Ebenfalls an der italienischen A22 liegt kurz vor der Forte Rivoli, allerdings rechts der Autobahn, die Straßensperre von Canale (Tagliata d'Incanal).
Es handelt sich um keine österreichische Festung, sondern um eine italienische; sie wurde im Rahmen des Ausbaus der Sperrgruppe Rivoli-Ceraino ("sistema di sbarramento montano") errichtet und 1884 fertig gestellt.
Ansicht von Nordosten:
Die Straßensperre war ursprünglich von einem ca. 5 m tiefen Graben umgeben, der von der Spitze des Werks bis zur Etsch verlängert wurde und bei Bedarf geflutet werden konnte. An der kurzen Seite des Kasemattenblocks befand sich eine kleine Kaponniere, durch die diese Grabenverlängerung verteidigt werden konnte.
Rückwärtig verfügte der Graben über einen Erdwall, hinter dem bei Bedarf Geschütze positioniert werden konnten; auf einer Zeichnung des k.u.k. Evidenzbureaus (militärischer Nachrichtendienst Österreich-Ungarns) ist diese Konstruktion daher als "Anschlussbatterie" bezeichnet:
Auf der Zeichnung ist auch die Kaponniere gut zu erkennen.
Das Werk war ursprünglich dreiteilig: Die Straße Canale-Rivoli verlief durch ein Torgebäude, das bergseitig durch zwei Sperrmauern und flussseitig durch einen Kasemattenblock mit Innenhof flankiert wurde (der Plan des Evidenzbureaus ist in diesem Punkt insofern unpräzise, als der Kasemattenblock in Realität asymmetrisch ist).
Der Kasemattenblock:
Im Erdgeschoss des Werks befand sich die Straßendurchfahrt mit zwei Zugbrücken sowie 6 Geschützscharten auf der Frontseite, zwei auf der kurzen Seite und fünf auf der Kehlseite.
Geschützscharte des Kasemattenblocks:
Gewehrscharten des früheren Torgebäudes:
Das Untergeschoss verfügte auf der Frontseite und in der Kehle über Gewehrscharten und auf der kurzen Seite (in der Kaponniere) über zwei Geschützscharten zum Bestreichen des Grabens zur Etsch.
Das Torgebäude wies auf der Front- und auf der Kehlseite drei Geschützscharten auf, auf der Seite weitere zwei.
Zwei mit Gewehrscharten versehene Mauern bilden den Anschluss zur Felswand; von der Felswand aus führte eine Poterne zum gedeckten Weg einer weiteren Anschlussbatterie oberhalb der Straßensperre ("Batteria alta d'Incanal").
Kehlseitige Anschlussmauer zur Felswand:
Poterneneingang:
Die Bewaffnung der Straßensperre bestand aus 6 Hinterladerkanonen im Kaliber 120 oder 150mm und aus 12 Feldgeschützen; Sekundärbewaffnung: 6 Schnellfeuergeschütze.
Vermutlich in den 1960er Jahren wurde das Torgebäude abgerissen, um die Straße zu verbreitern.
Die Anschlussmauern zur Felswand sind heute frei zugänglich; der Kasemattenblock befindet sich in Privatbesitz und kann nur von außen besichtigt werden. Der Graben um das Werk herum und zur Etsch ist verfüllt und nicht mehr sichtbar.
Blick in den Innenhof des Kasemattenblocks:
Die Fotos zu diesem Blogeintrag stammen von einem Besuch am 9. September 2015; die Batteria alta konnte ich leider nicht begehen, ebensowenig (mangels Taschenlampe) die Poterne, die zur Batterie führt.
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