Sonntag, 12. Juli 2020

Der Infanterieraum 9 nördlich von Gerolfing b. Ingolstadt

Ungefähr in der Mitte zwischen Fort II Hartmann und dem Zwischenwerk 1 Gerolfing liegt die Ruine des Infanterie-Untertretraums 9 (Gebäude Nr. 198 oder "Infanterieraum Dünzlauerweg").

Im Luftbild ist die Anlage als kleines rechteckiges Wäldchen leicht zu finden:


Die Anlage wurde zwischen 1891 und 1893 errichtet und wie fast alle Befestigungsanlagen Ingolstadts nach dem zweiten Weltkrieg gesprengt. Das Reliefbild lässt entsprechend ein Wirrwarr von Trümmern erkennen:


Der Grundrissplan zeigt 7 Kasematten von 6 Metern Tiefe. Die linke (2,5 m breit) diente als Latrine, die anderen 6 (4,0 m breit) als Unterkunftsbereich:


Zum Glück ist die Vegetation bei weitem nicht so dicht und dornig wie beim Infanterieraum 2, so dass man die Ruine relativ leicht erkunden kann.

Als erstes fällt einem ein großes Trümmerstück auf, das vom Eingangsbereich (d.h. der feindabgewandten Seite) stammen dürfte:



Der Übergang der Stampfbetondecke zum Ziegelmauerwerk des Eingangsbereichs ist deutlich zu erkennen:


Hier ein Blick von der anderen Seite:



Sehr schön erkennbar: Die Feinstruktur des Stampfbetons mit Granitsplit:


An anderer Stelle finden sich Trümmer des Ziegelmauerwerks:




Das restliche Trümmerfeld ist eher unspektakulär:


Außer dem Grundrissplan liegen mir leider keine weiteren Informationen über den Infanterieraum vor. Die nachfolgende Prinzipskizze zeigt einen allgemeinen Querschnitt durch einen Infanterie-Untertretraum (grau = Beton, beige = Sand, dunkelrot = Ziegelmauerwerk):


Bei meinem nächsten Besuch im Infanterieraum 9 werde ich überprüfen, ob sich dieser Aufbau vor Ort verifizieren lässt.

Sonntag, 5. Juli 2020

Der Infanterieraum 2 bei Großmehring

Zwischen Großmehring und dem nördlich davon gelegenen Fort Prinz Karl gab es zwei Infanterieräume, IR 1 und IR 2.
IR 1 lag unmittelbar nördlich des Kreisverkehrs der Köschinger Straße und der Luwig-Thoma-Straße. Die Anlage ist komplett verschwunden; heute befindet sich an dieser Stelle ein Regenrückhaltebecken.
IR 2 liegt ca. 300 Meter nordwestlich davon in einem Wäldchen, an dessen Südspitze ein Imker seine Bienenhäuser stehen hat. Das gesamte Werk ist von einem dichten, dornigen Dickicht überwuchert, was den Einsatz einer Machete notwendig machte, um voran zu kommen.

Zunächst wie üblich das Reliefbild:


Die Bienenhäuser befinden sich in der nahezu quadratischen Aussparung am unteren Werksrand.

Der Werksplan zeigt die Position des eigentlichen I-Raums (schwarzes Rechteck):


Der Verlauf der ehemaligen Werksstraße entspricht nicht dem des heutigen Fahrwegs; es war mir durch die dichte Vegetation nicht möglich, ihn vor Ort nachzuvollziehen.

Nur an einer Stelle gestattete das Dickicht einen Blick auf die Reste des Infanterieraums. Das Teleobjektiv ließ hier eine Gewölbeöffnung im Hang erkennen:


Dem galt es natürlich auf die Spur zu gehen. Wie eingangs angedeutet, gibt es keinen einfachen Zugang zum Werk, alles ist dicht überwuchert - ohne Machete keine Chance. Da der Boden aber von Sprengtrümmern jeglicher Größe bedeckt und ebenfalls von dichter Vegetation bedeckt ist, ist das Vorankommen extrem schwierig und gefährlich. Die Winterzeit dürfte für einen Besuch sehr viel besser geeignet sein. Hier ein Blick von der Nordecke hinunter in den Werkshof:


Unten angelangt:


Die Kanten einiger größerer Sprengtrümmer habe ich farblich markiert:


Die kleineren sind unsichtbar, ebenso wie alle Bodenunebenheiten und eventuelle Löcher!
Mit einiger Mühe konnte ich an das Gewölbe gelangen, das ich aus der Ferne entdeckt hatte:


Offenbar hat hier jemand vor langer Zeit eine Art Vordach aus Holz gebaut. Als ich näher an den Eingang herankam, zeigte sich, dass das Gewölbe offenbar weiter in den Hang hinein reicht, als ich erwartet hatte. Mangels Taschenlampe konnte ich leider nicht herausfinden, wie tief es reicht:


Es würde mich sehr interessieren, auch den Rest der Anlage in Augenschein zu nehmen; das wird allerdings einem weiteren Besuch in der kälteren Jahreszeit vorbehalten bleiben müssen.

Freitag, 3. Juli 2020

Der Infanterieraum 6 bei Friedrichshofen / Ingolstadt

Die Brisanzmunitionskrise Mitte der 80er Jahre des 19. Jahrhunderts führte in Ingolstadt zum Ausbau des äußeren Festungsrings mit Anschlussbatterien, Zwischenwerken sowie Munitions- und Infanterieräumen. Nach dem 2. Weltkrieg wurden die meisten dieser Anlagen gesprengt.
Ich habe mir vorgenommen, so viele dieser Anlagen wie möglich zu besuchen und eine Bestandsaufnahme der sichtbaren Reste zu machen.

Der heutige Beitrag befasst sich mit dem Infanterieraum 6 bei Friedrichshofen. Man kann ihn von der St 2335 (ehemalige Kriegsstraße, die die Forts verband) aus leicht erkennen; ihn zu begehen ist nicht ganz so einfach, da er von dichter Vegetation umgeben ist.

Zuerst das obligatorische Reliefbild:



Es zeigt wider Erwarten keine Trümmer, nur eine "Eindellung" des Erdhügels. Ich bin deshalb davon ausgegangen, eine noch relativ intakte Ruine vorzufinden.
Doch weit gefehlt. In natura sieht man --- gar nichts:


Einzig die nachfolgend gezeigten Steinbrocken zeugen davon, dass hier einmal ein I-Raum stand:


Offenbar wurden die gesprengten Überreste des I-Raums zugeschüttet.

Auf der Homepage des Fördervereins Bayerische Landesfestung Ingolstadt gibt es einen Plan der Anlage. Laut Beschreibung war der I-Raum für 250 Mann ausgelegt. 

Ein Kuriosum zum Schluss - der ungewöhnlichste Befund meines Besuchs:


Ein zersplittertes Bokken, also ein hölzernes japanisches Trainingsschwert, wie es beispielsweise beim Iaido oder Aikido verwendet wird. Hier hat offenbar jemand seine Schlagübungen übertrieben ...