Donnerstag, 1. Oktober 2015

Die Scheinwerferstellung auf dem Monte Brione


 (Wiederhergestellter Post vom 01.10.2015 aus dem alten Tavannes-Blog)



Auf dem Monte Brione, einer sichelförmigen Erhebung am Nordende des Gardasees, befinden sich 3 österreichische Werke des Festungsriegels Garda: Die Forte Garda, die Batteria di Mezzo und die Forte San Alessandro, die sich heute durch einen sorgfältig angelegten Wanderweg - den Sentiero della Pace - zu Fuß einfach erschließen lassen. 

Zwei dieser Werke konnte ich unlängst besuchen; ich werde sie noch vorstellen.

Wesentlich interessanter als die Festungen auf dem Monte Brione - die übrigens verschlossen sind und nur zu besonderen Anlässen auch innen besichtigt werden können - fand ich eine Scheinwerferstellung ungefähr auf halber Strecke zwischen der Forte Garda und der Batteria die Mezzo.

Auf dem Weg bergauf fiel zunächst eine Betonkonstruktion in einiger Entfernung vom Weg auf:


Eine ehemals militärische Nutzung ahnend, konnte ich mir den Zweck des Bauwerks zunächst nicht erklären, bis mir daneben eine bergauf führende Trasse mit zwei parallelen betonierten "Spuren" auffiel:

Aus dem Stahltor des Bauwerks führen gleichartige Spuren bergab und stoßen im spitzen Winkel auf die bergauf führende Trasse (auf dem Foto leider nicht wirklich gut erkennbar):


Des Rätsels Lösung: Es handelt sich um die eine betonierte Fahrspur, und das merkwürdige Gebäude ist ein Scheinwerferunterstand. Die Spurtrasse führt zu einer runden, betonierten Stellung am Rand des Steilhangs, der eigentlichen Scheinwerferstellung (Leuchtrichtung Gardasee).

Leider veranstaltete zum Zeitpunkt unseres Besuchs ein Pärchen im Scheinwerferstand ein Picknick, daher konnte ich ihn nur aus der Entfernung fotografieren:

Bisher konnte ich noch keine detaillierteren Informationen über den Scheinwerferstand finden; in der Nähe stieß ich jedoch auf ein Indiz, wer die Erbauer gewesen sein könnten:

Diese Inschrift findet sich über dem Zugang einer Kaverne in einer Felswand nahe der Scheinwerferstellung; man kann entziffern:

"Erbaut von der Beleuchtungsabteilung No. 1 des k.u.k. Festungsartilleriebataillons No. 4 zur Zeit unserer großen (das letzte Wort ist schwer zu entziffern; "Siege"?)"

Nachfolgend habe ich versucht, das Gesamtensemble aus der Erinnerung heraus zeichnerisch zu rekonstruieren:

Legende:

  1. Scheinwerferunterstand (GPS-Koordinaten 45°52'45.3"N 10°52'04.3"E)
  2. Scheinwerferstellung
  3. Trasse
  4. Via Monte Brione 
  5. Sentiero della Pace
  6. Steilhangkante
  7. Kaverne

In Bezug auf die Scheinwerferstellung selbst ist die Zeichnung sicher unpräzise; die genaue Form und Größe wäre zu verifizieren. Für jede Art von Information zu dieser Scheinwerferstellung wäre ich äußerst dankbar.

Die folgenden beiden Fotos verdeutlichen das Handling von Suchscheinwerfern ganz gut.

Foto Nummer eins (aufgenommen am 28. Juli 1916) zeigt einen 90cm-Scheinwerfer in Tagesstellung an der Strypa (heute Ukraine):

(Quelle: Österreichische Nationalbibliothek, Wien)

Tagsüber wurde der Scheinwerfer in eine geschützte Position gefahren, hier allerdings nicht in einen Unterstand, sondern in einen tiefen Graben. Deutlich zu erkennen: Der Scheinwerfer fuhr nicht auf Schienen, sondern auf einer Fahrspur mit beidseitiger Führung.

Foto Nummer zwei zeigt einen 110cm-Scheinwerfer des Werks Plätzwiese (Pustertal):

(Quelle: Österreichische Nationalbibliothek, Wien)

Vermutlich befindet sich auch dieser Scheinwerfer gerade in Tagesstellung;  im Unterschied zum 90cm-Scheinwerfer des ersten Bildes läuft er klar erkennbar in Schienen.

Wie bereits in Bezug auf den Monte Brione erwähnt, sind mir dort keine Spuren aufgefallen, die auf Schienen schließen lassen würden. Wenn ich nochmal in der Gegend bin, werde ich das gründlich in Augenschein nehmen.



Donnerstag, 17. September 2015

Die Straßensperre von Canale (Tagliata d'Incanal)


 (Wiederhergestellter Post vom September2015 aus dem alten Tavannes-Blog)



Ebenfalls an der italienischen A22 liegt kurz vor der Forte Rivoli, allerdings rechts der Autobahn, die Straßensperre von Canale (Tagliata d'Incanal).

Es handelt sich um keine österreichische Festung, sondern um eine italienische; sie wurde im Rahmen des Ausbaus der Sperrgruppe Rivoli-Ceraino ("sistema di sbarramento montano") errichtet und 1884 fertig gestellt.

Ansicht von Nordosten:

Die Straßensperre war ursprünglich von einem ca. 5 m tiefen Graben umgeben, der von der Spitze des Werks bis zur Etsch verlängert wurde und bei Bedarf geflutet werden konnte. An der kurzen Seite des Kasemattenblocks befand sich eine kleine Kaponniere, durch die diese Grabenverlängerung verteidigt werden konnte.

Rückwärtig verfügte der Graben über einen Erdwall, hinter dem bei Bedarf Geschütze positioniert werden konnten; auf einer Zeichnung des k.u.k. Evidenzbureaus (militärischer Nachrichtendienst Österreich-Ungarns)  ist diese Konstruktion daher als "Anschlussbatterie" bezeichnet:

(Quelle: Wikipedia)

Auf der Zeichnung ist auch die Kaponniere gut zu erkennen.

Das Werk war ursprünglich dreiteilig: Die Straße Canale-Rivoli verlief durch ein Torgebäude, das bergseitig durch zwei Sperrmauern und flussseitig durch einen Kasemattenblock mit Innenhof flankiert wurde (der Plan des Evidenzbureaus ist in diesem Punkt insofern unpräzise, als der Kasemattenblock in Realität asymmetrisch ist).

Der Kasemattenblock:

Im Erdgeschoss des Werks befand sich die Straßendurchfahrt mit zwei Zugbrücken sowie 6 Geschützscharten auf der Frontseite, zwei auf der kurzen Seite und fünf auf der Kehlseite.

Geschützscharte des Kasemattenblocks:

Gewehrscharten des früheren Torgebäudes:

Das Untergeschoss verfügte auf der Frontseite und in der Kehle über Gewehrscharten und auf der kurzen Seite (in der Kaponniere) über zwei Geschützscharten zum Bestreichen des Grabens zur Etsch.

Das Torgebäude wies auf der Front- und auf der Kehlseite drei Geschützscharten auf, auf der Seite weitere zwei.

Zwei mit Gewehrscharten versehene Mauern bilden den Anschluss zur Felswand; von der Felswand aus führte eine Poterne zum gedeckten Weg einer weiteren Anschlussbatterie oberhalb der Straßensperre ("Batteria alta d'Incanal").

Kehlseitige Anschlussmauer zur Felswand:

Poterneneingang:

Die Bewaffnung der Straßensperre bestand aus 6 Hinterladerkanonen im Kaliber 120 oder 150mm und aus 12 Feldgeschützen; Sekundärbewaffnung: 6 Schnellfeuergeschütze.

Vermutlich in den 1960er Jahren wurde das Torgebäude abgerissen, um die Straße zu verbreitern.

Die Anschlussmauern zur Felswand sind heute frei zugänglich; der Kasemattenblock befindet sich in Privatbesitz und kann nur von außen besichtigt werden. Der Graben um das Werk herum und zur Etsch ist verfüllt und nicht mehr sichtbar.

Blick in den Innenhof des Kasemattenblocks:

Die Fotos zu diesem Blogeintrag stammen von einem Besuch am 9. September 2015; die Batteria alta konnte ich leider nicht begehen, ebensowenig (mangels Taschenlampe) die Poterne, die zur Batterie führt.


Sonntag, 13. September 2015

Die italienische Forte Rivoli


 (Wiederhergestellter Post vom 13.09.2015 aus dem alten Tavannes-Blog)



Fährt man die italienische A22, vom Brenner kommend, in Richtung Modena, bemerkt man kurz vor der Anschlussstelle Affi linkerhand eine Festung auf einem Hügel.

Es handelt sich um das ehemalige österreichische Werk Wohlgemuth, heute "Forte Rivoli", benannt nach dem Dorf zu ihren Füßen.

Ansicht von Norden:


Nach dem Krieg von 1848 zwischen Österreich und Sardinien-Piemont wurde beschlossen, das Etschtal an der Chiusa Veneta durch eine Sperrgruppe abzusichern, die zunächst aus den Werken Wohlgemuth, Hlawaty und Mollinary sowie der Straßensperre Etschklause bestand.

Der Bau des Werks Wohlgemuth begann 1851 mit dem Anlegen einer Serpentinenstraße auf den Hügel nördlich des Ortes Rivoli und der Einebnung von dessen Spitze. Das Werk selbst wurde aus Veroneser Marmor erbaut und im Jahr 1854 fertig gestellt.

Es bot Unterkunft für eine Besatzung von 120 Mann und verfügte über folgende Bewaffnung:

- 3 18-Pfünder-Kanonen

- 3 12-Pfünder-Kanonen

- 2 6-Pfünder-Kanonen

- 1 10-Pfünder Haubitze

- 1 10-Pfünder Mörser

Nach dem dritten Unabhängigkeitskrieg 1866 fiel das Veneto endgültig an das Königreich Italien, und die Grenze verschob sich ca. 12 km nördlich von Rivoli.

In einem Generalplan zur Staatsverteidigung wurde 1871 ein Ausbau der Sperrgruppe Rivoli-Ceraino ("sistema di sbarramento montano") auf 8 Anlagen einschließlich einer Modernisierung der ehemals österreichischen Festungen beschlossen.

In den darauf folgenden Jahren wurden am Werk Wohlgemuth (mittlerweile umbenannt in "Forte Rivoli") folgende Modernisierungen vorgenommen.

  • Umkehr der Kampffront in Richtung Norden
  • Hinzufügen einer geraden kasemattierten Batterie ("Batteria Alta") zu der ursprünglich zylindrischen Festung
  • Bau einer detachierten Batterie an der Nordfront des Werks ("Batteria Bassa")
  • Errichtung des Militärhospitals "Massena" am Südhang des Festungshügels
  • Bau einer Pulverkammer südlich von Rivoli, am Fuße des Monte Pipolo

1894 verfügte Forte Rivoli in der Batteria Alta über

  • 4 15cm-Geschütze mit gezogenem Lauf
  • 6 12cm-Geschütze mit gezogenem Lauf
  • 4 15cm-Haubitzen mit gezogenem Lauf

und in der Batteria Bassa über 5 15cm-Geschütze mit gezogenem Lauf.

Angesichts der Brisanzmunitionskrise erwies sich das Werk ziemlich schnell nach seiner Fertigstellung als veraltet und wurde vom Militär nur noch als Magazin genutzt.

Mittlerweile ist es im Besitz der Gemeinde Rivoli und beherbergt ein kleines, aber feines Museum zum ersten Weltkrieg.

Nachfolgend ein paar fotografische Eindrücke.

Ansicht von Süden; die zylindrische Form des ursprünglichen österreichischen Werks ist von hier aus am besten erkennbar:

Werkseingang mit Kehlkoffer; der vorgelagerte Graben ist verfüllt, die Zugbrücke fehlt:

Innenhof mit Brunnen:

Ehemalige österreichische Geschützkasematte im ersten Stock; es handelt sich um den Originalfußboden!


Gang im ersten Stock; links die Hofseite, rechts die Zugänge zu den Geschützkasematten. Man beachte die "Spurrinnen" im Originalfußboden, wohl für die Munitionsversorgung - das Fehlen von Befestigungslöchern lässt darauf schließen, dass hier keine Schienen verliefen:


Die Batteria Bassa, zum Zeitpunkt unseres Besuchs leider nicht zu besichtigen:


Nahverteidigungsgalerie der Batteria Bassa. Man beachte den Unterschied in der baulichen Ausführung im Vergleich zur ursprünglichen österreichischen Festung!


Blick auf die Anlage von Südwesten:


Impression aus dem Museum über den ersten Weltkrieg:


Freitag, 20. Februar 2015

Der Stempel des Festungskommandanten


 (Wiederhergestellter Post vom 20.02.2015 aus dem alten Tavannes-Blog)




Vor ein paar Jahren konnte ich bei eBay einen runden Fauststempel erstehen mit dem Schriftzug "Fort de Tavannes Verdun / Le Commandant".
Ob es sich um ein Original handelte, ließ sich zunächst lange nicht ermitteln. Allzu viel bezahlt hatte ich nicht, in sofern war es mir auch egal, und ich betrachtete den Stempel eine ganze Zeit lang einfach als Kuriosität.
Ich hatte ihn fast schon vergessen, als ich neulich bei der Auswertung des Journals des Festungskommandanten von Tavannes auf den Eintrag vom 13. November 1916 stieß, der - entgegen allen anderen Passagen des Journals - unterschrieben und abgestempelt war. Als ich den Stempel sah, war ich elektrisiert; die folgende Montage zeigt, warum:

Links der (leider sehr schlechte) Scan aus dem Journal, rechts ein Abdruck des Fauststempels.

Ich habe beide Stempel auch übereinander gelegt, und sie sind absolut deckungsgleich.
Mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit habe ich also offenbar einen echten Glücksgriff getan. Dass der Stempel von den Kommandanten des Forts de Tavannes geführt worden sein könnte, berührt mich schon sehr.

Der Eintrag vom 13.11.16 lautet übrigens übersetzt:

"Seit der Wiedereinnahme des Forts de Vaux ist das Fort von keinen großkalibrigen Geschossen mehr getroffen worden. Das vorliegende Buch wurde an die Festungsdienststelle geschickt."

Bei der Unterschrift könnte es sich um die des Kommandanten Joly handeln, eines der Nachfolger des unglücklichen Kommandanten du Champsavin, der am 4. November abgelöst worden war und am 21. Dezember im Hospital in Nantes an den Folgen einer Kohlenmonoxidvergiftung starb, die er sich beim Beschuss des Forts am 11. Juli zugezogen hatte.

Sonntag, 8. Februar 2015

Fort de Choisel


 (Wiederhergestellter Post vom 08.02.2015 aus dem alten Tavannes-Blog)



Hier ein sehr stimmungsvolles Schwarzweißfoto aus dem Fort de Choisel. Es zeigt die Überreste des 75mm Panzerturms und wirkt fast wie die Trümmer eines abgestürzten UFOs:



Luftbild Fort de Tavannes


 (Wiederhergestellter Post vom 08.02.2015 aus dem alten Tavannes-Blog)



Zu den wichtigsten Hilfsmitteln meiner Forschungen im Zusammenhang mit dem Fort de Tavannes gehören Luftbilder aus dem 1. Weltkrieg. Hauptquelle für diese Bilder ist natürlich eBay.
Gerade habe ich wieder eins ersteigert, diesmal für richtig teures Geld, und richtig verstehen tu ich die Gebotshöhe nicht.
Ich beschäftige mich nun seit 32 Jahren mit diesem Fort; ich lese viel darüber, ich bin mit dem Thema in -zig Foren präsent, ich habe massig Kontakte mit anderen Festungsspezialisten. In der ganzen Zeit bin ich noch nie auf jemanden gestoßen, der meinen Enthusiasmus für Tavannes auch nur annähernd geteilt hätte oder darüber geforscht hätte. Warum ist also jemand bereit, so viel Geld für 8,5 x 8,5 cm Papier auszugeben?
Selbst mir fällt das nicht leicht, und ich brauche diese Aufnahmen wirklich.
Ich würde mich sehr freuen, wirklich mal auf einen Gleichgesinnten zu stoßen, mit dem ich mich austauschen könnte. Man könnte auch durchaus eine Übereinkunft in Bezug auf Tavannes-Luftbilder auf eBay treffen; die Technik lässt ja heute vieles zu, ob großformatige Scans oder Papierabzüge.
Sollte also mein anonymer Mitbieter hier mitlesen, bitte ich ihn, sich mit mir in Verbindung zu setzen. Wir finden sicher einen Weg, wie beide an den Luftbildern profitieren können, ohne dass man sich gegenseitig in grenzenlose Höhen bieten muss.

   

Mittwoch, 4. Februar 2015

Fort Villey-le-Sec 2


 (Wiederhergestellter Post vom 04.02.2015 aus dem alten Tavannes-Blog)



Hier eins meiner Lieblingsmotive im Fort Villey-le-Sec, der Drehmechanismus des Mougin-Panzerturms: