A unter drehbaren Armstrong-Panzerkuppeln; ihre Sekundärbewaffnung bestand aus einigen Gardner Maschinengewehren im Kaliber 10.35.

Diese Abbildung zeigt das Prinzip der Armstrong-Panzerkuppeln:




Die Funktionselemente der Festung sind entlang einer Serpentine auf 2 Ebenen angeordnet:
Im unteren Teil befinden sich das Werktor, ein Wachgebäude, ein großes Unterkunftsgebäude, zwei Ladewerkstätten und die Eingänge zu 3 Kavernenmagazinen für die Munitionslagerung. Ein großer Vorplatz zum oberen Werksteil bildet die Wegkehre; dort befindet sich ein zweiter Werkszugang sowie ein Magazingebäude.

Hier ein Plan des oberen Werksteils.
Legende:
1     Geschützbatterie
2     Infanteriegalerie
3     Ausfallkoffer
4     MG-Kaponniere
5     MG-Bunker
6     Offiziersunterkunft
7     Zisterne
8     Küche
9     Magazine


Der obere Werksteil verfügt über ein eigenes Zugangstor, das durch einen charakteristischen Maschinengewehrbunker abgesichert ist; auf gleicher Höhe liegt auch der Küchentrakt.

Ein Blick in einen der Küchenräume:


Blick vom Vorplatz hinunter zu den Kavernenmagazinen und Ladewerkstätten. Im oberen Bildteil erkennt man den MG-Bunker, der den Zugang zum oberen Werksteil absichert; am rechten Bildrand die Auffahrt zum oberen Werksteil:



Die nächsten beiden Aufnahmen zeigen den MG-Bunker von außen und von innen:



Es folgt ein innerer Hof mit der Offiziersunterkunft und einer Zisterne und zuletzt die eigentliche Batterie.

Hier eine Aufnahme der Offiziersunterkunft; die dichte Vegetation macht ein Betreten unmöglich. Im Hintergrund zweigt halbrechts der Weg zur Batterie ab:


Die Unterkunftsgebäude bestehen aus Steinen und Ziegeln, wohingegen die Batterie selbst aus nicht-armiertem Beton errichtet wurde. Die 4 Geschützbrunnen sind entlang eines geraden Ganges in der Batterie angeordnet; es gibt insgesamt 7 Munitionsräume. An beiden Enden des Ganges befinden sich Belüftungsöffnungen.

Der Weg zur Batterie:



Der Hauptkorridor der Batterie, aufgenommen durch die südöstliche Belüftungsöffnung:


Auf dem Batteriedach. Die Geschützbrunnen sind mit Beton verfüllt und mehr zu ahnen als zu sehen:


Als Besonderheit ist der obere Werksteil zu ca. zwei Dritteln von einer gedeckten Infanteriegalerie umgeben, die über eine Maschinengewehr-Kaponniere, einen Ausfallkoffer und 6 Zugänge verfügt. Bei meinem Besuch im Juni 2019 fand ich im Inneren des Gangs neben einem der Zugänge ein Bleistift-Graffiti eines Soldaten, wie man sie in italienischen Festungen häufiger antrifft. Die Forte di Monte Ercole verfügt den Quellen nach über etliche solcher Graffitis, die sich mir aber leider nicht erschlossen, da die meisten Gebäude und Räume nicht betreten werden konnten.

Zugang zur Infanteriegalerie neben der Küche:


In der Infanteriegalerie:


MG-Kaponniere in der Infanteriegalerie:


Graffiti in der Infanteriegalerie; man erkennt deutlich die Jahreszahl 1912:


Zur Geschichte der Anlage:

Nach der Niederlage von Karfreit im ersten Weltkrieg wurde das Fort nicht eingesetzt, um den deutsch-österreichischen Vormarsch zu bremsen. Stattdessen wurden die Geschütze bereits am 27. Oktober 1917 ausgebaut und an den Tagliamento gebracht; am nächsten Tag erging der Befehl, die Festung zu sprengen, um sie den Österreichern nicht in die Hände fallen zu lassen. Die Sprengung erfolgte am Nachmittag des 29. Oktobers.

An sich ist die Forte di Monte Ercole eine höchst beeindruckende Anlage in einem – trotz der Sprengung - ausgezeichneten Erhaltungszustand; zwei Umstände beeinträchtigen das positive Bild allerdings deutlich:
Da wäre zum einen der geradezu inflationäre Gebrauch von Verbotsschildern zu nennen, der sich speziell für die Wahl von Fotomotiven als starke Beeinträchtigung erwiesen hat. Man kann eigentlich keins der Gebäude fotografieren, ohne ein störendes „Betreten verboten“-Schild in der Optik zu haben (siehe Foto der Offiziersunterkunft weiter oben). In dieser Quantität habe ich das bei noch keiner anderen Anlage erlebt, nicht einmal in Deutschland – und das will etwas heißen!
Zum anderen vergällt einem der Umstand die Freude, dass gerade die interessanten Teile der Anlage verschlossen sind: Die Kavernenmagazine, die Geschützbatterie, selbst der Wachraum vor der Batterie und die größere der beiden Lüftungsöffnungen sind mit Gittern und Vorhängeschlössern gesichert.

Hier das Schoss am Zugang zur Geschützbatterie:


Ich weiß leider nicht, wer dafür verantwortlich ist, aber ich würde den Zuständigen einen Besuch der Forte di Osoppo empfehlen, die sehr eindrucksvoll zeigt, dass man eine Festung auch für Besucher offen lassen kann, ohne jemanden zu gefährden.

Abschließend ein paar Tipps zur Anreise. Man kann auf zwei Wegen zur Festung gelangen:

1)   Vom Ortszentrum Gemona aus fährt man in Richtung des Ortsteils Ospedaletto und nimmt hier die Via Priorato. Man folgt ihr (sie wird irgendwann zur Via del Lago) unter der Eisenbahn hindurch an einem Holzzaun entlang, an dessen Ende man sich rechts hält, bis man an eine Weggabelung kommt, wo die aus der Gegenrichtung kommende Via Monte Ercole nach links abbiegt. Es handelt sich hierbei um die alte Werksstraße, die nicht wirklich gut befahrbar ist und auch gar nicht befahren werden darf; man stellt das Auto daher am besten an der Gabelung ab und geht zu Fuß weiter.

2)   In Gemona zweigt von der nach Norden führenden Via Gjamparis rechts die Via Monte Ercole ab – die Abzweigung ist allerdings etwas schwer auszumachen. Man folgt der Via Monte Ercole u.a. am Lago Minisini vorbei bis zu dem oben beschriebenen Punkt, wo sie auf die Via del Lago trifft und – aus dieser Richtung nach rechts – abbiegt.

Mein persönlicher Favorit ist (da landschaftlich schöner) Weg Nummer zwei.

Folgt man nun der Via Monte Ercole zu Fuß bergauf, stößt man nach ca. 500 Metern rechterhand auf die Ruinen eines vorgelagerten Wachgebäudes, das speziell im Sommer in der dichten Vegetation kaum zu erkennen ist. Nach weiteren 400 Metern steht man vor dem Werktor:




Sonntag, 25. August 2019

Die Festung Pass Strub

Fährt man auf der E641 von Waidring in Richtung Lofer (Österreich), passiert man kurz vor Lofer die Ruinen einer alten Straßensperre, der Festung Pass Strub. Ursprünglich 1282 errichtet und im Dreißigjährigen Krieg ausgebaut, entspricht sie eigentlich nicht meinem üblichen Betrachtungszeitraum; da sie aber im frühen 19. Jahrhundert immer noch als Grenzstation zwischen Tirol und dem Salzburger Land militärisch genutzt wurde, habe ich mich entschieden, sie kurz zu beschreiben.
Ihr Ende fand die Festung in den napoleonischen Kriegen. Nachdem sie 1805 durch kaiserliches Militär und Landsturm siegreich gegen napoleonische Truppen (Franzosen und Bayern) verteidigt werden konnte, fiel sie am 11. Mai 1809 durch Verrat und wurde in Folge auf französischen Befehl gesprengt. 
Der Großteil der Steine wurde 1872 zum Bierkellerbau verwendet (heute Hotel Salzburger Hof in Lofer).
Erst 1984 wurden die überwucherten Festungsmauern freigelegt und restauriert.

Hier der Plan der Anlage:


Legende:
1  Turm
2  Schmiede
3  Wappen des Erzbischofs
4  Straße zwischen Waidring und Lofer
5  Loferbach

Das nchfolgende Gemälde von Michl Stainer zeigt die Festung, wie sie zu Beginn des 19. Jahrhunderts ausgesehen haben muss:


Hier der Blick von der Straße auf Schmiede und Turm:


Die einzige verbliebene Kasematte:


Auf der Rückseite der Kasematte befindet sich über der Fensteröffnung das Wappen des Erzbischofs Paris Lodron von Salzburg, der die Festung 1621 gegen die Schwedeneinfälle verstärkte. Das Wappen wurde offenbar später angebracht; es trägt die Jahreszahl 1646:


 Zum Schluss noch ein Blick auf die Straßendurchfahrt aus Richtung Westen:


Der im Plan sichtbare Gebäudevorsprung mit den 2 Scharten ist leider nicht mehr vorhanden.

Donnerstag, 1. August 2019

Die Batteria del Monte Pocivalo

Nach dem enttäuschenden Besuch der Forte di San Bernadia kamen wir kurze Zeit später doch noch auf unsere Kosten. Im gleichen Bergmassiv, genauer gesagt auf einem anderen Gipfel, dem Monte Pocivalo, gibt es nämlich noch ein weiteres, erheblich lohnenswerteres Ziel.
Dort, nur ungefähr 10 Minuten zu Fuß von der Forte di San Bernadia entfernt, wurde Anfang des vorigen Jahrhunderts eine Batterie errichtet, die Batteria del Monte Pocivalo. Dieses Ensemble besteht aus zwei Unterkunftsgebäuden, der Geschützbank selbst und einem vorgelagerten Munitionsdepot. Die Geschützbank beherbergte ursprünglich vier 75mm-Geschütze, das Munitionsdepot (ein langgestreckter Betonbau) beinhaltet zwei Munitionslagerräume (Riservette).

Anstelle des bei der Forte beginnenden Fußwegs fuhren wir die Via Useunt in Richtung Sedilis ein Stück zurück und stellten unser Auto in der Kehre ab, wo ein ausgehängter Plan der Gegend auf die Batterie hinweist:




Legende:
1    Forte di San Bernadia
2    Kasernengebäude der Batteria del Monte Pocivalo
3    Batteria del Monte Pocivalo
X   Abstellplatz für das Auto

Folgt man dem nach Osten führenden Weg, gelangt man nach der ersten Kehre an die beiden Unterkunftsgebäude, die rechterhand am Hang liegen. Eine Begutachtung im Inneren ersparten wir uns – kurze sommerliche Bekleidung und dichte Vegetation im Inneren der Ruinen vertragen sich nur sehr begrenzt.


Der Weg endet schließlich auf einem Gipfelplateau, und hier befindet sich die eigentliche Batterie.


In der Vorbereitung dieser Begehung konnte ich leider keinen Plan der Anlage finden. Die nachfolgende Zeichnung habe ich aus der Erinnerung erstellt; sie ist weder maßstabsgerecht noch detailgetreu, sondern soll lediglich der ungefähren Orientierung dienen:


Legende:
1    Eingänge
2    Fensteröffnungen
3    Munitionslagerräume
4    Belüftungsgang
5    Stichgänge, Funktion unklar


Der Eingang auf der linken Seite (im Plan oben) bietet sich am besten zum Betreten der betonierten Räume an.



Im Inneren verläuft ein schätzungsweise 20 Meter langer Gang mit den beiden Munitionslagerräumen, die von einem schmalen Belüftungsgang umgeben sind.
Unmittelbar hinter den beiden Batterie-Eingängen befinden sich Abzweigungen vom Hauptkorridor, die ungefähr die gleiche Breite haben wie der Belüftungsgang der Munitionslagerräume. Ich habe sie im Plan als Stichgänge angedeutet; wie sie im weiteren Verlauf ggf. abzweigen und wozu sie dienten, konnte ich nicht erkunden.


Hauptkorridor



Korridorabschnitt mit den Munitionslagerräumen



Munitionslagerraum von außen; im Schein der Taschenlampe erkennt man, dass die Rückwand des Raums fehlt, wodurch der umlaufende Belüftungsgang freigelegt ist.



Munitionslagerraum von innen



Belüftungsgang

Ein weiteres auffallendes Detail sind die Fensteröffnungen in Richtung Geschützbank. Da der Betonbau definitiv keine Unterkunftsfunktion hatte, kann es sich hierbei nur um Elemente des Munitionstransports zwischen Lagerräumen und Geschützen handeln. Wie dieser Transport technisch abgewickelt wurde, ob es ggf. an diesen Stellen kurze Munitionsaufzüge gab, erschloss sich mir aus den Befunden vor Ort nicht.


Die Batteria del Monte Pocivalo ist eine kleine, aber feine Anlage, deren Besuch jedem Festungsinteressierten nur wärmstens empfohlen werden kann. Vor allem ist sie – im Gegensatz zu manch anderen militärischen Objekten der gleichen Epoche in der Gegend – frei zugänglich und einfach zu erreichen.

Ein Kuriosum möchte ich zum Schluss noch erwähnen: In einer der Eingangsöffnungen zum Belüftungsgang fand ich zu meiner großen Überraschung eine Steige mit 11 ungeöffneten Dosen der friaulischen Biermarke Castello. Ich hoffe, dass ich bei meinem nächsten Besuch nicht die leeren Dosen herumliegen sehe.