Freitag, 11. Dezember 2015

Die Scheinwerferstellung der Batterie Mardi Gras / Verdun


 (Wiederhergestellter Post vom 11.12.2015 aus dem alten Tavannes-Blog)



Diese dem Fort de Tavannes vorgelagerte Scheinwerferstellung befindet sich nördlich der Batterie Mardi Gras, unweit der Bahnlinie zwischen Metz und Verdun.

Ihre Aufgabe bestand in der Überwachung besagter Bahnlinie und der Ausleuchtung feindlicher Stellungen, um den Artilleriebeschuss lenken zu können.

Die Stellung bestand aus drei Elementen: 

1) die Tagstellung, ein beschusssicherer Betonunterstand

2) die Nacht- bzw. Einsatzstellung, eine über eine J-förmige Schienentrasse verbundene vorgelagerte Stellung aus Holz, Sandsäcken und Erde und 

3) ein abgelegenes, nicht gegen Artilleriebeschuss geschütztes Generatorengebäude mit Unterkunft für das Bedienpersonal.

Bei dem Scheinwerfer selbst handelte es sich um eine Bogenlampe mit Manginspiegel ( = rückseitig verspiegelte Linse) von heute unbekanntem Durchmesser.

Isolierte Scheinwerferstellungen wie diese findet man ausschließlich in Verdun. Während der Schlacht 1916 wurde sie nur leicht beschossen, dennoch ist heute von der Nachtstellung oder der J-förmigen Schienentrasse nichts mehr zu sehen. Das Generatorengebäude existiert angeblich noch, was zu verifizieren wäre.

Stellungskarte des Gebietes um die Batterie Mardi Gras (gelb markiert):


Der rote Kreis bezeichnet die Position der Scheinwerferstellung.
Die gelb markierte Straße am unteren Rand entspricht der heutigen Landstraße D603.
Bei der blaue Linie im oberen Bildteil handelt es sich um die Bahnlinie Metz - Verdun.

Fotos des Tagstellungs-Unterstands:


Unlängst konnte ich ein Luftbild erwerben, das unter anderem die Scheinwerferstellung zeigt:


Legende:

  1. Ouvrage de la Laufée
  2. Batterie Mardi Gras
  3. Scheinwerferstellung (GPS 49°10'58.0"N / 5°28'41.3"E)

Das Generatorengebäude (hier ein Bild) konnte ich auch auf dem Luftbild nicht identifizieren. Das Gebilde nordwestlich der Scheinwerferstation nahe an der Bahnlinie ist ein Unterstand, das unmittelbar südlich ein Retranchement (betonierte Grabenstellung).

Nachtrag vom 12.11.2023: Hier gibt es eine schöne Animation, wie eine Scheinwerferstellung vor Verdun funktioniert hat. Gezeigt wird die Scheinwerferstellung im Fumin Wald bei Fort Vaux.

Sonntag, 1. November 2015

Weiteres Sehenswertes auf dem Monte Brione


 (Wiederhergestellter Post vom 01.11.2015 aus dem alten Tavannes-Blog)



Auf dem Monte Brione gibt es außer den bereits beschriebenen Anlagen noch jede Menge kleinere militärische Hinterlassenschaften, deren Sinn und Zweck sich allenfalls erraten lässt.

So stößt man auf dem Sentiero della Pace kurz hinter der Forte Garda auf eine betonierte Stellung:


Am Steilhang endet die Anlage in einer Art Rondell; vielleicht Standort eines kleineren Scheinwerfers?

An der Via Monte Brione befindet sich zwischen der Mittelbatterie und der Scheinwerferstellung eine Kaverne mit Ausgang wahrscheinlich zum Steilhang Richtung Nago. Aus Zeitgründen konnten wir die Kaverne leider nicht näher erkunden, ihr militärischer Charakter ist allerdings unverkennbar (Beobachtungsstation? Suchscheinwerfer?):

Last but not least ein Bunker an der Via Monte Brione, kurz oberhalb des Hotel Benacus:

Die Österreichische Nationalbibliothek in Wien hat ein Foto des Bunkers aus der Zeit des ersten Weltkriegs:

Leider kann der Bunker nicht betreten werden; seine Bestimmung ist unklar.

Last but not least eine Anlage, die sich zwar nicht auf dem Monte Brione befindet, aber von dort aus gut zu sehen ist, die Straßensperre von Nago:


Sie wurde 1860-62 errichtet und bestand aus 3 Gebäuden, einer oberen Batterie, einer unteren Batterie und einem Wachgebäude. Im Ersten Weltkrieg wurde sie, da stark veraltet, nur noch als Unterkunft und Depot genutzt:

(Quelle: Österreichische Nationalbibliothek, Wien)

Das Foto zeigt die obere Batterie, von der heutigen SS240 aus Richtung Norden kommend gesehen.


Dienstag, 27. Oktober 2015

Die Mittelbatterie auf dem Monte Brione


 (Wiederhergestellter Post vom 27.10.2015 aus dem alten Tavannes-Blog)



Die Angaben in der Sekundärliteratur über die Mittelbatterie (auf Italienisch „Batteria di Mezzo“) sind in vielen Aspekten uneinheitlich und widersprüchlich.

Relativ einheitlich sind folgende Angaben:

Es handelt sich um einen einzelnen Batterieblock mit nach Osten gerichteter Front im Stil der Bauperiode Vogl (1884-1900, so genannt nach dem Planer, Feldmarschall Julius Ritter von Vogl). Im Kern besteht die Batterie aus Steinblöcken, z.T. Granit, die mit Beton überdeckt wurden. 

Die Aufgabe der Mittelbatterie bestand in der Kontrolle des Loppiotals mit der von Rovereto kommenden Straße, der Hänge des Monte Altissimo sowie der Bahnstrecke Mori-Arco-Riva.

Die Batterie verfügte über vier 12cm-Minimalschartenkanonen Modell 1896 in gepanzerten Kasematten und zwei 8mm-Maschinengewehre Modell 1893. Die Geschütze wurden über eine Beobachtungsstation gelenkt; an den beiden Kopfseiten des Kasemattenblocks befanden sich Suchscheinwerferstellungen.

Hier ein Foto einer Minimalschartenkanone im Werk Corte:

(Quelle: Österreichische Nationalbibliothek, Wien)

Ein interessanter Auszug aus einem "Lehrbuch der Waffenlehre" von 1905 über diesen Geschütztyp findet sich hier.

Geschützkasematten der Batterie:


Zu Beginn des Krieges wurden die Geschütze ausgebaut und in offene Feldstellungen auf dem Monte Brione verbracht; das nachfolgende Foto zeigt vermutlich eine solche Feldstellung zwischen dem Werk  Garda und der Mittelbatterie:

Zu den uneinheitlichen Angaben, die man zur Mittelbatterie findet, gehört der genaue Errichtungszeitpunkt; hier findet man Angaben zwischen 1885/88 und 1898-1900. Ich persönlich halte 1898-1900 für wahrscheinlicher, was aber zu verifizieren wäre.

In manchen Quellen ist außerdem die Rede von einem breiten Stollen, der vom Werk aus zu Beobachtungsstellungen in der Steilwand des Monte Brione führen soll; da das Werk nur von außen besichtigt werden kann, lässt sich diese Behauptung leider nicht verifizieren.

Die letzte Unstimmigkeit betrifft die Besatzung: Je nach Quelle ist von 70-80 Mann, 114 Mann plus 2 Offizieren oder von bis zu 150 Mann die Rede.

Heutiger Zustand der Mittelbatterie: Sehr gut erhalten, aber komplett verschlossen. Eine Innenbesichtigung ist nur zu wenigen besonderen Anlässen möglich. Man erreicht die Batterie entweder über den Sentiero della Pace, was allerdings angesichts der extrem hohen Stufen sehr mühselig ist, oder – etwas bequemer - über die Via Brione am Hotel Benacus vorbei. Hinweis: Ab dem Hotel Benacus ist die Via Brione für den Fahrzeugverkehr gesperrt!

Außenansichten der Batterie:



Nahverteidigungsscharte:

Blick ins Innere:




Dienstag, 6. Oktober 2015

Die Forte Garda auf dem Monte Brione


 (Wiederhergestellter Post vom 06.10.2015 aus dem alten Tavannes-Blog)



Das Werk Garda gehört zusammen mit der Mittel- und der Nordbatterie zur ehemaligen österreichischen Sperrgruppe Monte Brione, deren Aufgabe die Verteidigung des nördlichen Gardasee-Gebiets war.

Über den Zeitpunkt seiner Errichtung findet man unterschiedliche Angaben im Zeitraum 1904 – 1909.

Es handelt sich um ein großes Werk aus Beton, dem Terrain angepasst, ausgelegt für eine Besatzung von 150 – 200 Mann.

Seine Hauptbewaffnung bestand ursprünglich aus vier 100m-Haubitzen in drehbaren Panzertürmen sowie weiteren Geschützen kleineren Kalibers in Kasematten und einigen Maschinengewehren.

Zu Beginn des ersten Weltkriegs wurden die Panzertürme ausgebaut und die Geschütze in Zwischenfeldbatterien auf dem Monte Brione eingesetzt. Die Geschützbrunnen wurden mit Scheinkuppeln aus Beton versehen; Baumstämme sollten Geschützrohre vortäuschen.

Das Werk ist heute in einem recht guten Zustand; man erreicht es auf dem Sentiero della Pace als erstes Werk auf dem Monte Brione nach einigen Minuten Aufstieg von der Forte San Nicolò am Hafen von Riva aus.

Zum Zeitpunkt unseres Besuchs war es leider verschlossen und nur von außen begehbar; angeblich kann man es an den Wochenenden auch innen besichtigen.

Erste Ansicht des Werks:

Hauptblock:

Im Vergleich dazu eine Aufnahme während des Krieges:

(Quelle: Österreichische Nationalbibliothek, Wien)

Hauptblock, andere Seite:

Eine Aufnahme des Eingangs während des Krieges:

(Quelle: Österreichische Nationalbibliothek, Wien)

Dach des Werks mit den Scheinkuppeln:

Ansicht während des Krieges:

(Quelle: Österreichische Nationalbibliothek, Wien)

Ebenfalls auf dem Dach: Ein Beobachtungsstand:

Kurz hinter dem Werk:  Ein Bunker, leider ebenfalls verschlossen



Donnerstag, 1. Oktober 2015

Die Scheinwerferstellung auf dem Monte Brione


 (Wiederhergestellter Post vom 01.10.2015 aus dem alten Tavannes-Blog)



Auf dem Monte Brione, einer sichelförmigen Erhebung am Nordende des Gardasees, befinden sich 3 österreichische Werke des Festungsriegels Garda: Die Forte Garda, die Batteria di Mezzo und die Forte San Alessandro, die sich heute durch einen sorgfältig angelegten Wanderweg - den Sentiero della Pace - zu Fuß einfach erschließen lassen. 

Zwei dieser Werke konnte ich unlängst besuchen; ich werde sie noch vorstellen.

Wesentlich interessanter als die Festungen auf dem Monte Brione - die übrigens verschlossen sind und nur zu besonderen Anlässen auch innen besichtigt werden können - fand ich eine Scheinwerferstellung ungefähr auf halber Strecke zwischen der Forte Garda und der Batteria die Mezzo.

Auf dem Weg bergauf fiel zunächst eine Betonkonstruktion in einiger Entfernung vom Weg auf:


Eine ehemals militärische Nutzung ahnend, konnte ich mir den Zweck des Bauwerks zunächst nicht erklären, bis mir daneben eine bergauf führende Trasse mit zwei parallelen betonierten "Spuren" auffiel:

Aus dem Stahltor des Bauwerks führen gleichartige Spuren bergab und stoßen im spitzen Winkel auf die bergauf führende Trasse (auf dem Foto leider nicht wirklich gut erkennbar):


Des Rätsels Lösung: Es handelt sich um die eine betonierte Fahrspur, und das merkwürdige Gebäude ist ein Scheinwerferunterstand. Die Spurtrasse führt zu einer runden, betonierten Stellung am Rand des Steilhangs, der eigentlichen Scheinwerferstellung (Leuchtrichtung Gardasee).

Leider veranstaltete zum Zeitpunkt unseres Besuchs ein Pärchen im Scheinwerferstand ein Picknick, daher konnte ich ihn nur aus der Entfernung fotografieren:

Bisher konnte ich noch keine detaillierteren Informationen über den Scheinwerferstand finden; in der Nähe stieß ich jedoch auf ein Indiz, wer die Erbauer gewesen sein könnten:

Diese Inschrift findet sich über dem Zugang einer Kaverne in einer Felswand nahe der Scheinwerferstellung; man kann entziffern:

"Erbaut von der Beleuchtungsabteilung No. 1 des k.u.k. Festungsartilleriebataillons No. 4 zur Zeit unserer großen (das letzte Wort ist schwer zu entziffern; "Siege"?)"

Nachfolgend habe ich versucht, das Gesamtensemble aus der Erinnerung heraus zeichnerisch zu rekonstruieren:

Legende:

  1. Scheinwerferunterstand (GPS-Koordinaten 45°52'45.3"N 10°52'04.3"E)
  2. Scheinwerferstellung
  3. Trasse
  4. Via Monte Brione 
  5. Sentiero della Pace
  6. Steilhangkante
  7. Kaverne

In Bezug auf die Scheinwerferstellung selbst ist die Zeichnung sicher unpräzise; die genaue Form und Größe wäre zu verifizieren. Für jede Art von Information zu dieser Scheinwerferstellung wäre ich äußerst dankbar.

Die folgenden beiden Fotos verdeutlichen das Handling von Suchscheinwerfern ganz gut.

Foto Nummer eins (aufgenommen am 28. Juli 1916) zeigt einen 90cm-Scheinwerfer in Tagesstellung an der Strypa (heute Ukraine):

(Quelle: Österreichische Nationalbibliothek, Wien)

Tagsüber wurde der Scheinwerfer in eine geschützte Position gefahren, hier allerdings nicht in einen Unterstand, sondern in einen tiefen Graben. Deutlich zu erkennen: Der Scheinwerfer fuhr nicht auf Schienen, sondern auf einer Fahrspur mit beidseitiger Führung.

Foto Nummer zwei zeigt einen 110cm-Scheinwerfer des Werks Plätzwiese (Pustertal):

(Quelle: Österreichische Nationalbibliothek, Wien)

Vermutlich befindet sich auch dieser Scheinwerfer gerade in Tagesstellung;  im Unterschied zum 90cm-Scheinwerfer des ersten Bildes läuft er klar erkennbar in Schienen.

Wie bereits in Bezug auf den Monte Brione erwähnt, sind mir dort keine Spuren aufgefallen, die auf Schienen schließen lassen würden. Wenn ich nochmal in der Gegend bin, werde ich das gründlich in Augenschein nehmen.



Donnerstag, 17. September 2015

Die Straßensperre von Canale (Tagliata d'Incanal)


 (Wiederhergestellter Post vom September2015 aus dem alten Tavannes-Blog)



Ebenfalls an der italienischen A22 liegt kurz vor der Forte Rivoli, allerdings rechts der Autobahn, die Straßensperre von Canale (Tagliata d'Incanal).

Es handelt sich um keine österreichische Festung, sondern um eine italienische; sie wurde im Rahmen des Ausbaus der Sperrgruppe Rivoli-Ceraino ("sistema di sbarramento montano") errichtet und 1884 fertig gestellt.

Ansicht von Nordosten:

Die Straßensperre war ursprünglich von einem ca. 5 m tiefen Graben umgeben, der von der Spitze des Werks bis zur Etsch verlängert wurde und bei Bedarf geflutet werden konnte. An der kurzen Seite des Kasemattenblocks befand sich eine kleine Kaponniere, durch die diese Grabenverlängerung verteidigt werden konnte.

Rückwärtig verfügte der Graben über einen Erdwall, hinter dem bei Bedarf Geschütze positioniert werden konnten; auf einer Zeichnung des k.u.k. Evidenzbureaus (militärischer Nachrichtendienst Österreich-Ungarns)  ist diese Konstruktion daher als "Anschlussbatterie" bezeichnet:

(Quelle: Wikipedia)

Auf der Zeichnung ist auch die Kaponniere gut zu erkennen.

Das Werk war ursprünglich dreiteilig: Die Straße Canale-Rivoli verlief durch ein Torgebäude, das bergseitig durch zwei Sperrmauern und flussseitig durch einen Kasemattenblock mit Innenhof flankiert wurde (der Plan des Evidenzbureaus ist in diesem Punkt insofern unpräzise, als der Kasemattenblock in Realität asymmetrisch ist).

Der Kasemattenblock:

Im Erdgeschoss des Werks befand sich die Straßendurchfahrt mit zwei Zugbrücken sowie 6 Geschützscharten auf der Frontseite, zwei auf der kurzen Seite und fünf auf der Kehlseite.

Geschützscharte des Kasemattenblocks:

Gewehrscharten des früheren Torgebäudes:

Das Untergeschoss verfügte auf der Frontseite und in der Kehle über Gewehrscharten und auf der kurzen Seite (in der Kaponniere) über zwei Geschützscharten zum Bestreichen des Grabens zur Etsch.

Das Torgebäude wies auf der Front- und auf der Kehlseite drei Geschützscharten auf, auf der Seite weitere zwei.

Zwei mit Gewehrscharten versehene Mauern bilden den Anschluss zur Felswand; von der Felswand aus führte eine Poterne zum gedeckten Weg einer weiteren Anschlussbatterie oberhalb der Straßensperre ("Batteria alta d'Incanal").

Kehlseitige Anschlussmauer zur Felswand:

Poterneneingang:

Die Bewaffnung der Straßensperre bestand aus 6 Hinterladerkanonen im Kaliber 120 oder 150mm und aus 12 Feldgeschützen; Sekundärbewaffnung: 6 Schnellfeuergeschütze.

Vermutlich in den 1960er Jahren wurde das Torgebäude abgerissen, um die Straße zu verbreitern.

Die Anschlussmauern zur Felswand sind heute frei zugänglich; der Kasemattenblock befindet sich in Privatbesitz und kann nur von außen besichtigt werden. Der Graben um das Werk herum und zur Etsch ist verfüllt und nicht mehr sichtbar.

Blick in den Innenhof des Kasemattenblocks:

Die Fotos zu diesem Blogeintrag stammen von einem Besuch am 9. September 2015; die Batteria alta konnte ich leider nicht begehen, ebensowenig (mangels Taschenlampe) die Poterne, die zur Batterie führt.