Dienstag, 27. Oktober 2015

Die Mittelbatterie auf dem Monte Brione


 (Wiederhergestellter Post vom 27.10.2015 aus dem alten Tavannes-Blog)



Die Angaben in der Sekundärliteratur über die Mittelbatterie (auf Italienisch „Batteria di Mezzo“) sind in vielen Aspekten uneinheitlich und widersprüchlich.

Relativ einheitlich sind folgende Angaben:

Es handelt sich um einen einzelnen Batterieblock mit nach Osten gerichteter Front im Stil der Bauperiode Vogl (1884-1900, so genannt nach dem Planer, Feldmarschall Julius Ritter von Vogl). Im Kern besteht die Batterie aus Steinblöcken, z.T. Granit, die mit Beton überdeckt wurden. 

Die Aufgabe der Mittelbatterie bestand in der Kontrolle des Loppiotals mit der von Rovereto kommenden Straße, der Hänge des Monte Altissimo sowie der Bahnstrecke Mori-Arco-Riva.

Die Batterie verfügte über vier 12cm-Minimalschartenkanonen Modell 1896 in gepanzerten Kasematten und zwei 8mm-Maschinengewehre Modell 1893. Die Geschütze wurden über eine Beobachtungsstation gelenkt; an den beiden Kopfseiten des Kasemattenblocks befanden sich Suchscheinwerferstellungen.

Hier ein Foto einer Minimalschartenkanone im Werk Corte:

(Quelle: Österreichische Nationalbibliothek, Wien)

Ein interessanter Auszug aus einem "Lehrbuch der Waffenlehre" von 1905 über diesen Geschütztyp findet sich hier.

Geschützkasematten der Batterie:


Zu Beginn des Krieges wurden die Geschütze ausgebaut und in offene Feldstellungen auf dem Monte Brione verbracht; das nachfolgende Foto zeigt vermutlich eine solche Feldstellung zwischen dem Werk  Garda und der Mittelbatterie:

Zu den uneinheitlichen Angaben, die man zur Mittelbatterie findet, gehört der genaue Errichtungszeitpunkt; hier findet man Angaben zwischen 1885/88 und 1898-1900. Ich persönlich halte 1898-1900 für wahrscheinlicher, was aber zu verifizieren wäre.

In manchen Quellen ist außerdem die Rede von einem breiten Stollen, der vom Werk aus zu Beobachtungsstellungen in der Steilwand des Monte Brione führen soll; da das Werk nur von außen besichtigt werden kann, lässt sich diese Behauptung leider nicht verifizieren.

Die letzte Unstimmigkeit betrifft die Besatzung: Je nach Quelle ist von 70-80 Mann, 114 Mann plus 2 Offizieren oder von bis zu 150 Mann die Rede.

Heutiger Zustand der Mittelbatterie: Sehr gut erhalten, aber komplett verschlossen. Eine Innenbesichtigung ist nur zu wenigen besonderen Anlässen möglich. Man erreicht die Batterie entweder über den Sentiero della Pace, was allerdings angesichts der extrem hohen Stufen sehr mühselig ist, oder – etwas bequemer - über die Via Brione am Hotel Benacus vorbei. Hinweis: Ab dem Hotel Benacus ist die Via Brione für den Fahrzeugverkehr gesperrt!

Außenansichten der Batterie:



Nahverteidigungsscharte:

Blick ins Innere:




Dienstag, 6. Oktober 2015

Die Forte Garda auf dem Monte Brione


 (Wiederhergestellter Post vom 06.10.2015 aus dem alten Tavannes-Blog)



Das Werk Garda gehört zusammen mit der Mittel- und der Nordbatterie zur ehemaligen österreichischen Sperrgruppe Monte Brione, deren Aufgabe die Verteidigung des nördlichen Gardasee-Gebiets war.

Über den Zeitpunkt seiner Errichtung findet man unterschiedliche Angaben im Zeitraum 1904 – 1909.

Es handelt sich um ein großes Werk aus Beton, dem Terrain angepasst, ausgelegt für eine Besatzung von 150 – 200 Mann.

Seine Hauptbewaffnung bestand ursprünglich aus vier 100m-Haubitzen in drehbaren Panzertürmen sowie weiteren Geschützen kleineren Kalibers in Kasematten und einigen Maschinengewehren.

Zu Beginn des ersten Weltkriegs wurden die Panzertürme ausgebaut und die Geschütze in Zwischenfeldbatterien auf dem Monte Brione eingesetzt. Die Geschützbrunnen wurden mit Scheinkuppeln aus Beton versehen; Baumstämme sollten Geschützrohre vortäuschen.

Das Werk ist heute in einem recht guten Zustand; man erreicht es auf dem Sentiero della Pace als erstes Werk auf dem Monte Brione nach einigen Minuten Aufstieg von der Forte San Nicolò am Hafen von Riva aus.

Zum Zeitpunkt unseres Besuchs war es leider verschlossen und nur von außen begehbar; angeblich kann man es an den Wochenenden auch innen besichtigen.

Erste Ansicht des Werks:

Hauptblock:

Im Vergleich dazu eine Aufnahme während des Krieges:

(Quelle: Österreichische Nationalbibliothek, Wien)

Hauptblock, andere Seite:

Eine Aufnahme des Eingangs während des Krieges:

(Quelle: Österreichische Nationalbibliothek, Wien)

Dach des Werks mit den Scheinkuppeln:

Ansicht während des Krieges:

(Quelle: Österreichische Nationalbibliothek, Wien)

Ebenfalls auf dem Dach: Ein Beobachtungsstand:

Kurz hinter dem Werk:  Ein Bunker, leider ebenfalls verschlossen



Donnerstag, 1. Oktober 2015

Die Scheinwerferstellung auf dem Monte Brione


 (Wiederhergestellter Post vom 01.10.2015 aus dem alten Tavannes-Blog)



Auf dem Monte Brione, einer sichelförmigen Erhebung am Nordende des Gardasees, befinden sich 3 österreichische Werke des Festungsriegels Garda: Die Forte Garda, die Batteria di Mezzo und die Forte San Alessandro, die sich heute durch einen sorgfältig angelegten Wanderweg - den Sentiero della Pace - zu Fuß einfach erschließen lassen. 

Zwei dieser Werke konnte ich unlängst besuchen; ich werde sie noch vorstellen.

Wesentlich interessanter als die Festungen auf dem Monte Brione - die übrigens verschlossen sind und nur zu besonderen Anlässen auch innen besichtigt werden können - fand ich eine Scheinwerferstellung ungefähr auf halber Strecke zwischen der Forte Garda und der Batteria die Mezzo.

Auf dem Weg bergauf fiel zunächst eine Betonkonstruktion in einiger Entfernung vom Weg auf:


Eine ehemals militärische Nutzung ahnend, konnte ich mir den Zweck des Bauwerks zunächst nicht erklären, bis mir daneben eine bergauf führende Trasse mit zwei parallelen betonierten "Spuren" auffiel:

Aus dem Stahltor des Bauwerks führen gleichartige Spuren bergab und stoßen im spitzen Winkel auf die bergauf führende Trasse (auf dem Foto leider nicht wirklich gut erkennbar):


Des Rätsels Lösung: Es handelt sich um die eine betonierte Fahrspur, und das merkwürdige Gebäude ist ein Scheinwerferunterstand. Die Spurtrasse führt zu einer runden, betonierten Stellung am Rand des Steilhangs, der eigentlichen Scheinwerferstellung (Leuchtrichtung Gardasee).

Leider veranstaltete zum Zeitpunkt unseres Besuchs ein Pärchen im Scheinwerferstand ein Picknick, daher konnte ich ihn nur aus der Entfernung fotografieren:

Bisher konnte ich noch keine detaillierteren Informationen über den Scheinwerferstand finden; in der Nähe stieß ich jedoch auf ein Indiz, wer die Erbauer gewesen sein könnten:

Diese Inschrift findet sich über dem Zugang einer Kaverne in einer Felswand nahe der Scheinwerferstellung; man kann entziffern:

"Erbaut von der Beleuchtungsabteilung No. 1 des k.u.k. Festungsartilleriebataillons No. 4 zur Zeit unserer großen (das letzte Wort ist schwer zu entziffern; "Siege"?)"

Nachfolgend habe ich versucht, das Gesamtensemble aus der Erinnerung heraus zeichnerisch zu rekonstruieren:

Legende:

  1. Scheinwerferunterstand (GPS-Koordinaten 45°52'45.3"N 10°52'04.3"E)
  2. Scheinwerferstellung
  3. Trasse
  4. Via Monte Brione 
  5. Sentiero della Pace
  6. Steilhangkante
  7. Kaverne

In Bezug auf die Scheinwerferstellung selbst ist die Zeichnung sicher unpräzise; die genaue Form und Größe wäre zu verifizieren. Für jede Art von Information zu dieser Scheinwerferstellung wäre ich äußerst dankbar.

Die folgenden beiden Fotos verdeutlichen das Handling von Suchscheinwerfern ganz gut.

Foto Nummer eins (aufgenommen am 28. Juli 1916) zeigt einen 90cm-Scheinwerfer in Tagesstellung an der Strypa (heute Ukraine):

(Quelle: Österreichische Nationalbibliothek, Wien)

Tagsüber wurde der Scheinwerfer in eine geschützte Position gefahren, hier allerdings nicht in einen Unterstand, sondern in einen tiefen Graben. Deutlich zu erkennen: Der Scheinwerfer fuhr nicht auf Schienen, sondern auf einer Fahrspur mit beidseitiger Führung.

Foto Nummer zwei zeigt einen 110cm-Scheinwerfer des Werks Plätzwiese (Pustertal):

(Quelle: Österreichische Nationalbibliothek, Wien)

Vermutlich befindet sich auch dieser Scheinwerfer gerade in Tagesstellung;  im Unterschied zum 90cm-Scheinwerfer des ersten Bildes läuft er klar erkennbar in Schienen.

Wie bereits in Bezug auf den Monte Brione erwähnt, sind mir dort keine Spuren aufgefallen, die auf Schienen schließen lassen würden. Wenn ich nochmal in der Gegend bin, werde ich das gründlich in Augenschein nehmen.