Sonntag, 29. Januar 2023

Update zum Zwischenwerk 1 Gerolfing

Dank eines Berichts der Interalliierten Militär-Kontrollkommission aus dem Jahr 1927 über die Festung Ingolstadt habe ich mittlerweile bessere Informationen über das Zwischenwerk 1 Gerolfing.
Hier zunächst der Werksplan vom Dezember 1891:

Die Kaserne war offenbar baugleich zu der des Zwischenwerks 6 Station Manching. Sie verfügte über 12 Kasematten:

  • Kasematte 1 (vom Eingang aus gesehen am linken Ende) war die Latrine
  • Kasematte 7 hatte Schießscharten und diente zur Eingangsverteidigung.
  • Kasematte 12 war offenbar die Küche; dort befand sich eine Wasserpumpe. Eine Zisterne gab es nicht, ebenso wenig spezielle Einrichtungen für Heizung, Beleuchtung und Lüftung

Die Nahverteidigung wurde außer über Kasematte 7 nur noch über die umlaufende Infanterielinie gewährleistet; übliche Nahverteidigungselemente wie z.B. Kaponnièren gab es nicht.
Der Bericht weist 5 Artilleriestellungen aus; laut Plan müssten es allerdings 7 gewesen sein. Eine Anschlussbatterie gab es nicht. Welche Art von Geschützen eingesetzt wurde, geht aus dem Bericht nicht hervor.
Einziges Kommunikationsmittel war eine Telefonleitung zum Fort Hartmann.

Nun zu den Schutzräumen:
Bis auf die beiden Wachttürme waren alle 3 Schutzräume baugleich. Es gab 3 Räume von ca. 9m x 2,50m, Höhe 2,20m. Der hofseitige Raum war über ein Tor zugänglich und diente offenbar der Unterbringung der Geschütze. Die beiden anderen Räume waren über einen eigenen Gang mit hofseitigem Zugang verbunden; der hintere war dreigeteilt und ich vermute, dass er zur Munitionslagerung diente. Der mittlere Raum dürfte für die Soldaten vorgesehen gewesen sein.

Nicht nur der südliche Schutzraum verfügte über einen Wachtturm 90, sondern auch der nördliche. Das Reliefbild des Bayernviewers lässt darauf schließen, dass auch vom Unterbau des Letzteren noch etwas übrig sein könnte – das wäre zu verifizieren. Die Verbindungsgänge zu den Wachttürmen waren ca. 12 Meter lang und ebenso wie die Unterbauten selbst betoniert.

Damit man sich besser vorstellen kann, wie ein solcher Schutzraum ausgesehen haben könnte, habe ich die Ansicht von der Hofseite farbig aufbereitet - ausdrücklich ohne den Anspruch zu erheben, dass er tatsächlich so aussah:

Inspiriert haben mich andere deutsche Festungsanlagen, z.B. Fort VIII in Manching:

Übersicht:

Die folgenden Beiträge meines Blogs befassen sich mit dem Zwischenwerk 1 Gerolfing:


Montag, 23. Januar 2023

Neues vom Treuberg, Teil 2

Im Geschichtsspuren-Forum bekam ich einen Hinweis, dass das Archiv der Vereinten Nationen in Genf ein digitalisiertes Dossier in französischer Sprache über die Entfestigung von Germersheim enthält:

Das Dossier wurde 1922 erstellt und beschreibt die Vorgaben und die Durchführung der Entfestigung der Festung Germersheim.

Die allgemeine Maßgabe der Alliierten Militärkontrollkommission für die Schleifung der vorgelagerten Werke war, dass

- jegliches Mauerwerk abgerissen werden sollte und

- sich die Abtragung der Wälle auf die Front- und Kehlseite beschränken sollte

Diese Arbeiten wurden 1921 durchgeführt. Für das Vorwerk Treuberg, mit dem ich mich bereits befasst hatte (siehe Linkliste am Ende), wurde abweichend von der og. Maßgabe festgelegt, dass die Wälle der 3 Stirnseiten bis auf eine Höhe von 2 Metern über Hofniveau abgetragen werden sollten. Das erklärt, warum heute hauptsächlich signifikante Reste der seitlichen Wälle sichtbar sind.

Die Abtragung des Vorwerks Treuberg ist auf zwei Fotos dokumentiert:

Abriss des Kehl-Reduits

Zustand nach Abtragung, Blickrichtung Kehle: In der Bildmitte ist die rechte Flanke zu sehen, am rechten Bildrand die linke; dazwischen befand sich ursprünglich das Kehl-Reduit. Die Wälle der 3 Stirnseiten wurden komplett abgetragen!

Außer den Dokumenten, die sich mit der Schleifung befassen, enthält das Dossier auch noch etliche Pläne. Hier zwei Auszüge, die das Vorwerk Treuberg zeigen, beide undatiert:



Abschließend eine Übersicht der anderen Beiträge zur Festung Germersheim: