Nördlich des
Ortes Gemona, oberhalb des Tagliamento-Tals, liegt die Forte di Monte Ercole,
die aufgrund ihrer Nähe zum Ortsteil Ospedaletto auch Forte di Ospedaletto
genannt wird.
Sie gehörte
zusammen mit den Festungen Osoppo und Monte Festa zum Verteidigungsabschnitt
Alto Tagliamento / Fella und diente zur Überwachung des Durchgangs zwischen den
Bergen Cuarnan und Chiampon, der Senke „Sella Foredor“.
Die
Werksstraße wurde 1904 -1906 angelegt, die Festung zwischen 1906 und 1909. Sie
verfügte als Primärbewaffnung über vier Geschütze 149A unter drehbaren Armstrong-Panzerkuppeln;
ihre Sekundärbewaffnung bestand aus einigen Gardner Maschinengewehren im
Kaliber 10.35.
Diese
Abbildung zeigt das Prinzip der Armstrong-Panzerkuppeln:
Die
Funktionselemente der Festung sind entlang einer Serpentine auf 2 Ebenen
angeordnet:
Im unteren
Teil befinden sich das Werktor, ein Wachgebäude, ein großes Unterkunftsgebäude,
zwei Ladewerkstätten und die Eingänge zu 3 Kavernenmagazinen für die Munitionslagerung.
Ein großer Vorplatz zum oberen Werksteil bildet die Wegkehre; dort befindet
sich ein zweiter Werkszugang sowie ein Magazingebäude.
Hier ein Plan
des oberen Werksteils.
Legende:
1 Geschützbatterie
2 Infanteriegalerie
3 Ausfallkoffer
4 MG-Kaponniere
5 MG-Bunker
6 Offiziersunterkunft
7 Zisterne
8 Küche
9 Magazine
Der obere
Werksteil verfügt über ein eigenes Zugangstor, das durch einen
charakteristischen Maschinengewehrbunker abgesichert ist; auf gleicher Höhe
liegt auch der Küchentrakt.
Ein Blick in
einen der Küchenräume:
Blick vom
Vorplatz hinunter zu den Kavernenmagazinen und Ladewerkstätten. Im oberen
Bildteil erkennt man den MG-Bunker, der den Zugang zum oberen Werksteil absichert;
am rechten Bildrand die Auffahrt zum oberen Werksteil:
Die nächsten
beiden Aufnahmen zeigen den MG-Bunker von außen und von innen:
Es folgt ein
innerer Hof mit der Offiziersunterkunft und einer Zisterne und zuletzt die
eigentliche Batterie.
Hier eine
Aufnahme der Offiziersunterkunft; die dichte Vegetation macht ein Betreten
unmöglich. Im Hintergrund zweigt halbrechts der Weg zur Batterie ab:
Die
Unterkunftsgebäude bestehen aus Steinen und Ziegeln, wohingegen die Batterie
selbst aus nicht-armiertem Beton errichtet wurde. Die 4 Geschützbrunnen sind
entlang eines geraden Ganges in der Batterie angeordnet; es gibt insgesamt 7
Munitionsräume. An beiden Enden des Ganges befinden sich Belüftungsöffnungen.
Der Weg zur
Batterie:
Der
Hauptkorridor der Batterie, aufgenommen durch die südöstliche
Belüftungsöffnung:
Auf dem
Batteriedach. Die Geschützbrunnen sind mit Beton verfüllt und mehr zu ahnen als
zu sehen:
Als
Besonderheit ist der obere Werksteil zu ca. zwei Dritteln von einer gedeckten
Infanteriegalerie umgeben, die über eine Maschinengewehr-Kaponniere, einen
Ausfallkoffer und 6 Zugänge verfügt. Bei meinem Besuch im Juni 2019 fand ich im
Inneren des Gangs neben einem der Zugänge ein Bleistift-Graffiti eines
Soldaten, wie man sie in italienischen Festungen häufiger antrifft. Die Forte
di Monte Ercole verfügt den Quellen nach über etliche solcher Graffitis, die
sich mir aber leider nicht erschlossen, da die meisten Gebäude und Räume nicht
betreten werden konnten.
Zugang zur
Infanteriegalerie neben der Küche:
In der
Infanteriegalerie:
MG-Kaponniere
in der Infanteriegalerie:
Graffiti in
der Infanteriegalerie; man erkennt deutlich die Jahreszahl 1912:
Zur
Geschichte der Anlage:
Nach der
Niederlage von Karfreit im ersten Weltkrieg wurde das Fort nicht eingesetzt, um
den deutsch-österreichischen Vormarsch zu bremsen. Stattdessen wurden die Geschütze
bereits am 27. Oktober 1917 ausgebaut und an den Tagliamento gebracht; am
nächsten Tag erging der Befehl, die Festung zu sprengen, um sie den
Österreichern nicht in die Hände fallen zu lassen. Die Sprengung erfolgte am
Nachmittag des 29. Oktobers.
An sich ist
die Forte di Monte Ercole eine höchst beeindruckende Anlage in einem – trotz
der Sprengung - ausgezeichneten Erhaltungszustand; zwei Umstände
beeinträchtigen das positive Bild allerdings deutlich:
Da wäre zum
einen der geradezu inflationäre Gebrauch von Verbotsschildern zu nennen, der
sich speziell für die Wahl von Fotomotiven als starke Beeinträchtigung erwiesen
hat. Man kann eigentlich keins der Gebäude fotografieren, ohne ein störendes
„Betreten verboten“-Schild in der Optik zu haben (siehe Foto der
Offiziersunterkunft weiter oben). In dieser Quantität habe ich das bei noch
keiner anderen Anlage erlebt, nicht einmal in Deutschland – und das will etwas
heißen!
Zum anderen
vergällt einem der Umstand die Freude, dass gerade die interessanten Teile der
Anlage verschlossen sind: Die Kavernenmagazine, die Geschützbatterie, selbst
der Wachraum vor der Batterie und die größere der beiden Lüftungsöffnungen sind
mit Gittern und Vorhängeschlössern gesichert.
Hier das
Schoss am Zugang zur Geschützbatterie:
Ich weiß
leider nicht, wer dafür verantwortlich ist, aber ich würde den Zuständigen
einen Besuch der Forte di Osoppo empfehlen, die sehr eindrucksvoll zeigt, dass
man eine Festung auch für Besucher offen lassen kann, ohne jemanden zu
gefährden.
Abschließend
ein paar Tipps zur Anreise. Man kann auf zwei Wegen zur Festung gelangen:
1) Vom Ortszentrum Gemona aus fährt man
in Richtung des Ortsteils Ospedaletto und nimmt hier die Via Priorato. Man
folgt ihr (sie wird irgendwann zur Via del Lago) unter der Eisenbahn hindurch
an einem Holzzaun entlang, an dessen Ende man sich rechts hält, bis man an eine
Weggabelung kommt, wo die aus der Gegenrichtung kommende Via Monte Ercole nach
links abbiegt. Es handelt sich hierbei um die alte Werksstraße, die nicht
wirklich gut befahrbar ist und auch gar nicht befahren werden darf; man stellt
das Auto daher am besten an der Gabelung ab und geht zu Fuß weiter.
2) In Gemona zweigt von der nach Norden
führenden Via Gjamparis rechts die Via Monte Ercole ab – die Abzweigung ist
allerdings etwas schwer auszumachen. Man folgt der Via Monte Ercole u.a. am
Lago Minisini vorbei bis zu dem oben beschriebenen Punkt, wo sie auf die Via
del Lago trifft und – aus dieser Richtung nach rechts – abbiegt.
Mein
persönlicher Favorit ist (da landschaftlich schöner) Weg Nummer zwei.
Folgt man nun
der Via Monte Ercole zu Fuß bergauf, stößt man nach ca. 500 Metern rechterhand
auf die Ruinen eines vorgelagerten Wachgebäudes, das speziell im Sommer in der
dichten Vegetation kaum zu erkennen ist. Nach weiteren 400 Metern steht man vor
dem Werktor:
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