Sonntag, 13. September 2015

Die italienische Forte Rivoli


 (Wiederhergestellter Post vom 13.09.2015 aus dem alten Tavannes-Blog)



Fährt man die italienische A22, vom Brenner kommend, in Richtung Modena, bemerkt man kurz vor der Anschlussstelle Affi linkerhand eine Festung auf einem Hügel.

Es handelt sich um das ehemalige österreichische Werk Wohlgemuth, heute "Forte Rivoli", benannt nach dem Dorf zu ihren Füßen.

Ansicht von Norden:


Nach dem Krieg von 1848 zwischen Österreich und Sardinien-Piemont wurde beschlossen, das Etschtal an der Chiusa Veneta durch eine Sperrgruppe abzusichern, die zunächst aus den Werken Wohlgemuth, Hlawaty und Mollinary sowie der Straßensperre Etschklause bestand.

Der Bau des Werks Wohlgemuth begann 1851 mit dem Anlegen einer Serpentinenstraße auf den Hügel nördlich des Ortes Rivoli und der Einebnung von dessen Spitze. Das Werk selbst wurde aus Veroneser Marmor erbaut und im Jahr 1854 fertig gestellt.

Es bot Unterkunft für eine Besatzung von 120 Mann und verfügte über folgende Bewaffnung:

- 3 18-Pfünder-Kanonen

- 3 12-Pfünder-Kanonen

- 2 6-Pfünder-Kanonen

- 1 10-Pfünder Haubitze

- 1 10-Pfünder Mörser

Nach dem dritten Unabhängigkeitskrieg 1866 fiel das Veneto endgültig an das Königreich Italien, und die Grenze verschob sich ca. 12 km nördlich von Rivoli.

In einem Generalplan zur Staatsverteidigung wurde 1871 ein Ausbau der Sperrgruppe Rivoli-Ceraino ("sistema di sbarramento montano") auf 8 Anlagen einschließlich einer Modernisierung der ehemals österreichischen Festungen beschlossen.

In den darauf folgenden Jahren wurden am Werk Wohlgemuth (mittlerweile umbenannt in "Forte Rivoli") folgende Modernisierungen vorgenommen.

  • Umkehr der Kampffront in Richtung Norden
  • Hinzufügen einer geraden kasemattierten Batterie ("Batteria Alta") zu der ursprünglich zylindrischen Festung
  • Bau einer detachierten Batterie an der Nordfront des Werks ("Batteria Bassa")
  • Errichtung des Militärhospitals "Massena" am Südhang des Festungshügels
  • Bau einer Pulverkammer südlich von Rivoli, am Fuße des Monte Pipolo

1894 verfügte Forte Rivoli in der Batteria Alta über

  • 4 15cm-Geschütze mit gezogenem Lauf
  • 6 12cm-Geschütze mit gezogenem Lauf
  • 4 15cm-Haubitzen mit gezogenem Lauf

und in der Batteria Bassa über 5 15cm-Geschütze mit gezogenem Lauf.

Angesichts der Brisanzmunitionskrise erwies sich das Werk ziemlich schnell nach seiner Fertigstellung als veraltet und wurde vom Militär nur noch als Magazin genutzt.

Mittlerweile ist es im Besitz der Gemeinde Rivoli und beherbergt ein kleines, aber feines Museum zum ersten Weltkrieg.

Nachfolgend ein paar fotografische Eindrücke.

Ansicht von Süden; die zylindrische Form des ursprünglichen österreichischen Werks ist von hier aus am besten erkennbar:

Werkseingang mit Kehlkoffer; der vorgelagerte Graben ist verfüllt, die Zugbrücke fehlt:

Innenhof mit Brunnen:

Ehemalige österreichische Geschützkasematte im ersten Stock; es handelt sich um den Originalfußboden!


Gang im ersten Stock; links die Hofseite, rechts die Zugänge zu den Geschützkasematten. Man beachte die "Spurrinnen" im Originalfußboden, wohl für die Munitionsversorgung - das Fehlen von Befestigungslöchern lässt darauf schließen, dass hier keine Schienen verliefen:


Die Batteria Bassa, zum Zeitpunkt unseres Besuchs leider nicht zu besichtigen:


Nahverteidigungsgalerie der Batteria Bassa. Man beachte den Unterschied in der baulichen Ausführung im Vergleich zur ursprünglichen österreichischen Festung!


Blick auf die Anlage von Südwesten:


Impression aus dem Museum über den ersten Weltkrieg:


Freitag, 20. Februar 2015

Der Stempel des Festungskommandanten


 (Wiederhergestellter Post vom 20.02.2015 aus dem alten Tavannes-Blog)




Vor ein paar Jahren konnte ich bei eBay einen runden Fauststempel erstehen mit dem Schriftzug "Fort de Tavannes Verdun / Le Commandant".
Ob es sich um ein Original handelte, ließ sich zunächst lange nicht ermitteln. Allzu viel bezahlt hatte ich nicht, in sofern war es mir auch egal, und ich betrachtete den Stempel eine ganze Zeit lang einfach als Kuriosität.
Ich hatte ihn fast schon vergessen, als ich neulich bei der Auswertung des Journals des Festungskommandanten von Tavannes auf den Eintrag vom 13. November 1916 stieß, der - entgegen allen anderen Passagen des Journals - unterschrieben und abgestempelt war. Als ich den Stempel sah, war ich elektrisiert; die folgende Montage zeigt, warum:

Links der (leider sehr schlechte) Scan aus dem Journal, rechts ein Abdruck des Fauststempels.

Ich habe beide Stempel auch übereinander gelegt, und sie sind absolut deckungsgleich.
Mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit habe ich also offenbar einen echten Glücksgriff getan. Dass der Stempel von den Kommandanten des Forts de Tavannes geführt worden sein könnte, berührt mich schon sehr.

Der Eintrag vom 13.11.16 lautet übrigens übersetzt:

"Seit der Wiedereinnahme des Forts de Vaux ist das Fort von keinen großkalibrigen Geschossen mehr getroffen worden. Das vorliegende Buch wurde an die Festungsdienststelle geschickt."

Bei der Unterschrift könnte es sich um die des Kommandanten Joly handeln, eines der Nachfolger des unglücklichen Kommandanten du Champsavin, der am 4. November abgelöst worden war und am 21. Dezember im Hospital in Nantes an den Folgen einer Kohlenmonoxidvergiftung starb, die er sich beim Beschuss des Forts am 11. Juli zugezogen hatte.

Sonntag, 8. Februar 2015

Fort de Choisel


 (Wiederhergestellter Post vom 08.02.2015 aus dem alten Tavannes-Blog)



Hier ein sehr stimmungsvolles Schwarzweißfoto aus dem Fort de Choisel. Es zeigt die Überreste des 75mm Panzerturms und wirkt fast wie die Trümmer eines abgestürzten UFOs:



Luftbild Fort de Tavannes


 (Wiederhergestellter Post vom 08.02.2015 aus dem alten Tavannes-Blog)



Zu den wichtigsten Hilfsmitteln meiner Forschungen im Zusammenhang mit dem Fort de Tavannes gehören Luftbilder aus dem 1. Weltkrieg. Hauptquelle für diese Bilder ist natürlich eBay.
Gerade habe ich wieder eins ersteigert, diesmal für richtig teures Geld, und richtig verstehen tu ich die Gebotshöhe nicht.
Ich beschäftige mich nun seit 32 Jahren mit diesem Fort; ich lese viel darüber, ich bin mit dem Thema in -zig Foren präsent, ich habe massig Kontakte mit anderen Festungsspezialisten. In der ganzen Zeit bin ich noch nie auf jemanden gestoßen, der meinen Enthusiasmus für Tavannes auch nur annähernd geteilt hätte oder darüber geforscht hätte. Warum ist also jemand bereit, so viel Geld für 8,5 x 8,5 cm Papier auszugeben?
Selbst mir fällt das nicht leicht, und ich brauche diese Aufnahmen wirklich.
Ich würde mich sehr freuen, wirklich mal auf einen Gleichgesinnten zu stoßen, mit dem ich mich austauschen könnte. Man könnte auch durchaus eine Übereinkunft in Bezug auf Tavannes-Luftbilder auf eBay treffen; die Technik lässt ja heute vieles zu, ob großformatige Scans oder Papierabzüge.
Sollte also mein anonymer Mitbieter hier mitlesen, bitte ich ihn, sich mit mir in Verbindung zu setzen. Wir finden sicher einen Weg, wie beide an den Luftbildern profitieren können, ohne dass man sich gegenseitig in grenzenlose Höhen bieten muss.

   

Mittwoch, 4. Februar 2015

Fort Villey-le-Sec 2


 (Wiederhergestellter Post vom 04.02.2015 aus dem alten Tavannes-Blog)



Hier eins meiner Lieblingsmotive im Fort Villey-le-Sec, der Drehmechanismus des Mougin-Panzerturms:



Fort Villey-le-Sec


 (Wiederhergestellter Post vom 04.02.2015 aus dem alten Tavannes-Blog)



Bei unserer Toul-Exkursion im Jahre 2008 besichtigten wir u.a. auch das Fort Villey-le-Sec. Die Nordbatterie hatte dabei ein ganz besonderes Schmankerl zu bieten: Einen voll funktionsfähigen Panzerturm, der sogar zwei Salutschüsse abgab - live ein ungemein beeindruckendes Erlebnis. Hier ist es auf Video gebannt.



Mittwoch, 28. Januar 2015

Löschung der Fort-de-Tavannes Facebookseite


 (Wiederhergestellter Post vom 28.01.2015 aus dem alten Tavannes-Blog)



Angesichts der neuen Nutzungsbedingungen von Facebook ist es leider unvermeidlich geworden, dass ich die Fort-de-Tavannes-Facebookseite lösche.
Ich werde noch ein paar Tage brauchen, bis ich diesen Blog fertig habe, dann wird es so weit sein.
Von der Webadresse www.tavannes.de wird ein direkter Link hierher führen, d.h. nicht mehr zu Facebook.
Die gleichen beruflichen Gründe, die mich bis auf weiteres daran hindern werden, die Seite www.tavannes.de neu zu gestalten, halten mich leider auch davon ab, alle Daten und Fotos von Facebook hierher zu transferieren. Die Bilder sind damit für die Öffentlichkeit leider verloren, aber anders geht es leider nicht.
Ich bin aber zuversichtlich, auch diesen Blog hier in kurzer Zeit mit vielen (hoffentlich interessanten) Inhalten füllen zu können.

Viel Spaß beim Lesen!